Bad Salzungen "Unsere Stärken sind zu unserem Schwachpunkt geworden"

Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel und Schleids Erster Beigeordneter Martin Schuchert haben in ihren Kommunen aktuell eine gehäufte Zahl von Einwohnern, die vom Coronavirus betroffen sind oder unter Quarantäne stehen. Quelle: Unbekannt

Das Geisaer Amt ist die erste Region im südlichen Wartburgkreis, in der wegen der Corona-Krise verschärfte Ausgangsbeschränkungen festgelegt wurden. Die Geisaer Bürgermeisterin und der Vizebürgermeister von Schleid berichteten am Sonntag über die Lage vor Ort.

 
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Geisa - Am Freitag hatte Landrat Reinhard Krebs (CDU) wegen der gestiegenen Coronainfektions- und Quarantänefälle im Geisaer Land einen Aufruf gestartet und die Menschen angewiesen, soziale Kontakte außerhalb der beruflichen Tätigkeit auf den Kreis der im Haushalt lebenden Personen zu beschränken. Notwendige Einkäufe, Bank- und Arztbesuche sind weiter unter Einhalten der Sicherheitsvorschriften möglich. Der Landrat hat sich vorbehalten, wenn nötig, eine Ausgangssperre zu verhängen.

Von der Stadt Geisa und den Gemeinden Schleid, Buttlar und Gerstengrund "wird diese Maßnahme vollstens unterstützt", betonte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU) am Sonntag. Zum Zeitpunkt des Aufrufes gab es in Geisa und den Ortsteilen, sowie in Schleid fünf offiziell bestätigte Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, sowie weitere 50 Personen, die wegen Erstkontakt oder der Rückkehr aus Risikogebieten aktuell vorsorglich unter behördlich angeordneter häuslicher Quarantäne stehen. Verglichen mit dem restlichen Wartburgkreis konzentrieren sich somit die Fälle in dieser Region.

Infizierten geht es gut

"Die fünf infizierten Personen hatten einen leichten Krankheitsverlauf und ihnen sowie allen anderen unter Quarantäne stehenden Bürgern geht es aktuell gut", berichtete Manuela Henkel. Sie hatte gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt zu allen Personen telefonisch Kontakt aufgenommen. "Alle fünf infizierten Personen haben sich in Skigebieten aufgehalten. Wir haben in unserer Region eine starke Gemeinschaft und viele Vereine und Gruppierungen, die regelmäßig gemeinsame Ausflüge und Reisen unternehmen", sagte sie. Zum Zeitpunkt der Reisen sei aber keines der Ziele als Risikogebiet ausgewiesen gewesen. "Die betroffenen Bürger haben teilweise sogar noch vor Antritt der Reise in den Skigebieten angerufen und sich bestätigen lassen, dass vor Ort alles unproblematisch sei."

Die Lage im Geisaer Amt könne man mit der im Landkreis Fulda teilweise vergleichen, wo sich vermutlich auch bis zu 80 Prozent der Coronainfizierten in Skigebieten angesteckt hätten. Das bedeute, so die Einschätzung der Bürgermeisterin, dass es keine aktuell registrierten Coronafälle im Geisaer Land gibt, wo Bürger sich in Einkaufzentren, öffentlichen Einrichtungen, auf Spielplätzen oder an der Arbeit angesteckt haben. Die unter Quarantäne stehenden 50 Personen hatten nach ihren Recherchen alle mit den fünf Infizierten Kontakt. "Allein schon bei einer intern stattfindenden Veranstaltung hatten zahlreiche Personen unbewusst und unverschuldet einen Erstkontakt", so die Bürgermeisterin. Zu diesem Zeitpunkt seien Veranstaltungen noch uneingeschränkt möglich gewesen.

