Berlin/Jena - Die ZDF-Kultursendung «Aspekte» hat mit einem Beitrag über Rechtsextremismus in Ostdeutschland den Zorn vieler Zuschauer auf sich gezogen. In einem offenen Brief beklagten Kritiker einseitige und «reißerische» Berichterstattung, die nach der Mordserie von Neonazis den gesamten Osten zur «Sperrzone» für Bürger mit Migrationshintergrund erkläre.

In dem Bericht reist der deutsch-bengalische Schriftsteller Steven Uhly nach Jena und sagt unter anderem, er habe Angst, sich im Osten frei zu bewegen. «Aspekte» bedauerte, dass der Beitrag Empörung hervorgerufen habe. Der Sender kündigte eine Diskussionsveranstaltung mit Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter im Dezember an. In der Stadt waren die Neonazis Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt aufgewachsen.

«Wir halten es für journalistisch vertretbar, dass wir dem Schriftsteller Steven Uhly, der sich wie viele andere Bürger auch in den östlichen Bundesländern von manifester Fremdenfeindlichkeit und rassistischen Pöbeleien bedroht fühlt, ein Forum gegeben haben», heißt es in der Antwort von «Aspekte». Redaktionsleiter Christhard Läpple sagte am Freitag: «Wir waren von den heftigen Reaktion überrascht.» Er könne die Empörung nachvollziehen, da es um «verletzte Seelen» ginge.

Läpple betonte zugleich, man habe nicht gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen, sondern die tiefe Verunsicherung von Menschen nicht-deutscher Herkunft darstellen wollen. Jena sei eine weltoffene und tolerante Stadt.

Die Kritiker beklagen dagegen: Das ZDF nehme die neuen Bundesländer in «Sippenhaft», so heißt es in dem Brief. «Das Fazit des Beitrages lautet klar: Mitbürger mit Migrationshintergrund sollten den gesamten östlichen Teil Deutschlands meiden.»

Bei einer Gesprächsrunde am 5. Dezember im Jenaer Theaterhaus solle über das Thema diskutiert werden. Zugesagt habe Jenas OB Schröter. Ob Schriftsteller Uhly auch komme, stehe noch nicht fest, sagte Läpple. dpa

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