Feuilleton Liebe und Freiheit

Stefanie Grießbach

"Bonnie & Bonnie" - am Dienstag, 22.50 Uhr, im Ersten gesehen Sie wollen nur frei sein und sich lieben. Aber das dürfen sie nicht.

 
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"Bonnie & Bonnie" - am Dienstag, 22.50 Uhr, im Ersten gesehen

Sie wollen nur frei sein und sich lieben. Aber das dürfen sie nicht. Yara (Emma Drogunova) ist 17 Jahre alt und lebt in mit ihren Geschwistern in Hamburg-Wilhelmsburg in einer engen Wohnung und eng gesteckten albanischen Traditionen. Vater und Bruder bestimmen, wohin es für sie geht. Aber Yara hat sich in die 18-jährige Kiki Kiki (Sarah Mahita) verliebt und träumt von Liebe und Freiheit. Kiki ist eine verlorene Seele und arbeitet in einer Wettbüro-Kneipe. Sie wird ausgenutzt, sexistisch angebaggert und reagiert hochgradig aggressiv. Lange bleibt die Beziehung nicht geheim. Sie werden zu "Bonnie und Bonnie", klauen, ergreifen die Flucht und geraten in ein Desaster.

Die Anlehnung an das Gangsterpärchen Bonnie und Clyde ist unübersehbar. Regisseur Ali Hakim bettet seine zwei tollen Darstellerinnen in seinem Debütfilm aber nicht in eine Gangsterballade, sondern in ein Liebesdrama. Den Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, in dem er selber aufgewachsen ist und lebt, fängt er mit viel Atmosphäre zwischen trist und malerisch, Tradition und Aufbruch ein. Dafür trägt er das gezeigte Milieu - Familientradition, Frauenverachtung, Unterschicht - aber zu dick auf und vergisst leider seine Nebenfiguren. Yaras Bruder, Vater und Freunde sind Abziehbilder, die große Schwester, bei der Yara und Kiki letztlich landen, agiert unglaubwürdig. Flucht und Ende sind verkitscht, vorhersehbar und langweilig. "Bonnie und Bonnie" ist Ali Hakim erster Langfilm, der in der Reihe "Filmdebüt im Ersten" gezeigt wird. Ali Hakim wurde in Kabul geboren und flüchtete 1989 mit seiner Familie nach Deutschland.

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