Bad Liebenstein Spenden oder Patenschaften: Der Tierpark braucht Hilfe

Susann Eberlein

Kleine Affen, Erdmännchen und Ziegen sind schon geboren und im Tierpark Bad Liebenstein wird weiterer Nachwuchs erwartet. Bisher können sich nur die Tierpfleger daran erfreuen. Wegen der Coronakrise sind vorerst keine Besucher erlaubt.

 
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Bad Liebenstein - Sie fressen Gras, schlagen kleine Haken und meckern ein wenig vor sich hin: Die jungen Zwergziegen im Tierpark Bad Liebenstein genießen die milden Temperaturen des Frühjahrs. Richtig glücklich sind sie trotz Sonnenbad aber nicht. "Normalerweise werden sie immer von den Besuchern gestreichelt und gefüttert. Das fehlt ihnen", sagt Tîerparkleiter Udo Bleske.

Derzeit müssen alle ohne Publikum auskommen. Mit der Vorordnung des Freistaats Thüringen, die die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen soll und die der Kreis ohne Abstriche umsetzt, musste das Ausflugsziel oberhalb des Elisabethparks Mitte März für Besucher geschlossen werden. Bereits eine Woche zuvor hatte der Tierparkleiter selbst auf die Pandemie reagiert und Gebäude wie das Südamerikahaus und das Terrarium dichtgemacht, um zu verhindern, dass sich Menschen darin begegnen.

Hinter den Kulissen wird weitergearbeitet, schließlich müssen die Tiere auch in Krisenzeiten versorgt werden. Von den eigentlich acht Mitarbeitern sind derzeit nur drei stundenweise im Einsatz. "Normalerweise fühlen sich die Tiere bei diesem Wetter wieder richtig wohl. Aber auch sie merken, dass etwas anders ist. Die Beos und Graupapageien zum Beispiel, die mit den Besuchern sprechen. Sie sind regelrecht betrübt", erzählt Udo Bleske. Er hat den Tierpark 1995 gegründet und kontinuierlich erweitert. Aktuell leben 320 Tiere und 60 Arten in den Gehegen.

Fehlende Einnahmen

Gerade das Frühjahr ist die Zeit, in der der Mini-Zoo sprichwörtlich aufblüht. Jetzt wird der tierische Nachwuchs geboren. Neben den Zwergziegen haben sich die Erdmännchen und Kamerunschafe fortgepflanzt und auch im Beutel der Känguru-Mutter bewegt sich etwas. "Es dauert aber noch ein bisschen, bis es herausguckt", sagt der Tierexperte aus Barchfeld. Auch die Weißgesichtäffchen haben sich vermehrt. "Es waren Drillinge, aber eins war zu schwach und nicht überlebensfähig. Wir konnten es nicht mit der Flasche aufziehen", bedauert Udo Bleske. Jetzt ist zudem die Zeit, in der normalerweise wieder mehr Besucher kommen und die harten Wintermonate vorbei sind. "So leer wie jetzt war der Tierpark noch nie", sagt der Leiter. Durchschnittlich begrüßt er 20.000 Besucher pro Jahr.

Die Zwangsschließung macht sich nicht nur bei den Tieren bemerkbar, sondern vor allem in der Vereinskasse. Zum Vergleich: Im März 2019 wurden Eintrittsgelder in Höhe von 16.000 Euro eingenommen. In diesem Jahr waren es gerade einmal 4500 Euro, was ein Minus von knapp drei Vierteln im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Ohne Einnahmen schmilzt das Konto beträchtlich, denn die Kosten - rund 10.000 Euro pro Monat - laufen weiter und ein Sparbuch gibt es nicht.

Der Verein darf nur wenige Rücklagen bilden, beispielsweise für ein Bauvorhaben. In diesem Jahr sollte das Dach für die neue Anlage der Seriemas, die zu den kranichartigen Vögeln gehören, errichtet werden. Diese Arbeiten sind derzeit gestoppt. "Aus finanziellen Gründen. Und weil die meisten Mitarbeiter in der aktuellen Situation zu Hause bleiben müssen", erklärt Udo Bleske. Auch ehrenamtliche Helfer dürfen den Tierpark derzeit nicht betreten. Daneben sind Schülerpraktika und Praktika für Erwachsene vorerst auf Eis gelegt.

Spezialfutter nötig

Wie viele Kleinunternehmen hat sich der Verein um die Soforthilfe des Freistaats Thüringen beworben. "Wir wissen noch nicht, ob wir da reinzählen, wollten es aber versuchen", so der Tierparkleiter. Herkömmliches Futter wie Äpfel, Kartoffeln und Möhren hätte der Tierpark derzeit genug, auch dank einer kurzfristig ins Leben gerufenen Spendenaktion. "Wir mussten es sogar einkellern, damit es nicht kaputt geht und wir nichts wegwerfen müssen", sagt Udo Bleske.

Sorgen bereitet ihm jedoch das Spezialfutter. Das ist zum Beispiel Fisch für die Flamingos und Pelikane oder Insekten für die Affen, die sich nicht nur mit Obst und Gemüse zufriedengeben. Um es zu kaufen, braucht der Tierpark Geld - oder Gutscheine. "Wir kaufen das Futter beim Haus- und Gartenmarkt in Barchfeld. Wer uns mit ein paar Euro unterstützen möchte, kann dort einen Gutschein kaufen und hinterlegen", sagt Udo Bleske. Darüber hinaus seien Patenschaften eine Möglichkeit, den Tierpark zu unterstützen. "Sie sind für ein Jahr oder als Dauerpatenschaft möglich. Das Tier kann auf unserer Homepage ausgesucht werden", erklärt der Barchfelder. Gerade in den vergangenen Jahren habe sich das Konzept steigender Beliebtheit erfreut. Bisher bestehen über 20 Patenverträge.

Wann der Tierpark wieder öffnen kann, steht aktuell noch nicht fest. "Wir würden uns freuen, wenn ab dem 20. April wieder Besucher unter bestimmten Auflagen kommen könnten", sagt Udo Bleske. Ob das traditionelle Tierparkfest im Juni stattfinden kann, steht ebenfalls noch in den Sternen. Sicher ist hingegen, dass noch mehr Tierbabys erwartet werden. Noch in diesem Monat sollen die Minischafe Nachwuchs bekommen, im Mai oder Juni ist die Zeit für kleine Hirsche. Sie sollen von möglichst vielen Menschen Besuch bekommen.

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