Böhlen - Diesen Wettlauf von Hase und Igel hat das "vierbeinige" BCV-Moderatorenpaar Susanne und Marc vor Hunderten Zuschaueraugen erst nach drei kurzweiligen Stunden gewonnen. Zeitgleich.
Wenn Kunst von Können kommt, mit "K" wie Karneval, dann können es die Böhlener, ihr BCV und deren Gäste aus nah und fern: Selbst wenn Rosenmontag-Nacht letztlich auch Tränen flossen.
Böhlen - Diesen Wettlauf von Hase und Igel hat das "vierbeinige" BCV-Moderatorenpaar Susanne und Marc vor Hunderten Zuschaueraugen erst nach drei kurzweiligen Stunden gewonnen. Zeitgleich.
Ganz oben im Süd-Ost-Zipfel des Kreises, wo sich demografisch und partymäßig sonst angeblich eher Fuchs und Hase gute Nacht sagen, hat nun längst auch die nächste, jüngere BCV-Carnevals-Macher-Generation unbeschadet die Tradition übernommen. Erfrischend, einfallsreich und eigentlich so gar nicht "wald- und wiesen"-mäßig, setzt man dieses Bild für "Nullachtfuffzehn". Also lud man im miesepetrigen Februar-Frühling unterm Hausberg Große Grube selbstbewusst zum Wald-und Wiesenfasching ein, einer, der durch hinreißende Mitwirkende unter phrenetischem Publikumsjubel in proppenvoller Mehrzweckhalle so gar nicht nach Art dicker alter Filzlatschen war: Den Foßbsche nämlich, die hier einst produziert wurden, den Böhlen-Bürgern ihren Spitznahmen verpasste.
"Foßbsche Helau!" - Am Rosenmontag ließ man noch mal so recht die Knospen sprießen, die Vöglein zwitschern, die ganz jungen und etwas reiferen Ballett-Falter anmutig über die Sommers 2019-vertrockneten Wiesen flattern. "Große Berge, feuchte Wiesen…", so hatte man zweideutig die Nacht unterm leicht modifizierten Dorfwappen untertitelt: Der barbusigen Glücksbringerin Fortuna… diesmal nach aufblasbarer Art à la Beate Uhse.
Wo anfangen und wo enden beim Aufzählen von 18 ausgemacht hinterlistig-satirischen oder auch einfach nur spielerisch-optisch gelungenen Nummern? Beim Kinderballett mit seiner anmutigen "Eiskönigin"-Choreografie, oder bei Müllers Wanderlust; Müller, der immer wieder von neumodisch Bekloppten und Smartphon-Follower-Fans auf seiner Ruhebank belagert wird?
Aufgemischt vom Rehlein-zarten Teeny-Ballett oder dem (nur nach Jahren) ältesten BCV-Urgestein, der "Mönchin" Edeltraut mit ihrem Ablasshandel. Und dann noch der junge BCV-Büttenreden-Shootingstar Louis! Abermals zwerchfellstrapazierend aus dem Spät-Pubertäts-Nähkästchen plaudernd, wie man mit Affenzahn durch die "gute Kinderstube" rauscht und mit jetzt schon ersten Erfahrungen mit dem schöneren Geschlecht: "Aufpassen, was einem begegnet / die Schönen sind nicht immer mit Grips gesegnet!" Tusch von der "Kirsch-Formation", die zu vorgerückter Stunde das Publikum in Sekundenschnelle zu Live-Beats aufs Tanzparkett zog. - Und wie! Das Publikum, einschließlich der Botschafter befreundeter vier Karnevalisten-Vereine überm Schwarzatal, legte - stimmungsangeregt durch das ökologisch unbedenkliche "Wald & Wiesen"-Programm - sofort los. Doch zuvor war nicht nur Kleingetier im Wir-hier-Natur-Revier zu bestaunen, das endlich durch-touristifiziert werden soll: "Da können eben nicht mehr eure Methan-Kühe überall hin kacken, während hier Nagelstudio, Erlebnisfriseur und ein Kampfsport-Center wachsen sollen!"
Gemarkungskonflikt: Die DRK-Schutzhütte expandiert zum Super-Senioren-Heim. Das Publikum raste, als zum Hit "Alt wie ein Baum" der Geh-Hilfen-Gag mit Schrittmacher-Shake den Saal enterte. Nicht anders beim Act der "Dancing Bulls" in zartem Blüten-Tüll.
Dass die Böhlen-Brasilien-Forscher Günni und Schanz eigens zum Öko-Schwein-Essen bei Brasilien-Auswanderern des 19. Jahrhunderts mit einem schweinedreckigen Schweröl-Kreuzfahrtschiff nach Übersee schipperten: Auch eine Tagesschau-Meldung des ARD-Sprechers Henning wert. So viel Spaß; auch weil Ex-VG-Chef Andreas Beyersdorf seinem Nachfolger Peter Grimm im Brätmicher Rathaus nicht sein Dienstgeheimnis vermachte: Der BCV regiert ganzjährig, nicht nur vom 11.11. bis Aschermittwoch!
Von bösen Wölfen, geilen Bären und Vögeln im Tann oder Rest-Fichtenbestand wird erzählt. Dazu die Frage, was im Geäst sitzt und immer "Aha, aha" ruft. Susanne sagt’s: "Der Uhu mit Sprechstörung!"
Nach Stunden lässt ein vitales Finale aller Mitwirkenden dann aber doch nicht mehr nur Lachtränen rollen: Feuchte Fichten und Augen beim Wirtsehepaar Steffi und Dieter Hofmann und Endlos-Standing-Ovations, als das reaktivierte Duo "Böhlener Freiheit" auf die bevorstehend schlechten Gastronomie-Aussichten in Sachen Gasthaus "Schöne Aussicht" wegen Ruhestands der Hoffmanns seine Herzenshymne singt. Was für eine Faschingsparty!