Eine zugegeben geniale Idee der Suhler Provinzschrei-Macher Claudia Schmidt und Hendrik Neukirchner, die Lange Nacht der Liebe ins Leben zu rufen. Die Liebe spielt schließlich im Leben der meisten Menschen eine gewichtige Rolle. Und welche Künstler würde von sich behaupten, nicht mit Liebe bei der Sache zu sein?
Blütenträume
Das Foyer im Haus Philharmonie passte rein optisch hervorragend: Der Weg ins Haus gestreut aus Blütenträumen, angenehme Lichtinstallation, Arrangements aus weißen, roten und roséfarbenen Tüchern. Weniger passend war leider die Akustik des Raumes, wer Richtung Treppenhaus saß, hatte Mühe, alle Worte zu verstehen. Und um Worte ging es schließlich an diesem bunt zusammengewürfelten Abend, an dem die Konzeptlosigkeit zum Konzept erhoben und damit eine anarchische Note angeklungen war. Logisch: Wenn man den intellektuellen Possenreißer Michael Gerlinger als Moderator zwischen der augenzwinkernd-feministischen Autorin Martina Rellin und dem eher ernsthaften Ostrock-Barden IC Falkenberg vermitteln lässt, muss man schräge Momente einkalkulieren.
Halsbrecherisch
Doch das ungleiche Trio harmonierte über den Abend verteilt bestens, wobei Gerlinger als Imitation der Sängerin Pink die Grenzen einer Liebesnacht am weitesten ausreizte. Autorin Rellin weiß aus Gesprächen mit Frauen, dass der ein oder andere Seitensprung oder eine mittelfristige Affäre der ehelichen Liebe auf die Sprünge helfen kann. IC Falkenberg rührte mit seinen Songs einmal mehr an der Tiefen-Emotion.
Wie tief dieses Gefühl gehen kann, demonstrierte zwischenzeitlich noch ein Akrobatenpaar namens Steffen und Steffi. Wer kopfüber und ohne festhalten die Beine in den Himmel streckt, einzig gehalten vom Nacken des Partners, an den man seinen Nacken drückt, wer so halsbrecherisch posiert, der braucht absolutes Vertrauen in den Partner. Genau wie die Liebe. (fh)