"Simpel" - am Donnerstag, 23.15 Uhr, im ZDF gesehen

Sie sind ein Herz und eine Seele. Barnabas, genannt Simpel (David Kross), kann eine fürchterliche Nervensäge sein. Er ist 22, aber geistig auf dem Stand eines Dreijährigen. Sein Bruder Ben (Frederik Lau) kann sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Als die Mutter stirbt und Simpel in ein Heim soll, flüchtet Ben mit Simpel nach Hamburg, wo sich der Vater (Devid Striesow) abseits seines behinderten Sohnes ein neues Leben aufgebaut hat. Ben hofft auf Hilfe und wird bitter enttäuscht.

"Simpel" basiert auf einem Jugendbuch der französischen Autorin Marie-Aude Murail. Regisseur Markus Goller rückt die Bruderliebe in den Fokus des Filmes, die Flucht der Brüder nach Hamburg erzählt berührend und humorvoll von Verantwortung, Pflichtgefühl, Familie, Freundschaft und vor allem von Lebensfreude. David Kross spielt umwerfend den liebenswert kindlichen Simpel, der stets sein Stofftier Monsieur HaseHase im Schlepptau hat. Auch Frederik Lau ist großartig als sich aufopfernder Kümmerer, der sein eigenes Leben komplett aus den Augen verloren hat. Nicht minder überzeugend sind Devid Striesow, Emilia Schüle und Annette Frier, auch die Stadt Hamburg ist in beeindruckenden Bildern festgehalten. Ein Roadmovie und Abenteuerfilm, warmherzig, traurig, witzig und bereichernd, nicht sehr tiefgründig und auch nicht frei von Klischees, der ein bisschen zu oft in harmonische Unkompliziertheit mündet, der aber niemals belehren will, sondern es dem Zuschauer überlässt, seine ganz eigenen Schlüsse zu ziehen. Und der einmal mehr die Frage aufwirft, warum die ZDF-Programmgestalter diesen Film nicht für würdig ansehen, zur Prime Time ausgestrahlt zu werden.