Schleusingen Einen Hund aufgenommen und neun Welpen dazubekommen

Melly - einer ängstlichen, liebenswerten Mischlingshündin - wollen die Gramlichs aus Schleusingen ein neues, liebevolles Zuhause geben. Doch eine Woche nach Mellys Einzug erleben sie eine Überraschung.

 
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Schleusingen - In den ruhigen Haushalt von Ursula und Ludwig Gramlich in Schleusingen ist Leben eingezogen. Mischlingshündin Melly hat praktisch alles umgekrempelt. Naja, es war schon Melly, aber eigentlich war sie‘s auch nicht. Okay - hier ist die Geschichte: Ludwig Gramlich hilft seit Jahren im Tierheim "Am Wald" in Hildburghausen. Beim Bau des Katzenhauses beispielsweise packte er mit zu. Und seit diesem Winter hat auch seine Frau Ursula mehr Freizeit, nachdem sie im November die Redaktion der Schleusinger Blätter in andere Hände gelegt hatte. Auch sie setzt sich ein für den Tierschutz und hilft im Heim, wenn‘s Engpässe gibt. So ist sie Mitte April auf Hündin Melly aufmerksam geworden. Eigentlich gehörte zum Haushalt der Gramlichs eine Katze. Doch die sei von einer Fuchsfamilie, die sich im Nachbargarten niedergelassen hatte, geholt worden . . .

Urplötzlich waren die Gramlichs ohne Haustier. Da kam Melly im Tierheim an. "Niemand weiß, was ihr passiert war. Doch ihr ging‘s nicht gut. Sie hat unwahrscheinliche Angst - vor allem vor Männern", erzählt Ursula Gramlich. Irgendwie hatte sie sich verguckt in die Hündin, wollte ihr helfen. Die Gramlichs redeten, überlegten und entschlossen sich dazu, Melly in Pflege zu nehmen. Gesagt, getan. Am 29. Mai zog die Hündin in Schleusingen ein. "Da hatten wir schon eine Vorahnung. Zwei Tage später waren wir mit ihr beim Tierarzt", erzählt Ursula Gramlich. Sie winkt ab: Sechs bis acht gut entwickelte Welpen waren in Mellys Bauch. Die Ärztin sagte noch: "Es kann schon am Wochenende passieren."

Eine knappe Woche ließen sich die Welpen dann doch noch Zeit. Zeit, in der sich auch die Gramlichs vorbereiten konnten. Ausgestattet worden seien sie vom Tierheim. Dann war‘s soweit: Sie saßen in der Nacht bei Melly. "Um 0:50 Uhr ging‘s los - und um 3.45 Uhr dachten wir, es sei vorbei. Acht Welpen lagen bei ihrer Mutter. Wir haben alle versorgt und uns für anderthalb Stunden hingelegt", erzählt Ursula Gramlich. Am nächsten Morgen dann die Überraschung: Aus acht Welpen waren neun geworden - fünf Rüden und vier Hündinnen. Alle gesund und munter. "Ja, die ersten 14 Tagen waren relativ entspannt. Da erledigte Melly die Arbeit - und wir pflegten sie."

Doch dann . . . Die etwa fünfjährige, abgemagerte Hündin konnte nicht mehr. Und so sprangen Ursula und Ludwig Gramlich ein, versuchten, die Welpen an die Flasche zu gewöhnen. Doch das schlug fehl. "Die Neun lernten zum Glück schnell, aus Näpfchen zu trinken." Die Schleusingerin lächelt. Sie hat alle längst ins Herz geschlossen. Sie wohnen praktisch in ihrem Arbeitszimmer. Klar, das haben die Gramlichs umgestaltet - welpensicher. Dort schlafen sie nachts. Tagsüber sind sie draußen im Garten - in einem eingezäunten Bereich, versteht sich. Morgens darf sich jeder zehn Minuten lang austoben allein. "Das brauchen sie auch", weiß die Schleusingerin, die nicht nur jeden Tag im Hundezimmer putzt. Auch die Welpen muss sie tagtäglich säubern, kämmen, pflegen.

Die Gramlichs konnten ihren Schützlingen beim Wachsen zuschauen - und mittlerweile sind sie schon acht Wochen alt. Die 5,5-Kilo-Knäule, deren Vater eventuell ein Bernersennenhund gewesen sein könnte, brauchen dringend ein neues Zuhause. "Klar ist, es werden mittelgroße Hunde, denn auch ihre Mutter ist keine Kleine." Für zwei der neun, Melly und Luzy, hat Ursula Gramlich bereits Familien gefunden. Doch sieben niedliche, forsche, freundliche, aufgeschlossene, liebesbedürftige Welpen sind noch zu haben. Allerdings müsse man definitiv Zeit haben. Und ein Garten zum Toben ist ebenfalls wichtig. "Die Powerpakete brauchen Auslauf!" Und noch eines sagt Ursula Gramlich deutlich: "Ein Welpe bedeutet eine große Umstellung, aber auch viel Freude. Wer sich für einen der sieben entscheidet, der hat die Chance, seinen Hund selbst zu erziehen. Denn die Racker sind jetzt in der Prägephase." Sie hofft, dass alle ihre Kleinen ein gutes Zuhause finden - vor allem auch zügig. Denn ein Zwischenstopp der Welpen im Tierheim - das wäre nicht nur für die Tiere, sondern auch für sie eine Katastrophe. Stress pur. "Sie sind ein liebevolles Zuhause gewohnt. Das sollen sie nahtlos wieder bekommen", wünscht sie sich.

Die kleine Melly wird Mitte August abgeholt. Zu diesem Termin könnten auch die anderen abgegeben werden. Bis dahin bleibt Zeit, sich kennenzulernen. Und noch eines wünscht sich Ursula Gramlich: Sie würde gern mit den neuen Besitzern Kontakt halten, um zu sehen, wie sich Teddy, Babsi, Bruno, Bobby, Ben, Balu, Emma, Melly und Luzy - so ihre vorläufigen Namen - entwickeln.

Sind sie dann aus dem Haus, spielt die große Melly die Hauptrolle. Denn sie ist es, die eigentlich sehr viel mehr Zuwendung braucht, als sie momentan bekommt. "Es wird noch dauern, bis sie vertraut", sagt Ursula Gramlich und schaut die verschüchterte Hündin an, als wolle sie fragen: "Was ist dir nur passiert?" Die erwidert den Blick - doch eine Antwort hat sie nicht.

Interesse ?

Wer sich für die kleinen Wollknäule interessiert, sie kennenlernen und sich als neues Herrchen oder Frauchen bewerben möchte, sollte sich unter (01 70) 73 75 75 8 oder direkt bei der Pflegefamilie unter (03 68 41) 4 14 07 melden. Dann können Besuchstermine ausgemacht werden.

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