Bad Salzungen Olympia-Kick für Philip: Zweijähriger kämpft gegen Blutkrebs

Susann Eberlein
Der zweijährige Philip Seeber ist an Leukämie erkrankt. Seit Dezember 2018 ist er in Behandlung. Die Intensivtherapie soll im September abgeschlossen werden. Foto: privat

Der zweijährige Philip Seeber hat Leukämie. Um seine Familie unbürokratisch zu unterstützen, spendet das Zeitungshilfswerk die Einnahmen eines Olympia-Kicks. Dieser findet am Samstag, 16 Uhr, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des VfB 1919 Vacha statt.

 
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Hammelburg/Vacha - Er war nicht mehr so fröhlich wie sonst, hat kaum noch gelacht, kaum noch gespielt. "Wir haben schnell gemerkt, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt", sagt David Seeber über seinen jüngsten Sohn Philip. Damals dachten die Eltern, es sei die Nachwirkung einer Erkältung. Anfang Dezember 2018 hatte Philip Fieber, das Blutbild war verändert. Der Kinderarzt tippte auf eine Virusinfektion und verschrieb einen Fiebersaft. Eine Fehldiagnose, wie sich einige Wochen später - fast zu spät - herausstellen sollte.

Nach kurzer Besserung ging es Philip zunehmend schlechter. Das Fieber kam zurück, der eigentlich kräftige kleine Kerl hatte deutlich abgenommen. Als sich sein Bauch verhärtete, suchten die Seebers einen zweiten Arzt auf, einen Notdienst speziell für Kinder. Dieser stellte eine Blutanämie und eine schwere Bronchitis fest, überwies die Familie sofort ins Krankenhaus Würzburg. "Zwei Tage vor Weihnachten teilten uns die Ärzte mit, dass er Leukämie hat", erinnert sich David Seeber.

Gleich nach den Feiertagen startete die Chemotherapie, eine Knochenmarkspende war nicht nötig. Vier Zyklen hat der Zweijährige bisher über sich ergehen lassen. "Er macht sehr gut mit, lässt sich freiwillig Blut nehmen und Blutdruck messen. Manchmal verträgt er die Chemo gut, manchmal weniger gut", sagt David Seeber. Erst am vergangenen Samstag ging der vierte Zyklus zu Ende, der nächste startet in zwei Wochen. Ins Krankenhaus muss die Familie auch in der Pause regelmäßig. Alle zwei, drei Tage werden die Blutwerte überprüft.

Ende September ist die neunmonatige Intensivtherapie im besten Fall überstanden, die komplette Therapie dauert zwei Jahre. Die Ärzte sind zuversichtlich, dass Philip den Blutkrebs besiegt. "Am Anfang waren 95 Prozent seiner Knochenmarkzellen angegriffen. Es war also sehr knapp. Zurzeit sind wir bei null Prozent", freut sich sein Vater.

Finanzielle Einbußen

Trotz guter Prognosen: Die Familie hat mit dem unerwarteten Schicksalsschlag zu kämpfen. Zu den Sorgen um Philip kommen einige finanzielle Einbußen. "Es steht außer Frage, dass wir alles für unseren Sohn machen. Aber die Situation zerrt an den Nerven", sagt David Seeber.

Um dem jüngeren Sohn im Krankenhaus beizustehen und ihn zu Hause betreuen zu können, haben die Eltern ihre Jobs kurzerhand gekündigt. "Mein Arbeitgeber hatte wenig Verständnis für unsere Situation. Beschissener geht es nicht", sagt David Seeber, der als Koch arbeitet. Entweder er oder seine Frau sind immer bei Philip, das jeweils andere Elternteil bei Bruder Erik. Um Infektionen zu vermeiden, musste auch der dreieinhalb Jährige aus dem Kindergarten genommen werden. "Wenn er Scharlach oder Windpocken mitbringen würde, wäre das für Philips Immunsystem zu viel und lebensgefährlich", erklärt David Seeber. Die Familie trifft jede denkbare Vorsichtsmaßnahme, bleibt größtenteils in den eigenen vier Wänden, meidet große Menschenansammlungen. "Mal sehen, wie wir den Sommer überstehen. Er darf ja nicht in den Sandkasten, nicht auf den Spielplatz. Auch an Schwimmbad ist nicht zu denken", so der zweifache Vater, der seit einigen Jahren in Hammelburg lebt, aber aus Weilar stammt.

Benefizspiel in Vacha

Und eben diese alte Heimat will die Familie unterstützen. Nach einem Benefiz-Kinderfest, das zu Beginn des Monats zugunsten von Philip auf dem Sportplatz in Weilar organisiert wurde, sollen nun auch die kompletten Einnahmen des Olympia-Kicks in Vacha an die Familie gespendet werden. Es findet an diesem Samstag um 16 Uhr anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des VfB 1919 Vacha statt und wird von "Freies Wort hilft - Miteinander Füreinander" - dem gemeinnützigen Hilfswerk unserer Tageszeitungen - mit organisiert. "Damit hätten wir nie gerechnet. Aber wir freuen uns über das Signal. Es zeigt, dass die Verbindung in die Heimat nie abgerissen ist", sagt David Seeber über das anstehende Benefiz-Spiel. Dabei kicken erfolgreiche Thüringer Wintersportathleten wie Maximilian Arndt, Jens Filbrich oder Philipp Horn gegen die Vachaer Kreisoberliga-Mannschaft. Der Eintritt beträgt nur fünf Euro.

Während die Mannschaften auf einen Sieg hoffen, wünscht sich Familie Seeber, dass es Philip Tag für Tag besser geht. Nach der Therapie wollen sie zurück in den Alltag, zurück ins Berufsleben. Und sie wollen ihre Familien besuchen. In Kroatien, woher Philips Mama stammt, und in Weilar. "Da waren wir schon lange nicht mehr mit ihm", sagt David Seeber.

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