Feuilleton Schmalkalder Lokführer größter Kunsträuber der DDR-Geschichte?

Die wieder aufgetauchten Gemälde werden in der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha präsentiert. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Den größten Kunstraub der DDR-Geschichte hat der „Spiegel“ nach eigenen Angaben aufgeklärt: Ein Lokführer aus Schmalkalden soll die fünf Gemälde aus Gotha gestohlen haben, die im vergangenen Jahr wieder auftauchten.

 
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Gotha/Schmalkalden - 2019 erhielt das Schloss Friedenstein in Gotha fünf Meisterwerke zurück, die dem Museum im Jahr 1979 gestohlen worden waren. Nun liefert das Nachrichtenmagazin Der Spiegel  in seiner aktuellen Ausgabe einen mutmaßlichen Täter dazu: Alle Hinweise würden auf den Lokführer Rudi B. hindeuten. Der stammte aus Schmalkalden, wurde wegen versuchter Republikflucht in den Westen abgeschoben und starb 2016 in Frankfurt.

Ausschlaggebend sei ein Zeuge gewesen, dem B. ein gestohlenes Bild verkaufen wollte und den der Spiegel zitiert. Auch die DDR-Ermittler hätten in den achtziger Jahren mit diesem Mann gesprochen, allerdings unabhängig von dem Kunstraub in Gotha. Weitere Hinweise, anhand derer B. vom Spiegel überführt wurde, sollen seine Schuhgröße, die zu den Fußabdrücken am Tatort passe, und sein Auto sein, das Zeugen in der Nähe von Schloss Friedenstein gesehen hatten.

Die damals aus dem Schlossmuseum gestohlenen Gemälde Alter Meister befanden sich nach Recherchen von MDR Thüringen bis Ende der 1980-er Jahre in Schmalkalden. Erst dann wurden sie nach Westdeutschland gebracht. Bislang war vermutet worden, dass die Kunstwerke noch in der Nacht des Diebstahls nach Westdeutschland geschmuggelt wurden.

Die in der Nacht vom 13. zum 14. Dezember 1979 waren die Gemälde gestohlen worden. Der Wert der gestohlenen Gemälde war damals auf rund fünf Millionen DDR-Mark geschätzt worden. Es handelte sich um Frans Hals' „Brustbild eines jungen Mannes“, Anthonis van Dycks „Selbstbildnis mit Sonnenblume“, Jan Brueghel des Älteren „Landstraße mit Bauernwagen und Kühen“, Jan Lievens' „Alter Mann“ und die „Heilige Katharina“ von Hans Holbein dem Älteren. Der Raub gilt das einer der spektakulärsten in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Die Bilder waren der Stiftung Schloss Friedenstein im Sommer 2018 von einer Erbengemeinschaft zum Kauf angeboten worden. Nach monatelangen Verhandlungen wurden sie dann im September 2019 an die Stiftung in Gotha übergeben. red

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