Ilmenau - Ein Mann habe den Schüler der Grundschule Karl Zink auf dem Weg vom Hort zur Turnhalle abgepasst und ihn mit in die Stadt genommen. Das Kind habe jedoch abhauen können und sei unversehrt wieder an der Schule angekommen, wo schon ein Angehöriger gewartet habe. Wie es in einem von der Schule veröffentlichten Elternbrief heißt, sei Anzeige erstattet worden.

Dies konnte Susanne Schmidt, Sprecherin der Landespolizeidirektion Gotha, bestätigen. Am Montag hätten die Eltern des Jungen aus Ilmenau Anzeige bei der Polizei erstattet. Ob es sich - wie momentan vorrangig im Internet verbreitet, jedoch um eine versuchte Entführung oder das in der Fachsprache „Ansprechen eines Kindes“ handelt, könne man laut Polizeisprecherin noch nicht sagen. „Wir wissen bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wie der Sachverhalt einzuordnen ist, denn das Kind muss erst noch einmal von der Kripo vernommen werden. Das wird am Donnerstagnachmittag geschehen“, so Schmidt auf Nachfrage unserer Zeitung.

Gerüchten zu Folge sollen in der Vergangenheit schon einmal Kinder auf dem Schulweg in Ilmenau angesprochen worden sein – hierzu konnte Susanne Schmidt nur sagen: „Zumindest haben wir bisher thüringenweit noch nie einen Fall von Entführung registriert“.

In der Schule, ist dem Elternbrief zu entnehmen, seien die Kinder noch einmal von ihren Klassenlehrern darüber aufgeklärt worden, nicht mit Fremden mitzugehen, sich zu wehren und zu schreien, sollte solch eine Situation wie am Montag auftreten. Ebenso habe man noch einmal die Inhalte der Präventionsstunde mit Blanka Leicht von der Polizei zu diesem Thema ins Gedächtnis gerufen. „Bitte sprechen auch Sie noch einmal mit ihrem Kind, begleiten Sie es in der nächsten Zeit in die Schule und holen Sie es ab. Oder sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Kind gemeinsam mit anderen Kindern auf den Schulweg macht“, wird in dem Elternbrief geraten, der mittlerweile auch über die Grenzen der Goethestadt hinaus im sozialen Netzwerk Facebook geteilt wurde.

Susanne Schmidt sieht diese rasche Verbreitung der Nachricht einer mutmaßlichen Entführung etwas kritisch, solange die Sachlage nicht genau geklärt sei. In jedem Fall, sagt sie, werde man nach dem Gespräch mit dem Kind noch einen Zeugenaufruf starten, um den Mann gegebenenfalls identifizieren zu können – jedoch müsse man abwarten, wie genau der Junge diesen beschreiben kann. Bei der Grundschule Karl Zink in Ilmenau war am Mittwoch niemand für Nachfragen zu erreichen. So beispielsweise zu dem Hinweis im Elternbrief, dass die Schultüren in der ersten und zweiten Lernzeit verschlossen seien und das Schließsystem seit dieser Woche fehlerfrei funktioniere.

Susanne Schmidt von der Landespolizeiinspektion Gotha rät Eltern indes noch einmal prinzipiell, sich mit ihren Kindern über mögliche Gefahren auszutauschen, die lauern, wenn einen eine fremde Person anspricht. Sie kann die momentane Skepsis und Angst nach den geschilderten Vorfällen gut nachvollziehen, rät aber dazu, nicht in Panik zu verfallen, bevor der Sachverhalt nicht eindeutig geklärt sei.

Auf Nachfrage bei der Polizei hieß es, dass vermutlich schon am Donnerstag genauere Erkenntnisse vorliegen würden. Die Polizei prüft indes, ob es sich wirklich um eine Entführung handelt.

Bereits am 27. Oktober war ein Junge in Gotha von einem fremden Mann am Fahrstuhl eines Wohnhauses angesprochen worden. Der Mann habe ihm Geld für sexuelle Handlungen angeboten, wie die Polizei Gotha mitteilte. Als der Junge wiederholt ablehnte, habe sich der etwa 35 Jahre alte Mann aus dem Staub gemacht. Auch die Polizei Gotha sucht Zeugen.