"Ich brauche euch" - am Montag, 20.15 Uhr, im ZDF gesehen

23 Jahre verheiratet, schönes Heim, gesunde Kinder. Sabine (Judith Engel) vergleicht ihr Leben mit dem Paradies. Am nächsten Morgen ist sie tot, offenbar zu Tode gerüttelt von ihrem Ehemann (Fritz Karl). Die Kinder Jani (Elias Eisold) und Alexandra kommen zu Sabines Schwester Silvi (Mavi Hörbiger), einer ungebundenen, modernen Modedesignerin, die auf Zuwachs überhaupt nicht eingerichtet ist. Eine emotionale Berg- und Talfahrt beginnt.

Eine Ausgangssituation, die im deutschen TV-Film nicht gerade neu ist. "Ich brauche euch" hebt sich aber deutlich von der seifig erzählten Masse der "Wir-wachsen-zusammen-Filme" mit Wohlfühlende ab. Er taucht weder in die Tat ein noch erklärt er, wie es zur Katastrophe kommen konnte. Regisseur und Autor Max Färberböck konzentriert sich auf die Hinterbliebenen, die in ihren Alltag zurückfinden müssen und erzählt viel mehr als das Zusammenfinden von Tante, Neffe und Nichte: Von einer Familie in der Krise, von einer Frau und ihrer Angst vor der Liebe, von einer Ehe vor und hinter der Fassade, von verstörten Kindern in Not, von Bereitschaft zur Hilfe, auch wenn die Hilfe nicht helfen kann, von Idealisierung, Täuschung, Absturz. Ein aufwühlender Film mit ganz vielen Zwischentönen, der keine schnellen Lösungen anbieten will und dem es nicht leicht fällt, Antworten zu finden, der das in trostlosen, schmerzvollen Bildern zeigt, die erst ganz am Ende Nähe zulassen.

Nicht nur die Geschichte, auch das Ensemble fasziniert, vor allem Burgtheater-Schauspielerin Mavi Hörbiger zeigt einmal mehr ihre große Kunst. Ihre Single-Silvi ist lebendig und stark, bis zur Bewährungsprobe, die dann auch ihre Fassade in Stücke reißt.