Schleusingen Anschlag mit Buttersäure auf die Kreuzkirche

Karin Schlütter

Ein Bleiglasfenster zerstört, Buttersäure in die Schleusinger Kreuzkirche geschüttet. Die Kriminalpolizei ermittelt gegen Unbekannt und sucht Zeugen dieses Anschlags.

 
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Schleusingen - Pfarrer Andreas Barth kann es noch nicht fassen: "Es ist traurig und im wahrsten Sinne ätzend", sagt er nach dem Anschlag auf die Schleusinger Kreuzkirche. Was war geschehen? Küsterin Susanne
Hotop hatte bei ihrem Kontrollgang in der Schleusinger Kreuzkirche Donnerstag Mittag den beißenden Gestank wahrgenommen, die Glasscherben und das zerstörte Bleiglasfenster in der Sakristei entdeckt und den Pfarrer verständigt. Am Dienstag zuvor gegen 13 Uhr war noch alles in Ordnung gewesen.

In dieser Zeit zwischen Dienstag und Donnerstag dieser Woche also hatte ein bisher unbekannter Täter durch eines der beiden Bleiglasfenster an der Sakristei auf der Seite vom Friedhof aus Buttersäure in die Kirche lanciert. In eben diese Kirche, in der sich im legendären Herbst 89 auch in Schleusingen immer mehr Menschen versammelten, um in Friedensgebeten die friedliche Revolution herbeizuführen. In jene kleine, heimelige Kirche mit ihren kostbaren bunten Rundfenstern, die erst in den vergangenen Jahren renoviert wurde. In jene Kirche, in der gesungen und gebetet wird, wenn vor dem Volkstrauertag draußen Neonazis zum sogenannten Heldengedenken vorbeiziehen.

In diese Kirche, in der bis jetzt die sonntäglichen Gottesdienste stattfanden, an der auf einem Transparent über dem Eingang Martin Luther Kings Zitat zu lesen ist: "Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben: nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben; nur Liebe kann das."

An der Tür eben dieser Kirche hängt jetzt ein A4-Blatt mit dem Hinweis: "Auf die Kreuzkirche wurde ein Anschlag mit Buttersäure verübt. Aus diesem Grund kann der Gottesdienst am Sonntag, dem 18. 10. 2020 nicht stattfinden." Ein älterer Mann liest und sagt kopfschüttelnd im Weitergehen: "Geht das jetzt in Schleusingen auch schon los."

"Es gibt Dinge, die machen mich fassungslos und erschüttern mich", schreibt Pfarrer Andreas Barth auf der Internetseite der Kirchgemeinde, auf der er über den Anschlag informiert. Er hat inzwischen Anzeige erstattet. Polizeisprecherin Julia Kohl informiert auf Anfrage von Freies Wort , die Kriminalpolizei habe Ermittlungen aufgenommen. Es gäbe aber bisher noch keine Hinweise auf einen möglichen Täter. Die Polizei sucht dringend Zeugen. Wer in der Zeit zwischen Dienstag und Donnerstagmittag im Bereich der Kreuzkirche/Friedhofseingang Verdächtiges bemerkt hat, wird gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Hildburghausen telefonisch unter (0 36 85) 77 80 zu melden.

Der reine Sachschaden des Anschlags beläuft sich auf etwa 3000 bis 3500 Euro. Die Kreuzkirche kann bis auf Weiteres nicht genutzt werden, nicht nur wegen der Geruchsbelästigung, sondern auch, weil eine nicht zu unterschätzende gesundheitliche Gefahr von der Buttersäure ausgeht.

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