Rudolstadt - Der traditionsreiche Greifenverlag kämpft ums Überleben. Nachdem er im März Insolvenz angemeldet hat, soll nun bis Anfang Mai ein neues Konzept vorgelegt werden. "Die Richtung wird wahrscheinlich sein, dass wir uns viel mehr auf regionale und regionalgeschichtliche Literatur konzentrieren", sagte Verlagsleiter Holger Elias. "Wir werden die große Belletristik zwar noch vorhalten und produzieren, aber nicht mehr in dem Maß wie bisher." Zudem will Elias - vorrangig aus gesundheitlichen Gründen - die Verlagsleitung bis Ende April abgeben.

Der Verlag war 1919 im sächsischen Hartenstein gegründet worden und seit 1921 in Rudolstadt ansässig. Bis zu seinem Aus Anfang der neunziger Jahre erschienen knapp 1000 Titel, darunter Erstausgaben von Karl Grünberg und Johannes R. Becher sowie später Bücher von Lion Feuchtwanger, Victor Klemperer und Paul Zech. 1993 kam nach zwei gescheiterten Privatisierungen das Ende, doch schickte sich Elias im Mai 2009 zu einer Neugründung an. Die Genossenschaft habe 25 Mitglieder - vor allem Autoren und Privatleute aus der Region. Ziel war es, die Tradition und den humanistischen Ansatz des einstigen Verlagsgründers Karl Dietz fortzuführen.

Partner gesucht

Doch Anfang des Jahres brach der Umsatz massiv ein und am 7. März wurde Insolvenz beantragt. "Das Geschäft läuft ganz normal weiter: Es werden Bücher ausgeliefert und die Autoren betreut", sagte die vorläufige Insolvenzverwalterin Kerstin Jeska-Zimmermann. Sie prüft, ob eine Sanierung des Verlages möglich ist. "Die Überlebenschancen hängen davon ab, wie die drohende Zahlungsunfähigkeit überwunden werden kann." Möglich sei etwa, dass die Genossen weiteres Geld zur Verfügung stellen oder einen Partner finden, der dies tue.

Zur Rettung des Verlages arbeiten Mitarbeiter und Verlagsleitung bis Jahresende vorerst ehrenamtlich. Lagerkosten fallen laut Elias ohnehin nicht an, da die Bücher nur auf Bestellung digital gedruckt und ausgeliefert werden. Das Verfahren sei soweit optimiert, dass ein Buch nach der Bestellung innerhalb von 24 Stunden gedruckt und ausgeliefert werde.

"Wir werden alles dafür tun, damit der Greifenverlag als Genossenschaft weiterbesteht", sagte Elias. Neben der neuen inhaltlichen Ausrichtung und einer Straffung des Programms sollen Anfang Mai Vorstand und Aufsichtsrat neu besetzt werden. Elias: "Wenn es uns gelingt, diese Nahtstellen richtig zu besetzen, dann gebe ich dem Greifenverlag gute Chancen."