Vor einer Woche stellte der Südthüringer Schriftsteller Landolf Scherzer sein neues Buch "Buenos Dias, Kuba" gemeinsam mit unserer Zeitung in Suhl vor. Gestern verkündete Lektorin Andrea Doberenz, dass der Berliner Aufbau-Verlag bereits die zweite Auflage des Reportagen-Bandes vorbereite. Innerhalb einer Woche ist die Startauflage des Reportage-Buches so gut wie verkauft. Und der Autor selbst, der gestern Vormittag am Messestand unserer Zeitung signierte und dort mit Messe-Besuchern plauderte, spürt dieses Leser-Interesse hautnah: Um 12.30 Uhr hatte ihn die Leipziger Volkszeitung in ihre Lese-Arena eingeladen. Bereits eine Viertelstunde vorher bildeten sich Menschen-Trauben an den Eingängen. Das ist zwar nicht ungewöhnlich bei Lesungen von bekannten Autoren - aber dass der Autor selbst, noch bevor er die Arena betritt, umlagert wird und Autogramme in Bücher, auf Fotos oder in uralte DDR-Drucke seiner Geschichten geben soll, das ist nicht bei jedem so, der hier liest.

Die Messe lärmt

Landolf Scherzer - ein Popstar des Literaturbetriebs? Abstreiten würde er das auf jeden Fall. Das große Interesse an seinem Kuba-Buch freut ihn natürlich, doch so richtig geheuer ist es ihm nicht. "Er ist ja immer einer, der über die Menschen zur Politik kommt", sagt Andrea Doberenz. Für den ein oder anderen, der sein Buch bei der Lesung in der Hand hält, ist er wohl vor allem einer, der es vermag, dem schillernden Schlagwort "Kuba" und all den Legenden, die sich damit verbinden, Gesichter zu geben. Es sind die Biografien, die Geschichte erzählen. Und Landolf Scherzer hat eine halbe Stunde. In der Arena, in der nach dem Einlass-Gedränge bei weitem nicht alle einen Sitzplatz finden, kommt er gar nicht zum Lesen. Da lärmt die Messe, da rennt die Uhr. Da kann er nur von einigen Erlebnissen erzählen, die Fragen des Moderators so gut es geht beantworten - in seinem blauen Pullover, den er immer trägt, wenn er auf einem Podium sitzt. Es geht um Fidels Tod, um kubanische Frauen, um die mit Rum desinfizierte Schraube eines alten Autos, mit dem kubanische Ärzte den gebrochenen Arm eines Leipziger Touristen flickten. Und ein wenig auch um Politik. Dann muss er los, zu "Riverboat" beim MDR im Süden Leipzigs. Auch dort wird er erzählen. Und am Vormittag signieren, am Stand des Aufbau-Verlags, ehe er am Abend endlich einmal zum Lesen kommt. Die Leipziger Stadtbibliothek am Leuschnerplatz hat ihn eingeladen.

Scherzer ist - natürlich - ein alter Hase in Leipzig. Alle seine Aufbau-Bücher hat er dem Leipziger Messepublikum vorgestellt. Margrit Ellena ist es nicht. Die Gleichamberger Autorin - und Kolumnistin unserer Zeitung - ist gestern mit anderen Bücher-Fans aus Hildburghausen und Umgebung im Bus nach Leipzig gefahren. Buchhändlerin Alexandra Messerschmidt hatte diese Reise organisiert. Am Stand des Dresdner Weltbuch-Verlags stellte sie ihr neues Buch vor: "Seelenverwandtschaft mit einem Esel". Es ist die zweite Auflage, die sie erweitert hat - um den Umzug aus der Schweiz ins südthüringische Gleichamberg. Und sie hat auch einen neuen Verlag gefunden. Lesen will sie nicht, lieber erzählen, mit den Besuchern, die vorbei kommen. Und Eindrücke sammeln. Von der Messe in den fünf großen Hallen und der gläsernen Kuppel in der Mitte, durch die sich am Freitag über 50 000 Menschen kämpften. Und wie schon am Donnerstag besonders viele Schulklassen.

Einfach los lassen

Margrit Ellena findet das gut. "Mit den jungen Leuten fängt es an", sagt sie, die ehemalige Schweizer Schuldirektorin. In kleinen Horden laufen die meisten von ihnen kreuz und quer durch die Gänge. Die Kinder nicht in eine bestimmte Richtung drängen, ihnen nichts vorschreiben, sondern sie einfach los lassen auf die Messe, sich selbst suchen lassen, was ihnen Spaß macht. Deshalb ist Margrit Ellena auch nicht enttäuscht, wenn nicht jeder an ihrem Messestand Halt macht. Ein paar aber tun es doch. Und die hat sie vielleicht gewonnen für ihre Gedanken. Sie weiß: Bücher lesen ist das eine, aber es ist auch wichtig über sie zu erzählen.