Bad Salzungen Kreishandwerkerschaft wird 25

25 Jahre wird die Kreishandwerkerschaft Bad Salzungen. Kreishandwerksmeister Wolfgang Horn zog zum Neujahrsempfang in Bad Salzungen Bilanz und kritisierte das Bürokatiemonster, die Überregulierung und den Zertifizierungswahn.

 
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Bad Salzungen - Dem Schneefall und dem kalten Wetter geschuldet, blieben zum Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft in der Filiale der Wartburg-Sparkasse in Bad Salzungen einige Plätze leer. Einige Gäste mussten sich kurzfristig entschuldigen, begründete der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rainer Heumüller. Die musikalischen Akzente zum Empfang setzte Elisabeth Jung von der Musikschule Wartburgkreis auf dem Akkordeon.

Tino Richter, Vorstandsvorsitzender der Wartburg-Sparkasse, der wie in den vergangenen Jahren auch als Gastgeber begrüßte, bescheinigte dem Handwerk gute wirtschaftliche Zahlen. Das merke die Sparkasse auch daran, dass nur noch wenige Kredite nachgefragt würden. Eine positive Bilanz konnte auch der Kreishandwerksmeister ziehen. Im Altkreis Bad Salzungen gebe es etwa 1100 Handwerksbetriebe mit 14 Innungen, sechs Innungen davon seinen überkreislich. Die Kreishandwerkerschaft Bad Salzungen zähle 200 Innungsbetriebe mit zirka 800 Beschäftigten. Im Handwerk würden zurzeit 226 Lehrlinge ausgebildet. Im Herbst 2015 seien 91 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, so Horn.

Die Kreishandwerkerschaft feiere am 1. April 2016 den 25. Geburtstag und die Bilanz falle positiv aus. Die Auftragsbücher seien voll. Trotzdem gebe es viele Entwicklungen, die kritisch zu bewerten seien. Horn nannte das Transatlantische Freihandelsabkommen, welches Amerika bevorzuge. Auch das Bürokratiemonster werde immer größer mit Vergaberegelungen, Zahlungsrichtlinien, Gewährleistungsrichtlinien und dem Zertifizierungswahn. Der Mindestlohn sei eine gute Sache. Seine Einführung habe für die Handwerker hier an der hessischen Grenze eigentlich nie eine Rolle gespielt, denn wer ihn nicht vor Jahren gezahlt habe, dem seien die Mitarbeiter nach Hessen abgehauen. Aber die damit verbundenen Dokumentationspflichten seien Wahnsinn. Außerdem werde in Deutschland wieder einmal alles auf die Spitze getrieben, wenn selbst die Zimmerer auf der Walz diesen Auflagen unterliegen sollen. Die Hauptaufgabe der Kreishandwerkerschaft Bad Salzungen sieht Horn weiter in der Unterstützung und Beratung der Betriebe, im Aufbau einer Homepage und in der Organisation der Aus- und Weiterbildung sowie der Prüfungen. Die Kreisgebietsreform betreffend sprach er sich für den Erhalt des Wartburgkreises aus und mahnte davor, das Berufsschulnetz weiter auszudünnen. Einen Partner hat er dabei in Landrat Reinhard Krebs (CDU, der in seinem Grußwort dem Handwerk bestätigte, dass es im Wartburgkreis das Zentrum der Wirtschaft ist und ein enger Partner beim Unternehmertag und dem Berufemarkt, der in diesem Jahr am 5. November im Staatlichen Berufsbildungszentrum Bad Salzungen stattfinden soll.

MdB Christian Hirte (CDU) stellte in seinem Grußwort die Flüchtlingskrise in den Mittelpunkt. Es sei eine schwierige Situation und viele Bürger stellten sich die Frage, ob der Staat Sicherheit und Ordnung noch gewährleisten könne. Für Hirte ist klar, dass Deutschland einen Zuzug von 1,1 Millionen Menschen pro Jahr dauerhaft nicht schaffen könne, weil die notwendige Integration weder finanziell noch gesellschaftlich zu schaffen sei.

Hirte sieht nur einen Weg, und zwar über die gemeinsame Sicherung der Außengrenzen in ganz Europa. Alleingänge einiger Staaten seien da nicht hilfreich und auch praktisch nicht durchsetzbar, weil kein europäisches Land daran interessiert sein dürfte, dass der freie Handel von Waren und Personen erheblich eingeschränkt werde. wei

Wolfgang Horn - Sprüche

Was wünscht ein Bankkunde, wenn er ein Kondom und ein Ei am Schalter abgibt? - Einen Überziehungskredit bis Ostern.

Ein amerikanischer und ein deutscher Baulöwe wetten, wer das Gebäude schneller hochzieht. Nach einem Monat mailt der Amerikaner: Noch zehn Tage und wir sind fertig. Mailt der Deutsche zurück: Tja, noch zehn Formulare und wir fangen an.

Geldanlage-Tipp: "Legt euer Geld in Steuern an, die sind bisher immer gestiegen."

Flüchtlinge: Statt den Spruch von Bob dem Baumeister "Wir schaffen das" zu bemühen, wäre es vielleicht besser gewesen, den Spruch vom Baumeister des Turms von Pisa zu verwenden: "Wird schon schief gehen."

Horn zitiert Peter Rosegger, österreichischer Schriftsteller (1843 bis 1918), der bereits vor mehr als hundert Jahren feststellte: "Es vollzieht sich eine Flucht vom Pfluge zum Hammer, vom Hammer zum Zirkel, von diesem zur Feder, zum Doktorhut. Nichts will im Staate mehr Grundstein sein - wäre es ein Wunder, wenn eines Tages der Bau ein Übergewicht bekäme?"

Warum gibt es so relativ viele beleibte Abgeordnete in Land und Bund? - Das kommt nicht nur von den vielen Sitzungen, das ist auch der Jo-Jo-Effekt von den vielen Diäten.

An die Vertreter der Wartburg-Sparkasse gewandt: "Immer daran denken, dass man seine Kunden nicht über Gebühr belasten sollte."

Der Zertifizierungswahn hat auch Thüringen erreicht. Da ziehen ganze Heerscharen aus, um dem Baum im Wald zu zertifizieren, dass er über 100 Jahre nachhaltig gewachsen ist.

Denen habe ich es aber gegeben, sagte der Handwerker wütend, als er das Finanzamt verließ.

Das Handwerk schafft Werte, aber das Geld ist nichts mehr wert. Das kommt den Handwerkern zurzeit zwar zugute. Aber langfristig ist es für alle eine schwierige Entwicklung.

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