Königsee – Während der Dreharbeiten zum Roadmovie „Lulu und Jimi“ war der Regisseur Oskar Röhler ab Ende August 2007 neben anderen Thüringer Orten auch in Königsee auf dem Berggelände zwischen „Hauptbeil“ und „Vogelherd“(Unterschöblinger Flur) anzutreffen, um das (Rollen-) Spiel zu lenken. Dort hatte die „Requisite“ der Sperl + Schott Film GmbH unter der Leitung von Georg Kuhn seit Mitte August eine Art Vogelschießen im kleinen, einen Jahrmarktsrummel arrangiert, wo laut Drehbuch die Lovestory der Titelhelden beginnt. Kuhns Geschäftsbüro befand sich im Rudolstädter „Handwerkerhof“. Einhellig lobten die im Schweiße ihres Angesichts arbeitenden Techniker und Requisiteure, Schauspieler und Kameraleute, die wunderschöne Thüringer Landschaft. Davor hatte man in Nordrhein-Westfalen gedreht, jenem Bundesland, wo die das Filmprojekt gewaltig sponsernde Film-Förderstiftung ihren Sitz hat. Die Drehzeiten waren meist nachts, wobei der Strom für das Riesenrad, den Autoscooter und vielem mehr, von einem eigenen dieselbetriebenen Generator erzeugt wurde.

Einige Szenen in Königsee
gedreht

Einige Szenen wurden aber auch auf dem IRA-Betriebsgelände, wiederum nachts, gedreht, wobei der Produktionsleiter Marc Grewe eine besonders konzentrierte Atmosphäre einforderte, weil es sich um „sehr sensible Szenen“ handelte. Am 1. September war letzter Drehtag in Königsee, am darauffolgenden Sonntag wurde „abgebaut“ und die Film-Karawane reiste, laut Internet, in Richtung Apolda weiter. In Königsee und Garsitz hat der Name „Röhler“ bereits eine mehr als 100-jährige Geschichte, die sich an die Puppen- und Porzellanfabrikation knüpft (Familie Steinmann sowie Rudolf beziehungsweise Dr. Walter Röhler). Porzellan-Röhler produzierte erst in Garsitz, dann in Königsee und begann, 1947 enteignet, nach der Wende von vorn: Die ganze Last der Umstellung von der Plan- auf die Marktwirtschaft lag auf den Schultern von Peter Röhler (1934 bis 2000), dem zu früh verstorbenen, allseits geschätzten Königseer Unternehmer, dessen Lebenswerk Sohn Dirk fortführt.

Peter Röhlers Bruder, der berühmte Schriftsteller, Mitbegründer der „Gruppe 47“, Chef des „Wahlkontors deutscher Schriftsteller“ und Lektor des Luchterhand-Verlages in Berlin und Darmstadt, Klaus Röhler, wurde am 25. Oktober 1929 in Königsee geboren und starb am 9. Februar 2000 in Darmstadt. Er ist der Vater des Regisseurs Oskar Röhler, der angeblich nie eine Filmhochschule besucht hat und als kreatives Ur- oder besser Neogestein angesehen wird.

Deutscher Filmpreis für
Oskar Röhler

1958 hatte Klaus Röhler die Schriftstellerin Gisela Elsner (1937 bis 1992) geheiratet. Am 21. Januar 1959 wurde ihr Sohn Oskar in Starnberg geboren. Er zählt heute zu den namhaften Filmregisseuren und Drehbuchautoren der Bundesrepublik und erhielt im Jahr 2000 den Deutschen Filmpreis in Gold für den dokumentarischen Spielfilm „Die Unberührbare“, der dem spannungsgeladenen, im Freitod endenden Leben seiner Mutter (übrigens gespielt von Hannelore Elsner) gewidmet ist. Weitere Röhler-Produktionen sind „Gentleman“ (1995), „Silvester Countdown“ (1997), „Gierig“ (1999), „Suck My Dick“ (2001), „Der alte Affe Angst“ (2003), „Elementarteilchen“ (2006, nach Michel Houellebecqus gleichnamigem Roman).

Ein Denkmal für die frühe und gescheiterte Liebe zwischen Gisela Elsner und Klaus Röhler stellt aber auch der vom Aufbau-Verlag herausgegebene Band „Wespen im Schnee“ dar, in dem Briefe und Tagebuchaufzeichnungen beider kenntnisreich zusammengefasst sind. Sicher wird sich davon etwas in „Lulu und Jimi“ wiederfinden. Das werden wir sehen, wenn im Sommer 2008 der fertiggestellte Film zu sehen sei n wird. Dr. Hans-Helmut Lawatsch