Hildburghausen "Pro Asyl" baut auf viele Unterstützer

Von Christel Kühner

Zum ersten Mal hatte am Dienstagabend der Eisfelder Arbeitskreis "Pro Asyl" zu einer Zusammenkunft eingeladen. Etwa 50 Bürger fanden sich im Rathaus ein und brachten eine Reihe von Ideen mit.

 
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Eisfeld - "Ich freue mich sehr, dass heute so viele Leute gekommen sind" eröffnete Eisfelds Bürgermeister Sven Gregor die Dienstagabend-Veranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses. Der neugegründete Arbeitskreis "Pro Asyl" hatte erstmals potenzielle Unterstützer zum Meinungs- und Ideenaustausch für die Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern in der Stadt eingeladen. Etwa 50 Leute waren gekommen - nicht nur aus der Stadt selbst, auch aus den Ortsteilen. Der Sachsenbrunner Bürgermeister Mike Hartung und weitere Einwohner der Gemeinde hatten sich ebenfalls angesprochen gefühlt. Junge Leute und Rentner saßen an den Tischen, Unternehmer, Vertreter von Vereinen und Einrichtungen der Stadt, Kita-Leiterinnen und Lehrer, Stadträte.

Was sie bewogen hat, sich "Pro Asyl" anzuschließen und die Flüchtlinge zu unterstützen, die voraussichtlich Anfang Mai eine Gemeinschaftsunterkunft in Eisfeld beziehen werden, formulierten viele so: Man muss doch der zunehmenden Hetze und Gewalt gegen Ausländer etwas entgegensetzen. Wir wollen Asylbewerber dabei unterstützen, sich hier in unserer Stadt zurecht zu finden. Und von einigen Älteren war zu hören, dass die Familie nach dem 2. Weltkrieg zu den Flüchtlingen gehörte und damals dankbar war für jede Hilfe.

Arbeitsgruppen bilden

Zum aktuellen Stand des Planes, aus dem Eurospar-Markt eine Gemeinschaftsunterkunft zu machen, informierte der Bürgermeister, dass der Entwurf des Kaufvertrages jetzt vorliege und ein Planungsbüro bereits mit einem Grobkonzept begonnen habe. Mit den Stadträten sei auf jeden Fall noch ein Vor-Ort-Termin geplant, damit sich alle ein genaues Bild machen können. "Wer noch Ideen hat für den Umbau, der kann und sollte sich einbringen", so Sven Gregor.

Doch auch wenn das Herrichten der Unterkunft für 100 Asylbewerber Vorrang hat, auf die Stadt werden weitere Aufgaben und Probleme zukommen, war man sich im Sitzungssaal einig. Zwar könne derzeit keiner sagen, ob und wie viele Alleinstehende oder Familien mit Kindern nach Eisfeld kommen, aber sowohl in den Kindergärten als auch in den Schulen müsse man schon jetzt Überlegungen anstellen. "Das wird nicht leicht, für zusätzliche Unterbringung zu sorgen, denn sowohl die Kitas in der Stadt als auch die Grundschule sind knackevoll", sagte der Bürgermeister. Aber fest stehe, dass sich für Eisfelder Kinder nichts ändern soll.

Für gut befunden wurde der Vorschlag, Arbeitsgruppen zu bilden - für den Komplex der Sprachvermittlung beispielsweise, der sowohl Deutschkurse als auch die Übersetzung wichtiger Informationen einschließt, oder für die Beschäftigung von Kindern und auch von Erwachsenen, die ja zunächst keiner Arbeit nachgehen dürfen. Medizinische Fragen und das Problem Sicherheit wurden ebenso aufgezählt.

Mehrere konkrete Ansprechpartner für jeweils eine Gruppe von Asylbewerbern - die Unterkunft soll sinnvoller Weise in vier Bereiche eingeteilt werden - hielten viele der Anwesenden für wichtig. Diese "Paten" könnten bei Behördengängen und ganz alltäglichen Schwierigkeiten helfen. Einen Ansprechpartner, der sozusagen für alles den Hut aufhat, müsse es auch in der Stadtverwaltung geben, wurde gefordert. Das solle nicht zwingend der Bürgermeister sein.

Erfahrungen nutzen

Zustimmung fand auch der Vorschlag, Info-Abende über die Heimat der Asylsuchenden zu veranstalten, zu Land und Leuten, zur Religion, zu Sitten, Bräuchen oder beispielsweise Besonderheiten des Speiseplans. "Das kann helfen, ein bisschen mehr Verständnis für die Flüchtlinge aufzubringen."

Genutzt werden sollen unbedingt Erfahrungen, die andernorts bereits im Umgang mit Asylbewerbern gemacht wurden. Beispielsweise in Römhild, wo die Gemeinschaftsunterkunft Anfang September bezogen worden ist. Der Bürgermeister sicherte zu, Kontakt mit dem Aktionsbündnis "Willkommen in Römhild" aufzunehmen und auch eine Einladung zu einem Treffen in Eisfeld auszusprechen. Außerdem will er mit dem Landkreis und dem Kreisjugendring als dem Betreiber der künftigen Unterkunft in engem Kontakt bleiben.

Schnell umgesetzt werden soll der Vorschlag, eine Internetseite des Arbeitskreises einzurichten, damit sich Interessenten schnell informieren, aber auch aktuell Unterstützung anbieten können.

Ende November, so der Vorschlag, wird das nächste Treffen von "Pro Asyl" stattfinden. Bis dahin könnten die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen schon weitgehend feststehen und viele Ideen sortiert sein. Weitere Unterstützer des Arbeitskreises aber sind jeder Zeit willkommen. Sie sollten sich am besten direkt in der Stadtverwaltung melden.

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