Heldburg Vom Regen in die Taufe? Zum Leserfest soll's klappen

Madlen Pfeifer

Ein was Gutes hatte es ja irgendwie doch, dass die Montgolfiade in Heldburg ins Wasser fiel. Schließlich können der Modellballon und sein Namensgeber Freies Wort am Samstag gemeinsam ihren großen Tag feiern.

 
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Heldburg - Man könnte meinen Petrus habe etwas gegen viele bunte umherschwebende Heißluftballone an seinem Himmel. Mit Beginn der 22. Thüringer Montgolfiade in Heldburg am Freitag vor zwei Wochen öffnete der unentwegt seine Schleusen. Und die dicken grauen Wolken verweilten - bis zum Sonntagmittag als die Veranstaltung ganz offiziell zu Ende ging. Ja es war einfach wie verhext, aber eben nicht zu ändern.

"Das war die zweite Montgolfiade zu der wir so ein Wetter hatten", erinnert sich Swen Gaudlitz. Nachdem der Vorsitzende des Ballonsportclubs Thüringen die erste für Freitagabend geplante Wettfahrt absagen musste, blickte er zwar positiv in die noch kommenden beiden Tage. Doch er gesteht im Nachhinein: "Wir hatten es geistig eigentlich schon abgehakt." Das traditionelle Ballonglühen am Freitagabend? Es konnte nicht stattfinden. Die geplanten Hubschrauberrundflüge am gesamten Wochenende? Nein, auch die waren nicht möglich. Und die Fahrten für Gäste? Keine Chance.

Besucher und Freunde der Heißluftballone kamen an jenem Wochenende wirklich nicht gerade auf ihre Kosten. Nur die Frühaufsteher, die am Samstagmorgen - irgendwann zwischen 6 und 7 Uhr - einen Blick erhaschen konnten, als sich die einzige Möglichkeit für die Piloten bot, gen Himmel zu steigen.

Nicht gut fürs Material

Jene Gäste, die sich für eine Fahrt angemeldet hatten, mussten wohl oder übel unverrichteter Dinge den Weg nach Hause antreten. Sie alle, erklärt Swen Gaudlitz, haben es natürlich zu einhundert Prozent zurückerstattet bekommen. Außerdem hat man ihnen einen Kontakte zu Luftfahrtunternehmen vermittelt, bei denen sie sich - vorausgesetzt sie halten es nicht bis zur nächsten Montgolfiade 2018 aus - einen Termin organisieren können.

Klar hätte man auch bei Regen in die Luft gehen können, sagt Gaudlitz. Doch benötige man zum einen viel, viel mehr Gas, da sich die Ballonhülle mit Wasser vollsaugen und somit schwerer werden würde. Und zum anderen müsste das Material durch den Wechsel von Feuchtigkeit und heißer Luft permanent arbeiten, was der Hülle, die mehrere Zehntausend Euro kostet, nicht gerade zuträglich ist. Ebenso wenig wie den Stoff anschließend im feuchten Zustand zu verstauen. Um also Material und den eigenen Geldbeutel zu schonen, hat man die Wett- und Besucherfahrten letztlich abgesagt - sowie die Taufe des nigelnagelneuen Modellballons.

Freitagabend sollte der große Tag des Modellballons von Freies Wort sein. Ganz offiziell sollte er seine Sektdusche erhalten und das allererste Mal abheben. Und irgendwie hatte Petrus wohl auch darauf keinen Bock. Also haben sich Swen Gaudlitz und Silvia Bergner, Leiterin Lesermarkt der Suhler Verlagsgesellschaft, schnell etwas Neues einfallen lassen.

Jetzt aber endlich

Freies Wort scheint das Dilemma geahnt zu haben, sodass es prompt sein Leserfest "65 Jahre Freies Wort " für zwei Wochen später - für das jetzige Wochenende - einplante. Und genau dort soll nun der nächste Versuch gewagt werden, der hoffentlich kein Versuch bleibt. Am Samstag um 12 Uhr soll die neun Meter hohe und knapp fünf Meter breite Hülle auf dem Gelände am Suhler Verlagshaus auf dem Suhler Friedberg in voller Pracht zu bestaunen sein und eingeweiht werden. Allerdings nur, wenn Petrus diesmal ein Einsehen hat und die Schleusen geschlossen hält - wenigstens für ein Stündchen. Ansonsten muss Swen Gaudlitz sein Vorhaben, wie er scherzhaft sagt, noch einmal ein ernstes Wörtchen mit dem Wettergott zu reden, wohl doch in die Tat umsetzen. Auch, was die 23. Montgolfiade 2018 angeht. "Der Ballonsportclub ist für das nächste Mal bereit", sagt der Vorsitzende. "Inwieweit, das soll noch ein Geheimnis bleiben." Jetzt aber heißt es erst einmal Daumen drücken, dass aus der Sektdusche nicht noch ein weiteres Mal ein feuchter Reinfall wird.

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