In den Kindergärten im Bereich der Landgemeinde sind noch einmal gut 200 Kinder unterhalb des Schulalters von den Schließungsmaßnahmen betroffen. Auch dort gilt ein Notfallbetreuungsangebot bei entsprechenden Berufsgruppen der Eltern. In Großbreitenbachs Kindergarten "Spatzennest", in dem laut Leiterin Regina Rißland in normalen Zeiten 97 Kindergarten- und 22 Hortkinder betreut werden, erwartete die Leiterin ab Dienstag lediglich noch vier bis fünf Kinder von Eltern aus besonders wichtigen Berufsfeldern, wie sie am Montag zunächst auch nur vermuten konnte. Auch dort sei aber das Personal erst einmal weiter da, würden etwa Weiterbildungsveranstaltungen vorgezogen oder andere Aufträge abgearbeitet. In Böhlens Einrichtung mit normal 33 Kindern und Altenfelds Kindergarten mit sonst 29 Kindergarten- und 14 Hortkindern war am Montag ebenfalls unklar, ob Einzelfälle betreut werden müssen, sagten die Leiterinnen Gesine Jahn und Antje Grimm. Für Montagnachmittag hatte das Bildungswerk Großbreitenbach als Träger sämtlicher Kindergärten in der Landgemeinde zu einer internen Beratung eingeladen. Denn unklar war bis Montag auch noch, ob absehbar Kurzarbeit oder andere Regelungen anstehen. Kontakt zur Arbeitsagentur sei für solche Fragen bereits aufgenommen, hieß es aus Kreisen des Bildungswerks.
Am Dienstag bestätigte Cornelia Koch, Geschäftsführerin der Bildungswerk Großbreitenbach gGmbH, die in der Landgemeinde alle fünf Kindereinrichtungen im Auftrag der Kommune als Träger betreut, entsprechende Befürchtungen. Es zeichne sich ab, dass in den fünf Kindergärten in Großbreitenbach, Altenfeld, Böhlen, Herschdorf und Neustadt etwa fünf bis zehn Kinder insgesamt in solchen Notfallgruppen zu betreuen seien. Vorgehalten würden diese Angebote zunächst aber erst einmal in allen Einrichtungen, egal, ob gleich in Anspruch genommen oder erst nächste Woche. Da gebe es noch Klärungsbedarf mit Eltern. Im Gespräch mit den Leiterinnen sei am Montag über die Organisation dieser Gruppen und ein Schichtsystem beraten worden. Klar sei, dass dafür nicht alle Erzieherinnen benötigt würden. Für einige Zeit gebe es noch anderweitige Arbeiten im Umfeld, doch bis 19. April glaube sie nicht, ausreichend Tätigkeiten für alle vorhalten zu können, sagte Koch, es sei daher auch bereits über Kurzarbeit gesprochen worden. Noch stehe aber nicht fest, ab wann solche Maßnahmen greifen sollen. Die Situation ändere sich täglich.
Statt 750 Essen nun 20
Insgesamt beschäftigt das Bildungswerk nach Angaben Kochs etwa 40 Erzieher für den Bereich der Landgemeinde, darüber hinaus ist die gGmbH auch im Umfeld mit Kindereinrichtungen betraut. Außerdem ist die üblicherweise 750 Portionen betragende Essenversorgung des Bildungswerks nun auf lediglich noch 20 heruntergefahren, sagte Koch. Jetzt werde gehofft, dass eigene Mitarbeiter von dem Virus verschont bleiben, wünscht Koch allen beste Gesundheit.
Was aber nun tun als Eltern und Kind in diesen betreuungstechnisch eingeschränkten Zeiten? Viele Familien wird das vor einige Probleme stellen, insbesondere, wenn Arbeitgeber nicht auf die spezielle Situation eingehen können oder wollen. Ein bedeutender Virologe aus Berlin sagte dieser Tage, nichts spreche gegen den Aufenthalt im Freien. Sofern Eltern dafür Zeit und Gelegenheit mit ihren Kindern finden oder Kinder selbstständig alt genug dafür sind, sei also gerade in Thüringen auch auf Friedrich Fröbel rückbesonnen, der den Begriff Kindergarten ja überhaupt erst angesichts der Natur schuf. Überliefert dazu ist vom Ausblick seiner Dienststrecke Gölitzwände bei Bad Blankenburg: "Angesichts dieser Landschaft prägte Friedrich Fröbel den Begriff des Kindergartens". Diese Inschrift findet sich heute noch am Fröbelblick auf dem Höhenzug zwischen Gölitz und Keilhau in einer Betonplatte zu Füßen seiner Spielgaben Würfel, Walze und Kugel verewigt und unterstreicht die Bedeutung der Natur für die kindliche Entwicklung. Das Angebot dafür liegt im ländlichen Raum oft vor der eigenen Haustür. Der junge Fröbel selbst fand in der Natur einst guten Ausgleich. So soll er zur Zeit, als er bei seinem Onkel im Pfarrhaus Stadtilm einzog, später einmal resümiert haben: "Ich trank hier frischen Lebensmut in langen Zügen; denn die ganze Gegend war mir nun ein Tummelplatz, wie früher mein Gehöft. Ich gewann Freiheit des Gemüts und erstarkte körperlich".