"Die eigentlichen Stärken des Geisaer Amtes, nämlich eine starke Gemeinschaft und große Familienverbände, sind in der aktuellen Situation zu unserem Schwachpunkt geworden", ist sich Manuela Henkel sicher. In dieser Woche kann nach den ihr vorliegenden Daten bei 42 Personen, soweit sich hier nicht noch Krankheitsanzeichen ergeben, die 14tägige Quarantäne aufgehoben werden. Dies sei aber kein Grund, nachlässig zu werden appelliert die Bürgermeisterin an die Bevölkerung. "Am Beispiel anderer Länder haben wir gesehen, was passieren kann, wenn nicht rechtzeitig reagiert wird. Alle aktuellen Maßnahmen dienen dazu, uns alle zu schützen." Die Vorgaben des Landrats müssen weiterhin eingehalten werden.

"Alle Kommunen des Geisaer Amtes werden dies konsequent unterstützen", sagte Schleids Erster Beigeordneter Martin Schuchert. Mit den Bürgermeistern der Region, dem Stadtbrandmeister, Ortsbrandmeistern und Wehrführern kümmert er sich um die Vernetzung aller Feuerwehren im Geisaer Amt. Für die Wehren wurden zusätzlich Desinfektionsmittel, Schutzanzüge und Handschuhe geordert. "Es wurden Anweisungen erarbeitet, die speziell an Hilfseinsätze in der aktuellen Lage angepasst sind und das Ansteckungsrisiko der Feuerwehrleute im Einsatz minimieren sollen", berichtete er.

"Stadtbrandmeister Udo Klinzing sowie die anderen Verantwortlichen melden regelmäßig die aktuelle Einsatzbereitschaft unserer Feuerwehren", informierte Manuela Henkel. "Jetzt ist es wichtig, auf allen Ebenen im Geisaer Land zusammenzuarbeiten und weiter in engem Kontakt mit allen zuständigen Behörden zu bleiben", sagte Martin Schuchert. Auch die Gemeinden Buttlar und Gerstengrund seien einbezogen, man tausche sich ständig über die aktuelle Situation aus.

Bereits vor den ersten amtlichen Anweisungen hatten die Kommunen am Samstag, 14. März, nach Bekanntwerden des ersten Falles in der Region alle öffentlichen Einrichtungen und Plätze gesperrt. Seitdem ist auch die Stadtverwaltung, die strengen hygienischen Auflagen zur Sicherheit der Mitarbeiter unterliegt, geschlossen. "In Notfällen können persönlich Termine unter Sicherheitsvorkehrungen vereinbart werden, telefonisch und per Email sind wir natürlich weiterhin erreichbar", so Manuela Henkel. Das Bauamtsgebäude wurde aus Sicherheitsgründen komplett für den Besucher geschlossen. Einige der Stadtmitarbeiter arbeiten im Homeoffice. Am Wochenende hatte die Stadt Informationsflyer an alle Haushalte verteilt. Mit Lautsprecherdurchsagen sollen die Bürger in den Orten nochmals sensibilisiert werden. Vor allem bitten die Bürgermeister Eltern darum, Kinder und Jugendliche konsequent anzuweisen, sich nicht auf öffentlichen Plätzen zu treffen. Das Ordnungsamt macht regelmäßig Kontrollfahrten, um dies zu überprüfen, auch abends. "Vor Ort werden wir hier ständig vom Gesundheitsamt über die aktuelle Lage informiert und alle Bürgermeister, Ortsteilbürgermeister sowie die Zuständigen der Feuerwehren stehen in engem Kontakt miteinander", so Manuela Henkel.

Lautsprecherdurchsagen

Auch mit dem Altenheim ist sie als Stiftungsratsmitglied regelmäßig in Verbindung und lobt die Heimleitung, die noch vor allen öffentlichen Anweisungen die Einrichtung für Besucher gesperrt hatte und auf strenge Hygiene im Haus achtet. Weiterhin wurden bereits Gespräche mit ortsansässigen Ärzten geführt und Hilfe von Seiten der Stadt zugesagt.

Man werde auch weiterhin die Bürger zeitnah über den aktuellen Verlauf über die Homepage der Stadt, sowie über die sozialen Medien informieren. "Wichtig ist es, dass alle Bürger sich jetzt konsequent an die Anweisungen halten und Ruhe bewahren", so Manuela Henkel .

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