Schleusingen Der Gegenwind bläst weiter

ks

Das Wetter ist ideal - 360 Bäumchen sind organisiert und etwa 30 Frauen, Männer und Kinder stehen am Sonntagvormittag bereit: Die Bürgerinitiative "Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald" hat zur Pflanzaktion eingeladen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schleusingen - Alles läuft wie am Schnürchen an diesem Sonntagvormittag. Und es dauert knapp vier Stunden, bis die Douglasien, Weißtannen und Buchen stehen wie Einsen. Zugegeben, alle stehen nicht, denn irgendwann ist der Verbissschutz ausgegangen. "Am Ende sind deshalb ein paar Bäumchen übriggeblieben", sagt Hendrik Frühauf, Sprecher der Bürgerinitiative (BI). Etwa 30 Schleusinger und Oberstädter waren auf den Beinen und haben geholfen. Jens Eberhard, der zuständige Revierförster, hat die Gruppe angeleitet, gezeigt, wie‘s funktioniert und wo gepflanzt werden soll. Und auch der ehemalige Förster Reinhard Blaurock war mit von der Partie. "Wir haben sogar eine Rotwildfährte gesehen", erzählt Andreas Chmielewski, seit einer guten Woche neben Hendrik Frühauf der zweite Sprecher der Initiative.

Genau darum geht‘s: Die Menschen sollen sensibilisiert werden, sollen mit offenen Augen durch die Natur gehen, um sie kennen- und schätzen zu lernen. Nun ist die Pflanzaktion, die schon lange vorgesehen war, in die Tat umgesetzt.

Leise und friedlich

"Leise und friedlich. Mitten in der Natur", sagt Chmielewski. Sie haben nicht nur einen symbolischen Baum pflanzen, sondern da zupacken wollen, wo‘s am nötigsten ist. Mitten in der Natur. Nachhaltig. Gepflegt werden die neu gepflanzten Bäumchen vom Revierförster aber auch die Jagdpächter - die Frühauf-Brüder - werden danach schauen und "verstärkt Reh- und Rotwild auf diesen Flächen jagen."

Die Generalprobe ist also gelaufen. Generalprobe? Ja, sie haben noch etwas Größeres geplant. Im Frühjahr. "Das werden wir dann auch publik machen", verspricht Hendrik Frühauf. Ob dann auch Politiker geladen werden - das steht noch nicht fest. Fest steht hingegen eines: "Wir wollen Politikern hier in unserer Bürgerinitiative keine Bühne bieten. Wir machen’s der Sache wegen - ohne eine politische Schiene zu verfolgen. Diese Bürgerinitiative ist keine Parteiveranstaltung. Darauf legen wir großen Wert", sagt Hendrik Frühauf, der von Anfang an zwar keinen Hehl aus seiner AfD-Parteizugehörigkeit gemacht hat, aber mit Gründung der BI nicht mehr politisch aktiv tätig ist. "Wir haben Mitglieder, die im Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra mitarbeiten, Parteilose engagieren sich genauso wie Freie Wähler oder Mitglieder von CDU oder Die Linke", zählt Frühauf auf. Robin Lützelberger - ein Freier Wähler - hat sich nach dem Austritt einer der Mitbegründer der BI, Denise Heimrich, und den im Raum stehenden Vorwürfen in einer Videobotschaft an alle Mitglieder der BI gewendet: "Wir sind keine AfD-Bürgerinitiative. Wenn das so wäre, wäre ich ganz schnell hier raus." Das gemeinsame Ziel steht: Sie wollen verhindern, dass Windräder in Wälder gepflanzt werden. Hinter diesem Ziel steht auch der Schleusinger Bürgermeister André Henneberg, der das Bäumepflanzen der BI als "gute Aktion" bezeichnet. "So etwas kann ich nur unterstützen", so Henneberg.

Mittlerweile hat es sich in der Gruppe wieder beruhigt. Während der Versammlung in der vergangenen Woche ist Hendrik Frühauf als Sprecher zurückgetreten und hat die Vertrauensfrage gestellt. Er ist wiedergewählt worden. An seiner Seite steht nun als zweiter BI-Sprecher Andreas Chmielewski.

Ihnen geht‘s um die Natur, darum, sie zu erhalten - ohne Spargel im Wald. Zeigen, wie schön es draußen ist, Zusammenhänge erklären - das haben sie sich auf die Fahne geschrieben. "Hier wird in den Kindergärten und Schulen der Stadt gute Vorarbeit geleistet", wissen die beiden Schleusinger. Und hier möchte die BI ergänzende Angebote unterbreiten. Ideen dazu gibt‘s viele. Sie müssen nun noch verfeinert werden.

Im Gespräch bleiben

"Wir wollen im Gespräch bleiben, immer wieder zeigen, dass wir noch da sind. In der letzten Zeit gab’s genügend laute Töne. Doch der Wald verlangt kein Geschrei", sagt Chmielewski. Sie halten Kontakt mit Peter Möhring von der Planungsgemeinschaft Südwestthüringen und besuchen Energiekonferenzen oder Windkraftforen. "Das ist durchaus ein Eingriff in die Freizeit - doch es ist wichtig", sagt Chmielewski. Schließlich gehe es um die Zukunft und darum, die Windkraftvorranggebiete W 6 und W 7 zu verhindern.

Die Macher in der Bürgerinitiative werden weitere Ideen für Aktionen sammeln und sie organisieren - denn: Der Gegenwind dürfe nicht nachlassen. Da sind sich alle einig. Sie wissen, dass das, was sie hinlegen müssen, kein Spurt ist, sondern ein Marathon. ks

Bilder