Hildburghausen Das Halloween-Haus: So gruselig ist es wirklich

Dicke schwarze Spinnen tummeln sich auf dem Dach, Skelette hängen von der Hauswand herunter und blutsabbernde Vampire begrüßen die Gäste: Familie Flachsenberger bereitet sich auf den Jahreshöhepunkt vor: Halloween.

 
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Hildburghausen - Schaurig und sogar angsteinflößend sieht es aus - und täglich kommen neue, gruselige Gestalten dazu. Skelette, Fledermäuse, Geister und Vampire gesellen sich zu ausgehöhlten Kürbisköpfen und blutverschmierten Hexen. Die ersten Spaziergänger und Kindergartengruppen bewundern, was sich hier alles tut. Bereits etliche Tage vor Halloween, das am Donnerstagabend gefeiert wird, dekorieren die Flachsenbergers - allen voran Jenny mit ihrer Mutter Heike, Oma Gertraut und Opa Paul - das Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 38 in Hildburghausen. Oma Gertraut Flachsenberger erzählt am Montag, dass sogar Kindergärten Ausflüge veranstalten werden, um das Haus bereits vor Halloween zu bestaunen. Bis zum Höhepunkt am 31. Oktober verwandelt sich die Doppelhaushälfte zu einem gruseligen Anwesen mitten in der Stadt.

Alles, was man über das Halloween-Fest wissen sollte

Halloween ist ein sehr altes Fest und wird jedes Jahr am 31. Oktober gefeiert. Das ist der Abend vor dem 1. November, also vor Allerheiligen. Der Name "Halloween" kommt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung für "All Hallows‘ Evening". Übersetzt bedeutet das: "Der Abend vor Allerheiligen".

Eigentlich kommt Halloween aus Irland. Dort feierten die Kelten, schon vor vielen hundert Jahren dieses Fest. Sie glaubten, dass am Abend des 31. Oktobers die Toten auf die Erde zurückkehrten, um den Lebenden Streiche zu spielen.

Deswegen sind die meisten Halloweenkostüme gruselig. Die Kelten hofften, dass die Toten dann an ihnen vorbeigehen und sie nicht als Lebende erkennen.

"Trick or treat" , heißt es im Englischen: Streich oder Leckerchen? Dieser Brauch soll wiederum christlichen Ursprungs sein.

Im frühen Mittelalter gingen junge Gläubige an Allerseelen, den 2. November, von Haus zu Haus und baten um Kuchen. Bekamen sie die Spezereien, wurde für die edlen Spender gebetet. Falls nicht, hagelte es grausame Flüche.

Deshalb werden Kürbisse geschnitzt: Die gruseligen Kürbisfratzen werden auf der Terrasse oder vor der Haustür aufgestellt und haben die Aufgabe, böse Geister und Dämonen vom Haus fernzuhalten. Deshalb sollen sie möglichst furchterregend aussehen.

Vor allem eignet sich der hartschalige Winterkürbis gut dafür, der von Mitte September bis Ende Oktober geerntet wird, also genau in der "Halloween-Zeit".

Ein echter Halloween-Fan

Vor mehr als zehn Jahren hat die heute 31-jährige Jenny Flachsenberger das Halloween-Fest für sich entdeckt: Jedes Jahr klingelten düster und gar grauslig verkleidete Kinder an der Tür und forderten Süßigkeiten ein. 2008 drehte sie dann den Spieß um. Sie verkleidete sich selbst und erschreckte die kleinen Geister und Hexen an der Haustür. Seitdem ist sie Fan und die Sammlung an Masken, Totenköpfen, Kürbissen, Spinnen, Skeletten, Clowns und anderen Accessoires wächst von Jahr zu Jahr.

Zum Teil bastelt Jenny Flachsenberger die Dekoration selbst, doch das kostet eben auch enorm viel Zeit. Um ihren furchterregenden Fundus immer größer werden zu lassen, besuchte sie gemeinsam mit Mutter Heike einen riesigen Halloween-Laden in München. "Von der Auswahl waren wir fasziniert. Neben neuen Ideen für unsere Dekoration fanden wir dort auch Masken und Kostüme.", erzählt Jenny Flachsenberger.

Dieses Jahr hat der Halloween-Fan natürlich auch wieder Kürbisse geschnitzt. Die Flachensbergers haben die Pflanzen zu diesem Zweck im Garten der Familie angebaut. "Unsere eigenen haben aber nicht ausgereicht, deshalb mussten wir Nachschub besorgen und einige große Kürbisse zukaufen", berichtet Jenny Flachsenberger. "Die haben wir dann ausgehöhlt vor unserem Haus dekoriert."

Immer mehr Besucher

Die groteske Ansammlung furchteinflößender Dekoration hat sich in der Stadt herumgesprochen. Mit den Jahren sind die Besucher am Halloween-Abend immer mehr angestiegen. Gruppen von Jugendlichen, Kinder mit ihren Eltern und Schaulustige pilgerten zum Haus. "Sogar Leute aus anderen Landkreise kamen im vergangenen Jahr zu uns und fragten, ob sie auch mal fotografieren dürfen", erzählt Oma Gertraut Flachsenberger. Nicht alle Kinder überwinden sich, zur Haustür zu laufen, denn der Weg dorthin ist an Schaurigkeit kaum zu übertreffen. An drei Pavillons baumeln Horror-Clown und Leichen, Grabsteine weisen den Weg zur Tür und ein beängstigender Geisterprofessor muss ebenfalls passiert werden.

Im vorigen Jahr schafften es 163 kleine, kostümierte Besucher an die Haustür und gleich dreimal so viele Erwachsene pilgerten zum Haus und staunten. Für alle Kinder, die dann den Spruch "Süßes oder Saures" an der Haustür aussprechen, hält Jenny Flachsenberger jede Menge Süßigkeiten bereit: Stolze 27 Kilogramm Bonbons hat die Familie dieses Jahr für die Kinder eingekauft. In den vergangenen Jahren backte die Familie sogar schaurige Küchlein, passend zur Geister-Nacht mit roter Farbe - zum verwechseln ähnlich mit frischem Blut.

Die Nachbarschaft hat ihren Süßigkeitenbestand für den Donnerstagabend ebenfalls ordentlich aufgestockt, denn die vielen Kinder klingeln auch dort. An die außergewöhnliche Dekoration der Flachsenbergers kommen sie nicht heran. Aber sie schauen gerne bei ihnen vorbei, um sich ordentlich zu gruseln.

Der finale Aufbau

Für den aktuellen Festtag packt Jenny Flachsenberger noch mal eine Schippe obendrauf. Der finale Aufbau am Donnerstagvormittag wird etwa sechs Stunden dauern. Drei Pavillons müssen aufgestellt werden, um die ganzen Halloween-Gestalten aufhängen zu können. Am Wohnwagen schwebt bereits jetzt eine Skelett-Hexe mit Hut auf einem Besen und im Inneren ist der Wohnwagen mit schaurigen Spinnen, blutverschmierten Totenköpfen, abgetrennten Gliedmaßen und einer großen Axt ein schauriger Blickfang. Das Dekorations-Highlight für Jenny Flachsenberger ist erneut der "Reaper" - ein düster gekleideter Sensenmann, der die Kinder in den vergangenen Jahren bereits zu tiefst erschreckt und bei den Schaulustigen "für Furore gesorgt hat", erzählt sie. Die leuchtenden Lichterketten und die elektrische Ausstattung werden erst am Donnerstagnachmittag im Außenbereich geschmückt. Am Abend sollen dann ein Kessel qualmen, Gespenster schwirren und flimmern sowie mit schaurigem Gewimmer und Geheul herumfliegen. Ein Leichnam wird erschreckend ächzen, um den Grusel-Faktor auf ein hohes Niveau zu heben. Eben typisch Halloween.

Obwohl die Vorbereitung und der Halloween-Tag selbst besonders für Oma Gertraut Flachsenberger und die vielen Kinder unheimlich wirkt, hat ihre Enkelin Jenny ein Grinsen im Gesicht und sagt: "Es sind doch alles nur Puppen." Bereits am Freitag wird alles vorbei sein. Die leblosen Gestalten werden dann wieder sorgfältig verpackt auf dem Dachboden gelagert - bis sie im kommenden Jahr ihren nächsten Auftritt bekommen.

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