Feuilleton Doppelt hält besser

Stefanie Grießbach

"Polizeiruf 110: Tod einer Toten" - am Sonntag, 20.15 Uhr, im Ersten gesehen Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) ist von der Rolle.

 
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"Polizeiruf 110: Tod einer Toten" - am Sonntag, 20.15 Uhr, im Ersten gesehen

Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) ist von der Rolle. Erst verknallt er sich beim Feiern und zieht frustriert wieder ab, weil die Schöne einen anderen küsst. Auf dem Heimweg fährt er angetrunken einen Mann an, der schnell flüchtet. Am nächsten Morgen sucht er voller Schuldgefühle den Verletzten im Wald und landet am Tatort der jungen Jessica, die mit einem aufgesetzten Kopfschuss hingerichtet wurde. Und vor vier Jahren schon mal bei einem Autounfall starb, zusammen mit ihrem Freund Alex (Ben Münchow).

Was mysteriös und aufregend startet, geht bewegend und spannend weiter. "Tod einer Toten" erzählt eine emotionale Geschichte, setzt geschickt überraschende Drehs ein und erhält so die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Es fängt harmlos an. Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) findet nicht weit vom Tatort entfernt Jessicas kleine Tochter Marie allein im Auto. Die Ermittlungen ergeben, dass Jessica und Alex eine Karriere als Junkies und Drogenkuriere hinter sich haben, gegen Drogenbaron Gerster als Kronzeugen aussagten und offiziell ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurden. Jessicas Mutter, die angeblich vor Gram über den Tod ihrer Tochter an Krebs gestorben ist, wusste davon und versteckte sogar fünf Kilo Drogen im Haus, weswegen das Paar jetzt zurückgekommen ist. Die smarte Kollegin Pia Sommer (Luisa-Céline Gaffron) vom Drogendezernat, die Brasch so locker und sympathisch zuarbeitet, ahnt die wahren Zusammenhänge und wird prompt hinterrücks erschossen. Unerwartet ist auch die Wende, dass die auf seriös machende Frau des Drogenbarons Alex suchen, ihn (dank eines zu großen Zufalls) entführen, ihn mächtig unter Drogen setzen und ihn wieder frei lässt, um an ihre einst geklauten fünf Kilo Stoff zu kommen. Umso mehr verwundert es, dass dieser Handlungsstrang einfach abknickt und nicht wieder aufgenommen wird. Ein gravierender Fehler im Drehbuch, der aber den Genuss des Krimiabends nicht schmälert.

Regisseur David Nawrath fasst die verzwickte, wenig schlüssige Geschichte in schöne, oft poetische Bilder, die Psychologie der Figuren und die Atmosphäre ist stimmig. Besondere Momente haben Claudia Michelsen und Christian Kuchenbuch als Jessicas Vater, der seine abweisende Haltung seiner Tochter gegenüber zutiefst bedauert und bei Brasch schmerzhafte Erinnerungen an ihren verlorenen Sohn wachruft. Auch Felix Vörtler gefällt mit schlechtem Gewissen, der als Figur vermehrte Aufmerksamkeit genießt. Er behauptet sich stark gegen die barsche Brasch und macht sich als neuer Duopartner unentbehrlich.

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