Gräfenhein Das Turmuhrwerk von Palais Schaumburg

Rolf Dieter Lorenz
Das Turmuhrwerk von Palais Schaumburg: Das Ziffernblatt ist nicht original, es dient nur zur Kontrolle bei der Restaurierung. Foto: Rolf Dieter Lorenz

Das Team der Turmuhren-und Glockenfirma Willing ist landesweit und im Umkreis von 250 Kilometern im Einsatz. Manchmal sogar weiter, bei Prestige- und Referenzaufträgen.

 
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Gräfenhain - Wer Steffen Willings Werkstatt besucht, der kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gleich links neben der Hofeinfahrt grüßt eine schwarz lackierte, über drei Tonnen schwere Glocke samt Stahljoch. Sie wurde 1922 für die Margarethenkirche in Gotha gegossen. In der Werkstatt stehen reihenweise Glocken, handgeschmiedete Aufhängebänder, Klöppel, Uhrwerke, Ziffernblätter und mit Blattgold verzierte Uhrzeiger.

Mitten im Raum: ein Turmuhrwerk, das derzeit restauriert und generalüberholt wird. Es stammt aus dem Palais Schaumburg, dem Bonner Dienstsitz der Kanzlerin. Seit 2013 ist das Palais wegen gravierender Brandschutzmängel gesperrt. Später wurde Asbest entdeckt. Bis 2022 wird das 1858 im spätklassizistischen Stil erbaute Palais für mehr als 16 Millionen Euro restauriert. Und die Turmuhr gleich mit.

Sie ist eines von zehn Uhrwerken, die der mittelständische Betrieb mit zehn Beschäftigten derzeit auf der Auftragsliste hat. Saniert wurden bereits das Uhrwerk im Erfurter Dom und jenes im Kloster Seeon unweit vom Chiemsee der Nähe vom Chiemsee, wo die CSU oft ihren Parteitag abhält.

Die Gräfenhainer Firma ist eine der wenigen in Deutschland, die das ganze Spektrum von Glocken, Turmuhren und Wetterfahnen abgedeckt. Von der Mechanik, und Mechatronik bis zum Bau von Jochen und dem Schmieden von Aufhängebändern. Stefan Willing ist Bergsteiger, er montiert Turm- und Kirchenziffernblätter am Seil, ohne Gerüst.

Auch wenn Kirchengemeinden ihre Glocken mit Nazisymbolen ausgebaut und ersetzt haben möchten, war er schon im Einsatz, wie zum Beispiel in Tambach-Dietharz.

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