Feuilleton Das Leuchten kleiner Welten

Stefanie Grießbach

Der MDR-Themenschwerpunkt "Russland und wir" startete gestern Abend mit Thomas Junkers Reisereportage "Russische

 
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Begegnungen mit Menschen in fremden Ländern sind das Markenzeichen der Reisereportagen, die Thomas Junker seit Jahren an die entlegensten Orte der Welt führen. Im Mittelpunkt stehen immer die Menschen, ihr Alltag und besondere Landschaften. Zum Auftakt des MDR-Themenschwerpunkts "Russland und wir", der die deutsch-russischen Beziehungen in den Fokus rückt, nahm er gestern Abend die Zuschauer mit auf eine abenteuerliche Reise in die Weiten Russlands. Die Sonderausgabe "Russlands Perlen" basiert auf seinen Begegnungen und Erfahrungen aus mehr als einem Dutzend Reisen und fünf Filmen in und über Russland in den vergangenen 24 Jahren. "Die russische Seele und der russische Stolz faszinieren mich", eröffnet der Dokumentarfilmer und Weltenbummler seine Reportage und schon seine erste Reise 1996 hinterlässt einen bleibenden Eindruck der überragenden russischen Gastfreundschaft.

Ein Hauch von Hoffnung

Junkers Film ist unspektakulär, er zeigt, was er sieht und bringt kleine Welten im Verborgenen zum Leuchten. Dörfer im Altai-Gebirge nahe der Grenze zur Mongolei, wüstenartige Steppen bei Astrachan, Nomaden in der rauen Unwirtlichkeit der Tundra, die von der Rentierzucht leben oder die fern im Osten liegende Stadt Blagoweschensk. Er berichtet über eine aufkommende Ski-Metropole mit herrlicher Kulisse mitten in Sibirien oder die allmählich erstarkende russisch orthodoxe Kirche, offenbart perlen aus Kunst und Kultur wie die Ikonenmalerei oder das Puppentheater in Togliatti. In trostlosen Bildern, die den Zerfall dokumentieren, rückt er kleine Weiler im Norden des Uralgebirges oder die "sterbende Stadt" Workuta ins Bild, die an der Unrentabilität der Kohlebergwerke leidet. 1989 zählte die Stadt noch 220.000 Einwohner, im Jahr 2011 lebten nur noch 70.000 Menschen dort.

An Workuta, dem einstigen Gulag-Zentrum, macht Junker auch den Umgang des zeitgenössischen Russlands mit seiner Vergangenheit fest. Bereits 2011 waren die letzten sichtbaren Zeitzeugen dieser grausamen Zeit getilgt, alles was daran erinnerte, Lagerhütten, Ruhestätten, war verschwunden. Mit Eindrücken aus der aufstrebenden Wirtschaftsmetropole Tscheljabinsk samt Nudelparadies, Keksfabrik und moderner Kinderklinik versprüht sein Film einen Hauch von Hoffnung, auch dank des Engagements eines verantwortungsbewussten Kaufmannes, der der Tradition der Zarenzeit folgend sein Geld in Schulen und modernen Wohnraum fließen lässt.

Junkers Film über das größte Land der Erde strotzt vor Vielfalt, reißt vor allem durch seine Bilder, weniger durch die monoton vorgetragenen Texte aus dem Off mit. Junker taucht in das Leben von Menschen ein, die mit unvorstellbar wenig zurechtkommen müssen und dank ausdauernder Willenskraft und einfallsreichem Pragmatismus überleben. Darüber hinaus gibt sein Film einen kleinen Abriss über die Geschichte Russlands und seine Entwicklung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Beiträge des Themenschwerpunkts

Heute Abend diskutiert "Fakt ist!" um 22.10 Uhr das Thema: "Russland - Freund oder Feind? Die Ostdeutschen und die Russen".

Die "Umschau" bringt am 24.11. um 20.15 Uhr einen Beitrag über das Projekt "Nordstream 2".

Am 26.11., 20.15 Uhr, fragt eine Doku "Wie russisch ist der Osten?".

Am 29.11., 20.15 Uhr, beleuchtet die Doku "Stars an der Trasse" das Kulturprogramm für die Trassenbauer. Im Anschluss wirft die MDR-Zeitreise einen Blick auf die deutsch-russischen Beziehungen damals und heute.

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