Hildburghausen Protestaktion: Ein Prinz stoppt die Fällung eines Baumes

Der Baum des Anstoßes: Die Linde im Kehrweg steht noch. Foto: Jan Markert

Eine altehrwürdige Linde, die im Kehrweg in Hildburghausen gefällt werden sollte, steht nach einer Protestaktion von Florian Kirner noch. Laut Gutachten ist der Baum aber schadhaft und gefährdet den Straßenverkehr.

 
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Hildburghausen - Im Kehrweg in Hildburghausen ist am Dienstagnachmittag vor dem Haus von Ullrich Luther viel mehr los als sonst. Dort sollen Mitarbeiter der Firma Baumbiber aus Kloster Veßra im Auftrag der Stadt eine altehrwürdige Linde fällen, um die Verkehrssicherungspflicht zu gewährleisten. Der Baum, der unmittelbar an der Straße steht, hat laut Expertenmeinung dürre sowie faule Äste und ist auch am Stamm geschädigt. "Es wird nicht aus Spaß gefällt, sondern wegen der Notwendigkeit", sagt Achim Hofmann. Er ist in der Stadt für die Baumschau zuständig und hat den Baum begutachtet. Die aus dieser Bewertung resultierenden Arbeiten, Äste waren bereits entfernt, hat kurz zuvor eine Protestaktion von Florian Kirner alias Prinz Chaos II gestoppt. Kirner fuhr sein Auto unter den Baum, um die Fällung zu blockieren. Anschließend rückte die Polizei an und Kirner fuhr seinen Wagen weg. Seinen Protest setzte er aber fort.

Neben dem Baum entspinnt sich anschließend eine Diskussion über das Für und Wider. "Der Baum bleibt stehen", sagt Kirner. Zumindest für diesen Tag hat er damit Recht, denn die Aktion wird nach mehrstündiger Zwangspause der Arbeiter abgebrochen. Deren Chef Thomas Schmidt sagt: "Wenn solch ein Baum gefällt werden muss, blutet einem das Herz." In diesem Fall sei das wegen des Zustandes des Baumes, dessen Versorgung wegen der Pflastersteine, rundherum nur bedingt gewährleistet ist, aber nicht zu vermeiden.

Florian Kirner betrachtet den Stopp ebenso als Erfolg wie die Tatsache, dass über den Sachverhalt diskutiert wird. "Was hier in Hildburghausen gefällt wird, ist nicht mehr schön", sagt er und verweist auf die Marienstraße, wo kürzlich Bäume im Auftrag des Straßenbauamtes Südwestthüringen, das für die Bundesstraße 89 zuständig ist, bei grundhafter Sanierung des Verkehrsweges weichen mussten. "Als Ökoaktivist platzt mir da der Kragen. Trockene Äste muss man entfernen, keine Frage, aber es kann nicht sein, dass Bäume nur noch als Risikofaktoren bewertet werden." Er stellt infrage, ob sich die Stadt ihrer Verantwortung in Sachen Naturerbe bewusst ist. Außerdem sei der Zeitpunkt der geplanten Fällung wegen der Vogelbrutzeit von März bis September zu beanstanden. Darauf verweist auch Joachim Seeber, Sachgebietsleiter in der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes, der zum Ort des Geschehens gerufen wurde, obwohl die Behörde gar nicht zuständig ist, sondern die Stadtverwaltung. In begründeten Ausnahmefällen könne dennoch gefällt werden.

Ein solch dringender Fall liege vor, sagt Hildburghausens Bürgermeister Holger Obst auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Verkehrssicherungspflicht müsse von der Stadt gewährleistet werden. "Was ist, wenn ein Mensch zu Schaden kommt oder ein Ast auf ein Auto fällt", fragt Obst. "Herr Kirner will Stimmung machen und sich als Baumretter präsentieren. Uns macht es keine Freude, Bäume zu fällen." Erst werde sachgerecht geprüft und dann - wenn notwendig - Maßnahmen ergriffen. "Die Stadt ist sich ihrer Verpflichtung vollkommen bewusst", sagt Obst. "Es werden Bäume nicht einfach umgenietet. Wir halten uns an die Baumschutzsatzung und achten auf die notwendigen Ersatzpflanzungen. In der Oberen Marktstraße und am Kantplatz sind Bäume gepflanzt worden." Zudem sei die Stadt Hildburghausen mit ihren mehr als 2000 Hektar Wald für ihren weitsichtigen Waldumbau europaweit bekannt. Florian Kirner werde Post von der Stadt erhalten, die ihm die Ausfallzeit in Rechnung stelle. "Der Baum muss gefällt werden", sagt Obst. Kirner sieht das allerdings anders und will weiter- kämpfen - nicht nur für diesen, sondern für alle Bäume im Stadtgebiet.

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