Ein Mini-Bändchen im Westentaschenformat kam auf den Markt, dessen sogleich enttarnte Absicht - diese Welt noch ein wenig verrückter zu machen, als sie ohnehin schon ist - das Zeug zum chronischen Hirnsausen hat. 111 absurde Rätselgeschichten in fünf Schwierigkeitsstufen dachten sich seine Autoren aus. Und namhafte Rätselologen geben bestenfalls einer Spezies ihrer Branche echte Chancen, solcher Art verborgenen Gemeinheiten auf die Schliche zu kommen: den Silvesterrätsel-Nüsseknackern dieser Zeitung. Wegen ihrer jahrzehntelangen Erfahrung, skrupellos um alle möglichen Ecken zu denken.

DIE SPIELREGEL: Jede Geschichte besitzt eine mehrsilbige "Leerstelle", die es sinngetreu durch einen geographischen Begriff (Stadt, Land, Fluss etc.) auszufüllen gilt. Jegliche Lösungsworte, so wird versichert, verzichten auf "orthografische Richtigkeit, korrekte Aussprache und grammatikalische Zusammenhänge".

DAS ERSTE BEISPIEL: "Hast du mal eine ruhige Minute?", fragte die Katze den Hund, der just in diesem Moment am Gartentor dem Postboten auflauerte. "Nein", erwiderte dieser, "ich - -." (1 - Lösungen siehe Fußnote).

Wer kommt denn aber auch auf so was?! Patrick Salmen und Quichotte aus der etablierten Slam-Poetry-Szene haben sich getraut und Jonas Klee's universal verwendbare Lebensweisheit zum Buchtitel gemacht: "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." Dialektale Ungereimtheiten, warnen die beiden schon mal für alle Fälle vor dem Clinch mit der Lektüre, basierten auf dem "völlig verklärten Weltbild der Verfasser." Das aber hatte sich der geneigte Leser schon gedacht.

Die Sache mit dem "verklärten Weltbild", ohnehin ein permanentes Rätsel der modernen Zeitgeschichte, sollte niemand davon abhalten, scheinbar abartiger Feingeistigkeit zu frönen. Falls es wem danach gelüstet. Psychologen, denen kein Fragezeichen fremd ist, meinen, die Rolle von Rätseln würde sowieso sträflich unterschätzt. Mehr als nur ein Zeitvertreib, förderten sie geistige Beweglichkeit (Vorsicht, Bildungsdebatte!) und würden so für die "Stabilisierung der neuronalen Verkettungen" sorgen. In der Tat: Oberfanmäßig zur Fußball-WM nach Brasilien zu jetten, um - - (2) zu sein, kann man - - (3) Ordnung finden oder auch nicht, die deutsche Sprachkultur geht davon nicht zugrunde. Nicht von den Kredenzien, die ihr oft genug entzogen werden: Fantasie, Humor und Augenzwinkern. Die Autoren der 111 fragwürdigen Absurditäten haben den Reifegrad ihrer neuronalen Verkettungen offensichtlich bereits so weit vorangetrieben, dass den vorliegenden in Bälde weitere folgen sollen. Eile mit relativer Weile tut also not, sich dafür rechtzeitig zu wappnen.

DAS ZWEITE BEISPIEL: "Ganz schön langweilig hier in der Verpackung", sagt das eine Wattestäbchen zum anderen. "Keine Sorge", sagt das andere, "da kommt wieder einer ins Badezimmer. Mit etwas Glück können wir gleich unserer Bestimmung nachgehen. Vielleicht sind wir - - - ". (4). Sie können damit wenig anfangen? Müssen Sie auch nicht. Amüsant ist es trotzdem.

Lösungen: (1) Belgrad (bell grad), (2) Messina (Messi nah), (3) Schwerin (schwer in), (4) Baltimore (bald im Ohr).

Patrick Salmen / Quichotte: "111 absurde Rätselgeschichten", Edition 1, Lektora Verlag Paderborn, 9,90 Euro.