Gompertshausen - Phantasievoll und einfühlsam erzählt Michaela Kaupert ihre Tiergeschichten in "Ein Eisbär auf der Blumenwiese". "Es sind Geschichten aus dem Leben - nicht zu lang und nicht zu kurz", sagt die Autorin. 20 Minuten seien lang genug für Kinder. Man dürfe ihre Konzentration nicht überstrapazieren. Die 42-Jährige spricht aus Erfahrung. Sie hat lange Zeit in verschiedenen Kindergärten gearbeitet, war in Gompertshausen, Westhausen, Ummerstadt, Kloster Veßra und Streufdorf. Auch mit jungen Erwachsenen und im Hort war sie schon tätig - aber nicht heimisch. Mittlerweile ist sie, die sich zur Heilpädagogin weitergebildet hat, angekommen. "Ich mache das, was mir am besten gefällt", sagt sie und lacht. Michaela Kaupert arbeitet als Sonderpädagogische Fachkraft im Förderzentrum Hildburghausen, hilft Kindern, die beispielsweise Probleme beim Lernen haben. Und, sie schreibt. Sie schreibt sozusagen, um zu helfen. Nicht von ungefähr kommt es, dass eine Kollegin ihre Geschichten als "Herzaufschließerchen" betitelt hat.

Da ist beispielsweise der kleine Mäusejunge Max, der in einem Schrank lebt und sich (s)einen Platz in der Welt der Schubfächer sucht. Doch keines gefällt ihm - und schließlich entdeckt er, nachdem ihm Murzel von der Welt außerhalb des Schrankes erzählt hat, eine größere Welt. "Es ist wie mit Kindern - man muss ihnen ermöglichen, ihren Weg selbst zu finden."

In den Ferien hat Michaela Kaupert im Hellinger Hort aus ihrem Buch gelesen. Die Geschichte von Mila, dem Geburtstagshuhn. Aufgewachsen ohne Regeln auf dem Hof von Bauer Michael wird es als prächtiges Junghuhn an den Nachbarbauern Oskar verschenkt. Und dort führt Henne Edwina ein strenges Regiment. Mila ist im Nest Nummer 15 unglücklich. Und eines Tages fasst sie einen Entschluss . . .

Mit Geschichten arbeiten

"Es ist interessant, wie die Geschichte auf Kinder wirkt", sagt die Autorin. In Hellingen beispielsweise ist deutlich herausgekommen, dass Kinder Regeln wollen. "Zu sehen, dass die Kinder richtig mitgehen, hat mich sehr gefreut." Überhaupt sei ihr Rückkopplung wichtig. Um zu sehen, wem ihre Geschichten gefallen.

Mit Michaela Kauperts Geschichten kann man arbeiten - in der Schule, aber auch zu Hause. Ob die Geschichte vom kleinen Eisbären, mit der man beispielsweise einen Draht zu Kindern mit Schulangst aufbauen kann, oder die des Mäusejungen Max - oder auch die von Mila, dem Huhn - die kleinen Episoden dienen als Medium, um an Kinder heranzukommen. Auf indirektem Weg. Und genau das möchte Michaela Kaupert: Helfen, für Kinder, die von Problemen oder Ängsten geplagt werden, eine Brücke zu bauen. "Meist hilft es nicht, wenn man Schwierigkeiten direkt anspricht. Man braucht einen Schlüssel, der das Herz des Kindes aufschließt", erklärt die Sozialpädagogin. Und was ist da besser als eine Geschichte? Ein Herzensschlüsselchen eben.

Die trägt die sympathische Frau mit dem ansteckenden Lachen schon lange mit sich herum. "Während meiner Arbeit im Kindergarten habe ich den Kindern immer erfundene Geschichten erzählt. Irgendwann kam eine Mutti zu mir und sagte, ihr Kind wolle abends die Geschichten aus dem Kindergarten, weiter hören." Das war für Michaela Kaupert dann ein neuer Anstoß, sich auf die Suche nach einem Verlag für ihr Kinderbuch zu machen. Alle bisherigen Versuche waren gescheitert. Doch diesmal hatte sie Glück: Sie ist auf den Wagner-Verlag gestoßen, war erst skeptisch, schaute sich alles genau an - und ließ sich auf das Abenteuer Kinderbuch ein. Sie musste sich trauen, Neuland zu betreten. "Doch man sollte das, was man gerne machen möchte, auch tun!" Michaela Kaupert wurde sozusagen zu Max, dem Mäusejungen. Die Gompertshäuserin hat's heimlich getan, hat sich getraut. Ein Jahr lang dauerten die Vorbereitungen. Erst nachdem sie das erste Exemplar in den Händen hielt, hat sie's verraten. Wieder dieses fröhliche Lachen. Viele seien überrascht gewesen, erzählt sie. Und nun geht's "mit voller Kraft nach außen." Die Zeit der Heimlichkeit ist vorbei. Sie möchte nicht, dass ihr Buch im Schrank steht und verstaubt. Deshalb hat sie Arbeitsmaterialien entwickelt. Ihre Kollegen werden sie nutzen, das weiß sie.

Fortsetzung geplant

Mittlerweile hat sie Fans, bekommt Post - darunter Bilder, die Kinder zu ihren Geschichten gemalt haben. "Darüber freue ich mich sehr", gibt sie zu und verrät, dass die Geschichtenquelle noch längst nicht versiegt ist. In ihr schlummern noch mehr. Sie wollen raus aus ihrem Kopf genau wie sich der kleine Eisbär, Max und Henne Mila befreit haben. Doch ob sie Michaela Kaupert herauslässt? "Ich habe mir ein Ziel für den Verkauf gesetzt. Wenn ich das erreicht habe, dann geht's weiter", verspricht sie.

Buchbestellung

Wer sich für Michaela Kauperts Kinderbuch "Ein Eisbär auf der Blumenwiese" (ab 6 Jahre) interessiert, der kann es bestellen unter der ISBN-Nummer 978-3-86683-948-9 oder direkt bei der Autorin. E-Mail: michaelakaupert@web.de.