In einer zweiten Zelle kann der Besucher dann tatsächlich das Unbehagen des Eingesperrtseins erleben - wegen der Dunkelheit, und weil es keine offenen, sondern nur eine geschlossene Tür mit einem kleinen Fenster gibt. Und der darin gezeigten Collage wegen: In einem 20 Minuten langen Film sind mehr oder weniger berühmte Gefängnisszenen aus 27 Filmen zusammengeschnitten. Da ist Lars van Triers "Dancer in the Dark" ebenso dabei wie die "Blues Brothers" oder Jim Jarmusch‘ "Down by Law".
Schachspiel aus Seife
Schriftsteller sind übrigens immer mal wieder im Gefängnis gelandet, sei es wegen tatsächlicher Straftaten oder auch ihre politischen Überzeugung oder ihrer Sexualität wegen. Hinter Gittern finden sich denn auch in der Ausstellung die Werke des Marquis de Sade, von Dostojewski, Artur Koestler, Solschenizin und vielen anderen.
Zu den Kunstwerken, die auch "normale" Straftäter herstellten, gehören natürlich gemalte und gezeichnete Bilder, aber auch beispielsweise ein wunderschönes Schachspiel aus Seife oder ein detailreiches Puppenhaus aus Pappe.
Wie stets im Hygiene-Museum finden sich neben etlichen Medien-Stationen, an denen der Besucher die Häftlinge selbst hören und sehen kann, auch jede Menge Daten und Fakten. Spannend der Zahlenvergleich zwischen den Deutschland, Frankreich, Italien und den USA. Dass die USA fast in allen Bereichen am schlechtesten abschneidet - so stehen 661 Inhaftierten pro 100 000 Einwohnern in Deutschland lediglich 78 gegenüber - war zu erwarten. Dass die Situation jedoch in Frankreich, was etwa die Überbelegung der Gefängnisse betrifft, auch extrem ist, überrascht dann doch.
Und was ist das Ziel? Verbunden mit der Schlussfrage nach alternativen Methoden, um straffällig gewordene Menschen sinnvoll wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ist die letzte Station der Ausstellung: Ein Käfig mit kunstvollen Holz-Labyrinthen, in denen Tafeln und Bildern vom ohnmächtigen Protest gegen Inhaftierungen berichten. Selbstverstümmelungen und Hungerstreiks tauchen da ebenso auf, wie das Anzünden der eigenen Zelle, um auf die schwer erträgliche Situation aufmerksam zu machen.
Im Gefängnis - Vom Entzug der Freiheit. Ausstellung im Deutsches Hygiene-Museum Dresden (Lingnerplatz 1) bis zum 31. Mai Di bis So 10 bis 18 Uhr. Eintritt nur mit Zeitfenster-Ticket. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog