Vacha - Bernd Friedrich aus Vacha hat ein Buch geschrieben - und damit, zumindest im bisher noch recht überschaubaren Leserkreis, einen Knüller gelandet.

"Wie ich aus Versehen meine Schwiegermutter umgebracht habe", lautet der Titel, der durchaus neugierig macht. Genauso wie das Titelfoto, auf dem der Autor selbst in einer bizarren Sado-Maso-Szene zu sehen ist.

Die teils skurrile Geschichte um Ich-Erzähler Otto Loos spielt in der Rhön. Mathe- und Physiklehrer Loos lebt mit seiner Frau, die er vergöttert, seinen beiden pubertierenden Kindern, seiner bösartigen Schwiegermutter - "zu Hause ist sie wie Stalin" - und seinem bedauernswerten Schwiegervater in einem Ort mit dem Fantasienamen Bremdorf bei Vacha.

Als ihm klar wird, dass seine über alles geliebte Frau einen Liebhaber haben muss, gerät sein Leben aus den Fugen, was darin gipfelt, dass er versehentlich die verhasste Schwiegermutter tötet.

Wie sein Hauptdarsteller ist Bernd Friedrich Lehrer - am Staatlichen Berufsbildungszentrum am Lindig in Bad Salzungen (SBBZ) unterrichtet er Elektrotechnik/Elektronik. Der 56-Jährige ist glücklich verheiratet.

Dennoch gebe es keine Parallelen zwischen dem Buch und seiner Biografie: "Die Geschichte ist frei erfunden." Um das herauszustellen, habe er den nicht existenten Ortsnamen Bremdorf gewählt. So will er vermeiden, dass Leser mögliche Ähnlichkeiten mit realen Personen konstruieren.

Und das Buch sei "auf keinen Fall eine Rache an meiner Schwiegermutter", sagt Bernd Friedrich lachend. Was ihm tatsächlich unterstellt worden war. Darüber konnte er allerdings gar nicht lachen, zumal dieser Vorwurf von einer Bekannten kam, die es seiner Meinung nach hätte besser wissen müssen.

"Ich hatte eine außerordentlich gute Schwiegermutter, die wahrscheinlich auch über das Buch gelacht hätte, wenn sie es hätte lesen können", sagt Bernd Friedrich. Sie sei leider schon verstorben, bevor er die Geschichte geschrieben hat.

Auf die Idee, sich als Autor zu versuchen, sei er durch einen Freund, gekommen: "Der ist Psychologe und hat ein Buch geschrieben über Psychologie. Ich habe ihn gefragt, wie man das macht", erzählt der 56-Jährige. Und dann habe er zu seiner Frau gesagt: Ich schreibe auch ein Buch - "und sie hat mich ausgelacht".

Er habe ihr zwar, "als wir noch nicht verheiratet waren, immer sehr lange Liebesbriefe geschrieben" und auch als Berufsschullehrer müsse er viel schreiben, habe also kein Problem damit. "Aber so ein Buch ist ja doch was anderes", räumt er ein und erklärt: "Das war eine neue Herausforderung für mich."

Ein Konzept hatte Bernd Friedrich nicht: "Ich wusste nur, es soll etwas Lustiges werden, etwas Unterhaltsames - mit unerwarteten Wendungen, erst dadurch wird es ja interessant. Es ging los mit dem Hauptakteur Otto Loos - und die Ideen kamen bei entspannenden Tätigkeiten: Beim Radfahren oder in der Sauna."

Er habe viele Bücher gelesen, darunter auch sehr dicke - mitunter quäle man sich da durch und frage sich nach Seite 50: Lese ich weiter oder lasse ich das sein? "So etwas sollte es nicht sein", sagt Bernd Friedrich.

Besser etwas, das viele anspreche - und von Ärger über Schwiegermütter höre man ja öfter. Damit lag er offenbar richtig. Viele Kollegen in der Berufsschule hätten sein Buch inzwischen gelesen: "Sie sagen: 'Schöne Lektüre', es habe sie gut unterhalten", erzählt er.

