Trotz der Corona-Pandemie planen die Festspiele das kommende Jahr ausgerechnet mit Richard Wagners großen Chor-Opern, wie der kommissarische Geschäftsführer Heinz-Dieter Sense sagt. Sense vertritt die schwer erkrankte Festspielchefin Katharina Wagner bis zu ihrer für den Herbst angekündigten Rückkehr. Geplant sind eine Neuproduktion des "Fliegenden Holländer" mit der ersten Dirigentin in der Bayreuther Geschichte, deren Name noch ein Geheimnis ist, außerdem der "Lohengrin", die "Meistersinger von Nürnberg" und auch der "Tannhäuser", der eigentlich erst 2022 wieder auf dem Spielplan stehen sollte. Parallel dazu sollen dann die Proben für den "Ring des Nibelungen" von Regisseur Valentin Schwarz laufen, der eigentlich in diesem Jahr Premiere feiern sollte und nun auf 2022 verschoben wurde.
"Wir gehen damit natürlich ein gewisses Risiko ein, und unsere Gesellschafter gehen hoffentlich dieses Risiko mit", sagt Sense. Aber: "Kunst braucht immer auch einen gewissen Optimismus." Auch die Stadt Bayreuth gibt sich positiv. "Selbstverständlich hofft die Stadt gemeinsam mit der Festspielleitung und allen Mitwirkenden auf eine "normale" Festspielzeit 2021", sagt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage.
Allerdings gelten vor allem Chorgesänge in Zeiten von Corona als besonderes Risiko. "Selbst wenn man es in Bayreuth durchbekäme, dass sich alle im Orchester testen lassen, haben wir immer noch das Problem mit dem Chor: Stichwort Aerosol", sagt auch Musikdirektor Christian Thielemann. "Da muss eine Lösung gefunden werden, sonst kann man Chor-Opern bis auf Weiteres vergessen."
Geschäftsführer von Berg sagt: "Außerdem ist die Frage: Wie realisieren wir Abstandsflächen auf der Bühne zwischen Solisten, Choristen, Statisten und den Technikern?" Und das sei nicht das einzige Problem: "Ein Großteil unseres Publikums gehört aufgrund des Alters zur Risikogruppe. Wenn die Abstandsregeln, die heute gelten, auch in zwölf Monaten noch gelten, wird das alles schwierig. Dann dürften 329 Zuschauer rein in das Festspielhaus - statt knapp 2000.
Sorge bereitet den Geschäftsführern auch die Sanierung des Festspielhauses, deren Gesamtkosten auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt werden. Der erste, bereits abgeschlossene Bauabschnitt hat 30 Millionen Euro gekostet. "Nach Corona werden die Baupreise weiter anziehen und es wird neue Vorschriften geben, die man weiter berücksichtigen muss", sagt Sense. "Je länger man wartet, desto teurer wird die Sanierung." Doch erstmal richtet sich der Blick auf die kommende Spielzeit: "Das Wichtigste ist, dass Festspiele 2021 stattfinden können, und wenn wir dafür an den Plänen etwas ändern müssen, werden wir das tun", sagt Sense.