"Ich bin fassungslos!", schreibt der Bürgermeister von Hildburghausen Tilo Kummer auf Facebook. "Der Markt in Hildburghausen ist voller Menschen! Etliche tragen keine Masken! Was muss denn noch passieren, bis manche den Ernst der Lage begreifen? Ganze Kitas, Schulen, Rettungswachen, Feuerwehren mussten bereits in den letzten 2 Wochen in Quarantäne. Etliche Menschen, vor allem aus betroffenen Pflegeheimen, kämpfen aktuell in unserem Kreis um ihr Leben. Kann man da nicht mal 2 Wochen Abstand halten?", fragt er äußerst besorgt.
Ramelow sagte, die Demonstranten hätten sich im höchsten Maße unsolidarisch vor allem mit denen verhalten, die ein hohes Risiko hätten, an Covid-19 zu sterben. Wer mitten in einer Pandemie ein derartiges Verhalten an den Tag lege, provoziere eine Situation, in der es irgendwann für schwer erkrankte Corona-Infizierte nicht mehr genügend Notfallbetten gebe. „Deswegen werbe ich dafür, nicht leichtfertig das aufzugeben, was man an gemeinsamer Solidarität in der Region hat“, so Ramelow.
Am Donnerstag gab es auch Kritik am Vorgehen der Polizei in Hildburghausen. Die anwesenden Polizisten hätten den während der Demonstration begangenen Verstößen gegen die Corona-Auflagen überwiegend tatenlos zugesehen, sagte die Sprecherin einer Vernetzung von Thüringer Bündnissen gegen Rechtsextremismus, Diana Hennig, unserer Zeitung. „Es wird einfach nicht durchgegriffen.“
In einer neuen Allgemeinverfügung hatte der Landkreis wegen der stark angestiegenen Zahl von Neuinfektionen die Regeln in der Corona-Pandemie verschärft. Zum Verlassen der Wohnung müssen triftige Gründe vorliegen. Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen.
Im Landkreis Hildburghausen ist der Kennwert der Corona-Neuerkrankungen binnen sieben Tagen gerechnet auf 100.000 Einwohner weiter angestiegen: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts lag die Inzidenz für den Kreis in der Nacht zum Freitag um Mitternacht bei 630. Am Donnerstag war eine Inzidenz von 603 ausgewiesen worden. Damit liegt der Kreis Hildburghausen weiter an der Spitze im Inzidenz-Vergleich aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte. 63 neue Fälle wurden binnen 24 Stunden registriert, 1.044 Personen im Kreis sind aktiv infiziert. Wegen der explodierenden Infektionszahlen gilt in dem Kreis seit Mittwoch ein harter Lockdown. Die rund 63.000 Einwohner dürfen bis zum 13. Dezember ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftigen Grund verlassen, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. rdl/it/cob/sh/dpa
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