Ilmenau 30. Folkfest in der Schwebe: Vorverkauf gestoppt

Thomas Klämt
Solch ein Getümmel, wie beim Rudolstadt-Festival üblich, ist bei grassierendem Corona-Virus wohl undenkbar. So ist der Vorverkauf für das Jubiläumsfestival im Sommer nun auf Eis gelegt. Noch hoffen die Veranstalter aber auf Normalisierung der Lage bis dahin und Durchführung des 30. Folkfestes. Foto: Archiv Klämt Quelle: Unbekannt

Die Organisatoren des Rudolstadt-Festivals haben zwar mit Wirkung von Dienstag den Kartenvorverkauf gestoppt, hoffen aber noch auf eine Durchführung des Folkfantreffens im Juli. Niemand, der schon eine Karte hat, muss um sein Geld bangen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rudolstadt - Angesichts der medizinischen Prognosen für die Entwicklung und weitere Ausbreitung von Corona und die aktuellen, einschneidenden Maßnahmen zu dessen Eindämmung in Europa und Deutschland, scheint es fast wie der Kampf gegen Windmühlen, den die Leitung des Rudolstadt-Festivals sich nun auferlegt: Abgesagt ist das Juli-Treffen noch nicht, doch am Dienstag wurde der seit Dezember laufende Vorverkauf für die 30. Auflage, die vom 2. bis 5. Juli über die Bühnen der Saale-Stadt gehen sollte, gestoppt. Dennoch wird weiter gehofft, das Jubiläums-Festival durchführen zu können, sagte Festivalsprecherin Miriam Rossius am Dienstagmittag auf Anfrage von Freies Wort .

Nicht vorschnell agieren

"Wir versuchen, mit den Künstlern sehr flexibel umzugehen", sagte Rossius, was bedeutet, die Auftritts-Verträge würden so lange wie möglich offen gehalten und nach hinten geschoben. Doch irgendwann müsse aber auch fest geplant werden oder eben nicht. Kein einziges der weltweit angefragten Ensemble habe bisher aus eigener Initiative heraus abgesagt, bestätigte die Festivalsprecherin auf Anfrage. Wenig Trost dürfte angesichts der noch immer steigenden Fallzahlen mit Corona in Deutschland der Umstand sein, dass die Festivalleitung als Länderschwerpunkt zum Jubiläum Deutschlands selbst in den Mittelpunkt rücken wollte, die Zahl der international anreisenden Gruppen daher etwas geringer sein dürfte.

Die Festival-Leitung und die Künstler, denen schon jetzt zahlreiche Auftrittsabsagen für kommende Wochen ins Haus stehen, möchten das Festival sehr gerne durchführen, so Rossius. Das Rudolstadt-Festival sei durchaus eine Größenordnung, die auch für die Künstler immense Bedeutung habe, da wolle die Festivalleitung nicht vorschnell agieren. Denn die Künstler-Branche kämpfe gerade eben mit "unfassbaren Ausfällen" und entsprechenden Folgen, sagte die Festivalsprecherin. Andererseits stehe auch der Schutz des Publikums und der Allgemeinheit im Blickfeld und dazu die staatlichen Festlegungen, die sich ständig änderten. Dies alles erfordert auch für die Festivalleitung viel Feingefühl, Verantwortung und Abstimmungsbedarf.

"Einen Tag X", bis wann ein Entscheid zur Durchführung oder Absage des Festivals fallen werde, könne die Festivalleitung aus heutiger Sicht nicht benennen. Er werde aber in den kommenden Wochen liegen, so Rossius. "Wir führen alle paar Tage eine Telefonkonferenz, um zu entscheiden, wie es weitergeht", sagte sie. Der aktuelle Stand sei freilich für alle sehr unsicher und unbefriedigend. Mit dem Stopp des Vorverkaufs sei jetzt erst einmal die Möglichkeit ergriffen, aktuell zu reagieren und eventuelle Rückabwicklungen nicht noch ansteigen zu lassen.

Preisstaffel aufgehoben

Rossius sicherte zu, dass keinem, der bereits Karten gebucht und bezahlt habe, ein Nachteil entstehen werde, sollte das Festival im Juli letztlich doch noch abgesagt werden müssen. "Im Falle des Worst Case bekommen alle ihr Geld zurückerstattet. Sollte es tatsächlich dazu kommen, werden wir das so schnell wie möglich rückabwickeln", sagte die Festivalsprecherin am Dienstag. Gebeten wird nur, Lastschriften nicht eigenmächtig zurückzubeordern, weil dann die Übersicht verlorengehe und ein großes Durcheinander entstehe.

Die Ankündigung zum Stopp des seit Jahresende bereits laufenden Vorverkaufs auch auf der Internetseite des Festivals sei dort und in sozialen Medien zum allergrößten Teil "mit viel Verständnis aufgenommen worden", sagte Rossius mit Blick auf die letzten Tage. Sollte der Vorverkauf wieder fortgeführt werden können, weil sich die Situation entspanne, sollen weitere Interessenten auch keine Benachteiligungen wegen des Zeitfortschritts hinnehmen müssen. Üblicherweise waren die Preise gestaffelt gewesen. Nun würden sie bis zum Ausverkauf gleich bleiben.

Es ist erst knapp einen Monat her, da hatte das Festival als Ankündigung für die Jubiläumsausgabe gemeldet, der alljährlich zum Festival verliehene Deutsche Weltmusikpreis Ruth werde diesmal im Juli an den Kölner Karnevals- und Musikverein Humba verliehen. Der Verein erhalte die Auszeichnung für seine Verdienste um eine urbane Festkultur, die künstlerisch originell, kreativ und vielseitig ist und zugleich politische Impulse für eine gleichberechtigte, offene Gesellschaft setze. Das Rudolstadt-Festival, Deutschlands größtes Festival für Roots, Folk und Weltmusik, würdige damit ein vielfältiges Engagement, das vor 25 Jahren mit der ersten Humba-Party begann, einem besonderen Fest mit Kölschen Roots und Sounds aus aller Welt. Damals machte sich der Grafiker und DJ Jan Krauthäuser auf die Suche nach dem alternativen, nicht zuletzt multikulturellen Karneval und ahnte nicht, dass daraus eines der spannendsten Weltmusikprojekte Deutschlands werden würde.

"Nach dem Motto ‚weltoffen und heimatbesoffen‘ bringt Humba durch seine Arbeit ahle Kölsche und Immis zusammen, regionale Bands und zugewanderte Musiker/innen, vereint Lokalkolorit und globale Kunst, ernsthafte Information und Geschichtsbewusstsein mit aktuellem politischem Engagement und ungebremster Lebensfreude", heißt es in der Begründung der Jury.

Bilder