Feuilleton Angemerkt: Anstoß statt Jammer-Arie

Der Anstoß kostet eine Kleinigkeit - und das im wahrsten Wortsinn: Eine halbe Personalstelle in der Stadtverwaltung. Einen Raum für Proben und zum Zusammensein. Die Möglichkeit, eine Sporthalle einen Abend lang zu nutzen.

 
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Peanuts für eine Stadt wie Zella-Mehlis, auch wenn der ein oder andere Bürgermeister aus dem Südthüringischen angesichts solcher Kosten für "freiwillige Aufgaben" gleich wieder die Jammer-Arie anstimmen würde.

Richard Rossel tut das nicht. Kultur ist freiwillig, ja. Aber ohne Kultur ist halt auch eine Stadt nix. Eine Feuerwehr zu haben ist schön und sicher notwendig, mehr aber auch nicht. "Aufwind" für Zella-Mehlis heißt das Projekt, das sich u.a. auch dem Improvisationstheater widmet. Die Stadt unterstützt das. Rossel, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch schwer damit tat, das städtische Kino zu retten, scheint (nachdem die Aufgabe vergeigt war) verstanden zu haben: Junge Leute lassen sich gewinnen, wenn man nur die richtigen Angebote macht.

Das "Impro-Theater" ist ein solches Angebot. Kultur im weitesten Sinne, Kreativität ganz konkret, etwas zum Mitmachen und sich ausprobieren, Persönlichkeit entwickeln, Spaß haben. Andere begeistern können. Und ganz nebenbei gewinnt Zella-Mehlis dadurch etwas, was man als Urbanität bezeichnen könnte - einen Resonanzraum für eine Stadtgesellschaft. Was die jungen Leute daraus machen, ist ihr Ding. Aber den Anstoß dazu hat die Stadt gegeben - ganz freiwillig übrigens.

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