Bad Salzungen Symbolisch dargestellt: Kinder haben Rechte

Jana Henn

Die bunten Steine am Bad Salzunger Burgsee haben schon viel Aufsehen erregt und ziehen die Blicke von Klein und Groß auf sich. Nun nutzt der Kinder- und Jugendschutzdienst dies, um auf Kinderrechte aufmerksam zu machen.

 
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Bad Salzungen - Sabine Wenzel, die Leiterin des Kinder- und Jugendschutzdienstes in Bad Salzungen, erklärt: "Derzeit haben wir keine Möglichkeit, mit Kindern, die nicht unsere Klienten sind, ins Gespräch zu kommen. Wir bekommen auch keine Rückmeldung von aufmerksamen Lehrerinnen oder Lehrern, Erzieherinnen oder Erziehern, Trainern oder Übungsleitern, die sich Sorgen um eines der Kinder machen. Deshalb möchten wir so darauf aufmerksam machen, dass Kinder Rechte haben." Anlass ist der Tag der gewaltfreien Erziehung, der am 30. April stattfindet. Der Deutsche Kinderschutzbund hatte 2004 zum ersten Mal den Tag für gewaltfreie Erziehung ausgerufen, um zum einen die Bevölkerung daran zu erinnern, dass die Verantwortung für ein gewaltfreies Aufwachsen aller Kinder in unserem Land von allen geteilt werden muss, und zum anderen Eltern zu ermutigen, ihr Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen.

Kontakt

Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern:

Elterntelefon 0800-111 0 550

Kinder- und Jugendsorgentelefon 0800-008 008 0

Diese Angebote sind kostenfrei aus dem Festnetz.

Wenn Lehrer oder Erzieher das Thema "gewaltfreie Erziehung" im Rahmen des anlaufenden Schulunterrichts oder im Rahmen der Notbetreuung aufgreifen möchten, können sie sich an den Kinder- und Jugendschutzdienst in Bad Salzungen ( 03695/852012) wenden.

Das Recht auf gewaltfreie Erziehung ist seit 20 Jahren im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. Wörtlich heißt es da: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."

Die Realität sieht jedoch oftmals noch anders aus. Die Kriminalstatistik der Polizei für das Jahr 2019 registrierte 3430 Fälle von Kindesmisshandlung. Insgesamt gab es 4100 Opfer. Bei Kindesmisshandlung muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Zum einen werden die Taten in erster Linie im familiären Umfeld verübt. Zum anderen wissen Opfer oft nicht, wie sie auf diese Gewalt aufmerksam machen können. Manche Kinder, die davon betroffen sind, suchen die Schuld auch bei sich selbst und glauben, "es verdient zu haben". Jede Woche werden rund 70 Kinder in Deutschland so massiv misshandelt, dass sie ärztliche Hilfe brauchen. Drei Kinder sterben jede Woche an den Folgen von Misshandlungen. Wenn Erwachsene gegenüber Kindern gewalttätig werden, liegt das häufig an Überforderung. Mitunter spielen aber auch Machtmissbrauch und Befriedigung des Erwachsenen-Egos eine Rolle. 90 Prozent aller Eltern lehnen Gewalt in der Erziehung ab, aber immerhin fast die Hälfte findet einen Klaps auf den Po in Ordnung. Während körperliche Gewalt abnimmt, ist eine Zunahme von psychischer Gewalt und Formen von Vernachlässigung zu verzeichnen. Eltern und Kinder können Hilfe finden bei den 19 Kinder- und Jugendschutzdiensten in Thüringen, in Erziehungsberatungsstellen, bei Polizei und Jugendamt.

Der Kinder- und Jugendschutzdienst Bad Salzungen in Trägerschaft der Sozialwerk Meiningen gGmbH hatte anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung eine große Aktion mit Netzwerkpartnern in der Bad Salzunger Parkschule geplant. Diese muss nun ausfallen, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt neu auf die Tagesordnung kommen. Nun machen die bunten Steine am Burgsee auf Kinderrechte aufmerksam. Symbolisch dargestellt sind beispielsweise das Recht auf das Briefgeheimnis, das Recht auf einen Namen, das Recht auf Bildung, das Recht zur Ausübung einer Religion oder eines Glaubens, das Recht auf Spiel und Freizeit, das Recht auf gewaltfreie Erziehung und das Recht auf ein Zuhause. Auf dem letzten Stein ist die Nummer des Kinder- und Jugendsorgentelefons vermerkt, sodass Kinder bei den professionellen Helfern Rat suchen können.

Zudem ist seit Mittwoch ein Video abrufbar unter www.jugendschutz-thueringen.de. Der Film wurde von der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Thüringen produziert. Alle Kinder- und Jugendschutzdienste haben mit kurzen Videosequenzen oder Bildern zum Gelingen des Films beigetragen. Auch die Bad Salzunger sind mit dabei. Der Trailer #wirsindfüreuchda macht darauf aufmerksam, dass es auch in diesen Zeiten Hilfe gibt für Kinder, Jugendliche und Eltern.

Bilder