Michel Houellebecq, Yasmina Khadra, Yasmina Reza, Nancy Huston und Amélie Nothomb: große Namen, preisgekrönte Schriftsteller. Sie gehören zu den mehr als 130 Autorinnen und Autoren, die das Gastland Frankreich für die Frankfurter Buchmesse angekündigt hat. Aber in Frankfurt soll vom 11. bis 15. Oktober die französische Sprache insgesamt im Vordergrund stehen - und die wird von mehr als 270 Millionen Menschen weltweit gesprochen. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Afrika, Asien und dem Maghreb.

Erstmals war Frankreich 1989 zu Gast auf der weltweit größten Buchmesse. Mit seiner Antwort auf die diesjährige Einladung nach Frankfurt hat sich das Land zunächst viel Zeit gelassen. Dafür tritt es nun mit Pauken und Trompeten auf. Denn neben den über 180 Autoren werden mehr als 500 Übersetzungen französischer Bücher präsentiert.

Die französische Literatur ist reich an wichtigen Strömungen und bedeutenden Schriftstellern, allen voran Houellebecq, das Enfant terrible der schreibenden Zunft. Seit Jahren schon nimmt er in seinen Romanen die narzisstische Konsumgesellschaft des Westens und den Islam ins Visier. In Frankfurt wird der 61-Jährige diesmal zwar ohne ein neues eigenständiges Werk gefeiert. Etwas bislang noch Unbekanntes gibt es dennoch von ihm zu entdecken.

In "Blau Weiß Rot - Frankreich erzählt", einer Anthologie von in Frankreich lebenden Autoren, wurde "Mourir" (Sterben) veröffentlicht. Den Text hat Houellebecq als 47-Jähriger geschrieben. Publizieren wollte er ihn nie. Darin erwähnt er seine Kindheit und seine Beziehung zu seinen Eltern; Autobiografisches, mit dem sich der Schriftsteller gewöhnlich zurückhält.

Mit Yasmina Khadra kommt einer der erfolgreichsten Autoren Algeriens. Bevor er Ende 2000 nach Frankreich auswanderte, war er Offizier in der algerischen Armee. Sein Geburtsland, das von Korruption, Terror und Armut heimgesucht wird, steht im Mittelpunkt seiner Werke. Sein jüngst auf Deutsch erschienener Roman "Die Engel sterben an unseren Wunden" erzählt von einem in Armut lebenden Jungen, der von einem besseren Leben träumt.

Zu den international bekanntesten französischen Autorinnen gehört Yasmina Reza. In ihren Geschichten lotet sie die Untiefen von Paarbeziehungen aus. So auch in "Babylon", das Ende August erschienen ist. Ebenfalls mit Beziehungslügen, allerdings im Spannungsfeld der Familie, setzt sich Nancy Huston, eine Franko-Kanadierin, auseinander.

Vor allem Pariser Verlage

Arbeitslosigkeit, Terroranschläge, zunehmender Kapitalismus, Rechtspopulismus sowie Rassismus - Themen, mit denen sich immer mehr französischsprachige Autoren auseinandersetzen. Zu ihnen gehören die im Iran geborene Schriftstellerin und Filmemacherin Négar Djavadi sowie der 35-jährige Jean-Baptiste Del Amo. Beide werden in Frankfurt erwartet.

Frankreich hat bis zu 4000 Verlage. In Frankfurt sind hauptsächlich die Autoren der Schwergewichte aus Paris vertreten. "Es gibt so viele kleine, unabhängige Verlage, die auch viele Autoren entdecken und deshalb auch in Frankfurt sein sollten", sagte Pierre Astier, einer der bekanntesten französischen Literaturagenten. Es könne nicht angehen, dass fünf Kontinente von 20 bis 30 Verlegern in Paris vertreten werden.

Zu den Bestsellerautoren zählt seit geraumer Zeit schon Guillaume Musso. In Deutschland ist von ihm der Roman "Ein Engel im Winter" erschienen, der mit John Malkovich in der Hauptrolle auch verfilmt wurde. Seine Bücher erreichen regelmäßig sechsstellige Verkaufszahlen.

Zusammen mit Marc Levy, dessen Roman "Wenn wir zusammen sind" in Deutschland als Buch und Film erschien, gehört Musso zu den meistverkauften französischen Autoren. Beide werden auf der Buchmesse in Frankfurt fehlen, denn sie gehören zu den populären Schriftstellern, die von Frankreichs Literaturkritikern seit jeher gegeißelt werden. Auch Vertreter des Kriminalromans sind abwesend. Dabei können Autoren wie Jean-Christophe Grangé und Caryl Férey durchaus mit amerikanischen Schreibern wie Dan Brown und Don Winslow mithalten.

"Francfort en français" heißt der Slogan der Gäste, die im Vorfeld der Buchmesse eine Kulturoffensive angekündigt haben. Eine Offensive à la française - mit großen Namen, etwas zentralistisch und elitär.