Mit den Jahreszeiten verhält es sich in der Kultur ein wenig eigenwillig. Nicht vier, nur drei sind auszumachen: ein hektischer Dezemberwinter, später ein praller Frühsommer, schließlich ein langer milder Herbst. Drei Monate Kulturzeit vom frühen September bis spät in den November, große Kunst auf kleinen Bühnen überall in der Region, überall in Südthüringens Provinz. Die Jahr um Jahr im Herbst von sich hören macht, sich Gehör verschafft. Mit einem Schrei. Einem Provinzschrei.

Den 14. gibt es 2014 und es dürfte wieder ein lauter werden. "Es wartet ein großes Jahr auf uns", sagte Claudia Neukirchner, die Vorsitzende des Vereins Provinzkultur, am Mittwoch bei der Vorstellung des Festivalprogramms in Suhl. Viele werden wieder kommen: Iris Berben liest Texte von Stefan Zweig und Kurt Tucholsky - Werke, die einst im Feuer brannten. Sebastian Krumbiegel sitzt am Klavier, singt Rock, Lieder und Chansons. Clemens Meyer stellt "In Stein" vor, seinen aktuellen Roman. Antonia Rados erzählt von zwei Schwestern aus Kairo, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Und damit sind bisher nur die bekanntesten unter den bekannten Namen genannt. Schauspieler wie Carmen-Maja Antoni, Dominic Boeer, Thomas Rühmann, Jürgen Tarrach haben sich angekündigt. Auch Autoren, Musiker und Ensembles - von den "Zucchini Sistaz" bis zum Klenze Streichquartett aus München. Zu erleben sind ihre Auftritte nicht nur im Hauptort Suhl.

Postamt und Synagoge

Längst haben die Festivalmacher einen weiten Radius gezogen, organisieren Provinzschrei-Abende auch in Schmalkalden, Ilmenau, Meiningen oder in der Rhön. Im Schloss, in einer Bibliothek, in einer Kirche, einer Synagoge oder in einer Bankfiliale, einem Hotel, einem Postamt. Zu den traditionellen Spielorten kommen immer wieder neue, wird ausprobiert, gewechselt.

Eine Änderung gibt es auch im Ablauf. Erstmals wird der Kinder-Provinzschrei aus dem Herbstreigen gelöst und dem Festival vorangestellt. Bereits an diesem Wochenende lockt er mit Theater, Märchenlesungen, Musik, Basteln und Kinovorstellungen nach Zella-Mehlis in die Schauburg und nach Suhl ins Haus Wandlungswelten. Die Älteren unter den Kulturfreunden müssen sich noch bis zum 1. September gedulden.

Alle Veranstaltungen kreisen aber auch in diesem Herbst wieder um ein Zentrum: Das letzte Wochenende im Oktober konzentriert die Musik und Literatur in der Provinz, zum dritten Mal bereits im historischen Fabrikensemble Autohaus Ehrhardt in Suhl. Dann schreit es wieder an gleich mehreren Tagen laut hinaus, was sich in der Provinz alles auf die Beine stellen lässt. Mit Beharrlichkeit und Selbstbewusstsein.

Programm 1. September bis 15. November

Lesung Robert Sedlatzek-Müller -

1.9., Rhön-Rennsteig-Sparkasse Suhl

Jüdisches Leben entdecken in Aschenhausen - 7.9.

Szenische Lesung Thomas Rühmann u. Tobias Morgenstern - 12.9., ehem. Kais. Hauptpostamt Suhl

Lesung Thüringer Autoren -
13.9., Baumbachhaus Meiningen

7. Dixieland-Kulturfrühschoppen - 14.9., Freihof Waffenmuseum Suhl

Tango-Konzert - 20.9., Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden

Lesung Antonia Rados -
23.9., Bibliothek der TU Ilmenau

Lesung Carmen Maja Antoni - 21.10., Stadtbücherei Suhl

Lesung mit Musik und Filmclips mit Knut Elstermann und Vivian Hanjohr - 22.10., R.-R.-Sparkasse Suhl

Fallada-Programm: Angelika Neutschel, Renate Geißler, Irene Wittermann - 23.10. Kultkeller Vampir CCS

Lesung Iris Berben + Konzert Klenze Streichquartett - 24.10., Autohaus Ehrhardt Suhl

Konzert Sebastian Krumbiegel;
Lesung Clemens Meyer, Chansonabend mit Jürgen Tarrach und Ingvo Clauder - 25.10., Autohaus Ehrhardt

Serenadenkonzert - 26.10.,
Kirche St. Ulrich in Suhl-Heinrichs

Lesung Andreas Altmann (28.10., AWG-Geschäftsstelle Suhl)

Vegetarischer Abend mit Lesung und Konzert - 15.11. Hotel Thüringen

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www.provinzschrei.de

(Kartenverkauf ab 16. Juli in den Geschäftsstellen dieser Zeitung)