Wurzeln wie die wunderbaren, zeitlosen Werke eines Johann Sebastian Bach. Mit dessen Choralbearbeitung "Komm Gott, Schöpfer, Heiliger Geist" eröffnete Jörg Reddin an der Wender-Orgel den Konzertnachmittag. Es folgte ein vielfältiger Reigen vor allem geistlicher Werke, mit denen der vielfach preisgekrönte Klaus Mertens einmal mehr seine unverwechselbare Ausdruckstärke und sein angenehmes Timbre zeigen konnte. Gleich eingangs beim "Cantabo Domino" von Allesandro Grandi erfüllte seien kraftvolle Stimme die Bachkirche bis in den letzten Winkel. Anderthalb Stunden später endete das Konzert mit einigen der "Biblischen Lieder" von Antonín Dvorák, gesungen im tschechischen Original. Die Zuschauer verstanden die Emotionen, die Sehnsucht nach der Heimat, welche der Komponist während seiner Zeit in New York zu Papier brachte, auch so.
Die Sehnsucht nach guter Musik sie war zuvor von Klaus Mertens und Jörg Reddin in perfekter Harmonie von Gesangstimme und Orgel zumindest für den Augenblick gestillt worden. Wie es in der Bachkirche bei vielen Konzerten schöne Tradition ist erklangen sowohl die barocke Wender- wie die romantische Steinmeyer-Orgel, was für eine besondere musikalische Vielfalt sorgte. Da traf zum Beispiel das fröhliche Scherzo aus Anton Bruckners "Nullter Sinfonie" auf die sinn-schweren geistlichen Lieder eines Max Reger, mit all ihrer Tiefe und Dramatik.
"Wir sind privilegiert, heute hier diese Musik hören zu können", hatte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Schirmherr des Orgelsommers, in der kurzen Orgel-Wechselpause gemeint. Auch er wertete die Konzertreihe als "ein Stück zurück zur Normalität" und dankte den Veranstaltern "für den Mut, den Orgelsommer zu planen."