Neu ordnen
In ihre zwei neuesten Mitbewohner - beide zu Beginn ohne jegliche Ausbildung - habe die 25-Jährige seit vergangenem Herbst viel Zeit und Arbeit gesteckt. "Ich habe es zum Beispiel geschafft, dass meine Tochter auf ihnen sitzen und ich die Tiere dabei führen kann", sagt die Gehrenerin. Sich um ihre Tiere zu kümmern, die Ponys zu putzen, mit ihnen spazieren zu gehen, sie zu trainieren und vieles mehr, das sei für Rosalie nicht bloß Hobby und schon gar nicht lästige Pflicht.
Im Gegenteil: Für sie ist es eine perfekte Möglichkeit, einmal Abstand beziehungsweise eine kurze Auszeit vom Alltag mit ihren vielfältigen Aufgaben als Mutter zweier Kinder, Studentin und Ehefrau zu nehmen; sich wieder zu fokussieren und neu zu ordnen. "Das tut mir sehr gut. Und da bin ich ein Mensch, der keine besonderen Bedürfnisse hat; also gesund ist. Wie geht es dann Menschen, die an Burnout erkrankt sind oder Kindern mit einem Aufmerksamkeitsproblem? Was können die Pferde bei ihnen Positives bewirken?", hatte sich Rosalie gefragt.
Und zufällig auch eine Reportage über eine Ziegenhirtin gesehen, die mit ihren Tieren Landschaftspflege betreibt und sich dabei von gestressten Burnout-Patienten begleiten lässt.
Bald hatte die junge Frau, die sich in ihrem Bachelor-Studium "Erziehungswissenschaften und Musikerziehung" in Erfurt auch mit tiergestützer Pädagogik beschäftigt hatte, ein Konzept geschrieben. Die Idee: Kinder und Erwachsene unternehmen mit der 25-Jährigen und den Ponys eine Wanderung in die schöne Natur rund um Gehren. Sie können die kleinen Pferde führen und dabei die Seele baumeln lassen. Pausen mit Ausblick, Brotzeit und Kaffee und Kuchen auf Wunsch inklusive. Ebenso das Putzen und Versorgen der Ponys. Und weil Rosalie, die gerade sogar noch zusätzlich einen Master absolviert, durch ihr Studium auch die nötige Qualifikation besitzt, können auf Wunsch auch Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sowie sogenannte systemische Beratung (kurz erklärt: Hilfe durch Selbstreflexion, Anmerkung der Red. ) hinzukommen.
"Besonders Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder Erwachsene mit ersten Anzeichen eines Burnout oder sonstigen stressauslösenden Beeinträchtigungen können völlige Entspannung und Naturverbundenheit erfahren. Ziel ist, eine positive Wirkung auf das Erleben und Verhalten zu erreichen", erklärt Rosalie.
Schon Interessenten
Was hört man, wenn man eine Minute schweigt? Wie riecht es in der Natur? Wie muss ich mich verhalten, um den sensiblen Pferdinand an einem für ihn womöglich gefährlich wirkenden Ast vorbeizuführen? Wie spiegeln die Tiere meine Emotionen und Energie? All das und vieles mehr kann praktisch erfahren werden.
Die Strecken für die Pony-Touren sind zwischen zweieinhalb und neun Kilometer lang; ausgelegt auf Runden mit reiner Laufzeit von einer Dreiviertel bis zu etwa drei beziehungsweise vier Stunden. Plus Pausen. Inseriert hat Rosalie ihre innovative Geschäftsidee bisher zwar bloß bei einem Kleinanzeigen-Portal, doch schnell war Interesse an den Pony-Wanderungen mit den Shettys geweckt.
"Einen festen Termin habe ich zum Beispiel schon. Eine Dame hat eine Tour für ihre fünf Jahre alte Enkelin gebucht", sagt Rosalie. Die natürlich hofft, dass sich bald noch viele weitere Interessierte für ihr Angebot begeistern und erfahren, welch heilsame Wirkung die Nähe zu und das Interagieren mit den sensiblen Tieren hat. "Denn Hobby und Beruf zu kombinieren - wenn das funktioniert, dann ist es doch das Beste, was einem passieren kann, oder?", so die Gehrenerin.
Mehr Infos gibt es unter:
www.ponywanderung-thueringerwald.de