Nein, die gefälligen Frauen sind ihre Sache nicht. Nicht auf der Bühne. Nicht im Film. Und wohl auch im Leben ist Corinna Harfouch kein Mensch, der seine weichen, zarten, empfindlichen Seiten gerne und bereitwillig zeigt. Kantig und spröde wirken ihre Figuren. Manchmal hart, manchmal verstörend. Sie wollen aufgeschlossen sein. Sie fordern Kraft, Einlassung, Hinwendung, Protest, Standhaftigkeit. Das macht die Schauspielerin so interessant und ihr Spiel so vielseitig. In unzähligen Rollen hat Corinna Harfouch diese Frauen geformt, die allesamt irgendwie selbst vom Leben zurechtgebogen schienen. Sei es Mutter Kröger im "Doppelten Lottchen" (1996), sei es Magda Goebbels in "Der Untergang" (2004), oder sei es eben Irina in Tschechows "Möwe", mit dem sie im Ensemble des Deutschen Theaters erst letzten Sommer zu Gast in Meiningen war.

Ein Museumsbesuch

Dieses Gastspiel zu Ehren des Theaterherzogs Georg II. hat nun gewissermaßen ein Nachspiel. Denn Corinna Harfouch kommt wieder nach Meiningen. Am 8. Februar wird sie im Theater und im Theatermuseum lesen, spielen und erzählen. Vielleicht nicht nur aus ihrem Schauspielerleben, sondern auch aus ihren Jugendjahren, ihrer Kindheit, die einst in Suhl begann. Dort wurde Corinna Harfouch 1954 geboren. Aufgewachsen ist sie im sächsischen Großenhain. Studiert hat sie in Dresden und schließlich in Berlin. Dort tat sie auch ihre ersten Schritte als Schauspielerin - bei Heiner Müller zum Beispiel. So richtig bekannt aber wurde sie erst durch den Film. Für die Meininger Kulturreferentin Dana Kern war Corinna Harfouch schon immer eine Kandidatin für die Benefiz-Reihe "Meiningen präsentiert", mit dem das Kuratorium Kulturstadt Meiningen Geld für die Restaurierung historischer Bühnendekorationen aus der Herzogszeit sammelt. Nun also wird die Harfouch die vor zehn Jahren begonnenen Reihe fortsetzen - nach Klaus-Maria Brandauer (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Monica Bleibtreu (2009) und Iris Berben (2012) ist sie die fünfte Künstlerin, die ein Bühnenprogramm im Theater beisteuert und sich im Theatermuseum einem Gespräch über das Theater, den Film und das Leben stellt.

Eine Corinna Harfouch allerdings lädt man nicht einfach ein, hat Dana Kern gelernt. Die muss man schon verzaubern, wenn man sie für ein derartiges Projekt gewinnen möchte. Drei Mal hat Kern angefragt, drei Mal hat Harfouch im Prinzip zugesagt. Ohne konkreten Termin freilich. Dann kam im Juni letzten Jahres die Gedenkwoche zu Ehren Herzog Georg II. - das Theater lud sich ein Gastspiel aus Berlin ein: Tschechow, "Die Möwe", das Ensemble des Deutschen Theaters reiste an. Und mit ihm Corinna Harfouch in der Rolle der Irina Nikolajewna Arkadina. Die Schauspieler besuchten das Theatermuseum und Corinna Harfouch verstand sofort, als sie vor den historischen Bühnenbildern stand, worum es bei "Meiningen präsentiert" gehen würde. Sie war gewissermaßen spontan verzaubert von der "Zauberwelt der Kulisse". Und noch bevor die Schauspielerin am Abend auf der Bühne stand, hatte Dana Kern eine definitive Zusage in der Tasche.

Corinna Harfouch wird sich auch am 8. Februar treu bleiben und es dem Publikum im Theater nicht allzu einfach machen: Für ihren neuerlichen Besuch in Meiningen hat sie ein Programm mit Werken von Else-Lasker-Schüler ausgewählt. Gerade in dieser Woche jährte sich der Todestag der expressionistischen Dichterin zum 70. Mal. Das Publikum darf sich also auf einen spannenden Sonntagvormittag unter dem Titel "Gott war kein Spießer" freuen. Begleitet wird sie von ihrem Sohn, dem Musiker und Komponisten Johannes Gwisdek. Am Nachmittag spricht Corinna Harfouch dann im Theatermuseum mit Thomas Unger über ihren Beruf und über ihr Leben. Der Erlös beider Veranstaltungen kommt der Restaurierung eines weiteren Bühnenprospekts zugute. Welcher das sein wird, steht noch nicht fest. Das bislang eingespielte Geld - knapp 40 000 Euro - kam Bühnenbildern aus Shakespeares "Hamlet", Kleists "Kätchen von Heilbronn" und Schillers "Piccolomini" zugute.

Corinna Harfouch/Hannes Gwisdek: "Gott ist kein Spießer" - 8. Februar, 11.15 Uhr, Theater Meiningen. Gespräch im Theatermuseum um 14 Uhr. Karten für beide Veranstaltungen gibt es an der Meininger Theaterkasse oder unter Tel.: 03693/451222.