Und oft verabschiedeten sie sich nun lachend mit den Worten "Schönen Gruß an die Schwiegermutter" von ihm. "Es passiert auch immer wieder, dass Leute lachen, wenn sie mich sehen, weil sie das Buch gelesen haben."

Und im Internet habe er in allen Portalen, über die sein Buch erhältlich ist, von allen, die es gelesen haben, fünf von fünf Punkten bekommen - "das finde ich auch toll", sagt der Autor.

"Lustig und cool" seien die Reaktionen von seinen Schülern gewesen. "In der Berufsschule sind sie ja schon älter, die können auch damit umgehen, dass lustige Sex-Szenen beschrieben werden", meint Bernd Friedrich.

Einige Lehrlinge hätten nachgefragt, ob es stimme, dass er seine Schwiegermutter umgebracht habe. Das vermute wohl niemand wirklich, aber es gebe schon Leser, die Parallelen zur Realität herzustellen versuchten.

"Das Seltsame ist", sagt der 56-Jährige, "wenn die Leute einen Tatort schauen, einen Krimi, dann wissen sie genau, die Handlung hat mit dem Autor, der das geschrieben hat, nichts zu tun. Und wenn sie einen kennen, dann denken manche, man habe eine wahre Geschichte geschrieben".

Er habe eine "reine Fantasiegeschichte" geschrieben. Wenngleich er "auf Erfahrung beruhende" allgemeine Schwächen oder Macken der Menschen in die Handlung einfließen ließ - vermutlich kennt jeder in seinem Umfeld Personen wie die Dame, die ihre bunt gefärbten Haare und ihre Tattoos schick findet oder den Herrn, der sich über sein Luxusauto definiert.

Für einen Seitenhieb auf die katholische Kirche sei er sogar gelobt worden: "Endlich sagt's mal jemand", habe ein Kollege befunden.

Anders als sein Hauptdarsteller hat Bernd Friedrich keine pubertierenden Kinder, sondern einen erwachsenen Sohn. Der 27-Jährige sei "ganz stolz und begeistert", dass sein Vater ein Buch geschrieben hat. "Und er findet es auch lustig, dass sein Vater Sex-Szenen beschreibt - denn er kennt mich ja nur aus der Sicht eines Kindes", berichtet der 56-Jährige.

Das größte Lob habe er jedoch von seiner Schwester bekommen: "Sie hat mich nachts angerufen" und gesagt, sie habe es zuerst nicht lesen wollen, weil sie ihrem kleinen Bruder das Bücherschreiben nicht zugetraut habe. "Dann hat sie es doch gelesen - an einem Stück und war begeistert."

Dazu, dass er die Handlung in der Rhön angesiedelt hat, erklärt Bernd Friedrich: "Ich dachte, ich tue auch der Region einen Gefallen, wenn das Buch bekannt wird: Es wird ja auch Point Alpha erwähnt", auch Vacha oder Meiningen.

"Manche Leute lesen das und sagen vielleicht: Wo liegt das? Da fahre ich mal hin. Also letzten Endes wollte ich meiner Heimat einen Gefallen tun."

"Als unbekannter Schriftsteller in einen renommierten Verlag zu kommen ist sehr schwierig" - deshalb hat der Vachaer sein Buch bei tredition in Hamburg im Selbstverlag drucken lassen. Für 11,99 Euro ist es im Handel erhältlich.

Bernd Friedrich schreibt bereits an seinem zweiten Buch. Auf die Frage nach dem Inhalt antwortet er: "Das darf man nicht sagen als Autor, ist noch ein Geheimnis. Aber es geht auch um Liebe, Liebesbeziehungen - so viel kann ich verraten." bf

Er findet es lustig, dass sein Vater Sex-Szenen beschreibt.

Bernd Friedrich über die Reaktion seines Sohnes (27) auf sein Buch.