Arnstein/Schweinfurt - «Die Umstände sind nach wie vor unklar», sagte Polizeisprecher Björn Schmitt am Montagmorgen. Eine Obduktion der Leichen könnte Aufschluss über die Todesursache der sechs jungen Menschen geben. Am Sonntag hatte ein besorgter Vater in Arnstein im Landkreis Main-Spessart in dem Gartenhäuschen die Leichen der sechs jungen Menschen im Alter von 18 und 19 Jahren entdeckt. Unter den Opfern sind auch ein Sohn und eine Tochter des Mannes.

Die sechs jungen Leute hatten in der abgelegenen Gartenlaube eine Party gefeiert. Hinweise, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten könnten, gab es den Ermittlern zufolge zunächst nicht. In der Hütte befand sich nach Polizeiangaben ein Holzofen, der während der Feier in Betrieb war. Ob dieser den Tod der sechs jungen Menschen verursacht hat, blieb zunächst offen. «An irgendwelchen Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen», sagte der Polizeisprecher.

Die jungen Menschen - fünf Männer und eine Frau - stammten aus den unterfränkischen Landkreisen Main-Spessart und Schweinfurt. Weil der Vater nach der Feier am Samstagabend bis in die Morgenstunden keinen Kontakt zu seinen Kindern hatte, wollte er am Sonntag nachsehen, ob alles in Ordnung sei. Nach dem furchtbaren Fund alarmierte er die Rettungskräfte, die aber nur noch den Tod der sechs jungen Leute feststellen konnten. Die Angehörigen wurden von einem Notfallseelsorger und dem örtlichen Pfarrer betreut.

Todesopfer hatte 18. Geburtstag gefeiert

Die Laube steht in einer extrem einsamen Gegend. Mehrere Kilometer sind es bis nach Arnstein, dem nächsten kleineren Städtchen im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart bei Würzburg. Auf dem Weg dahin sind vor allem Felder, Wälder, ab und an ein Bauernhof zu sehen. An einem langen holprigen Weg liegt dann das Gartengrundstück, rundum eingewachsen und schon etwas verwildert.

Das rostige Tor ist mit einem schwarzen Fahrradschloss versperrt, davor flattert ein Absperrband der Polizei. Ein behelfsmäßiger Ausdruck auf Papier in einer Klarsichthülle macht klar: "Tatort - Betreten verboten!"

In Arnstein, einem Städtchen mit gut 8.000 Einwohnern, hatte die Nachricht von der Tragödie sofort die Runde gemacht. Ein Nachbar der Familie, der die Hütte gehört, ist tief betroffen. Er habe die meisten der Opfer gekannt - und die junge Frau habe ihren 18. Geburtstag gefeiert, sagt er. Schon am Mittag, als Rettungskräfte mit Blaulicht durch die Straßen rasten, habe man geahnt, "dass da was Schlimmeres passiert sein muss".

«In die Situation reinversetzen kann sich keiner», sagt eine Frau im Café in der Ortsmitte von Arnstein. Sie sitzt mit zwei Freundinnen in einer Ecke des Backshops, die drei um die 40 haben Kaffee vor sich stehen. «Unsere Kinder sind noch kleiner, aber man überlegt sich schon: Was wär, wenn das jetzt unsere Kinder wären?»

Es ist der Morgen danach in dem 8000-Einwohner-Ort knappe 30 Autominuten nördlich von Würzburg. Der Morgen, nachdem ein Vater seine zwei Kinder tot in einer Gartenlaube fand, neben vier anderen gerade Erwachsenen zwischen 18 und 19 Jahren. Die fünf Jungen und ein Mädchen kamen alle aus der Gegend; zwei Jungen aus Eußenheim, einer aus Wasserlosen, zwei Jungen und das Mädchen aus Arnstein selbst.

Fassungslosigkeit


Als er die Nachricht von dem schrecklichen Fund bekam, kam der Zweite Bürgermeister von Arnstein, Franz-Josef Sauer (CSU), gerade aus dem Gottesdienst. Sofort fuhr er zu der Laube. «Dem betroffenen Vater in die Augen zu sehen - das kann man in keiner Schule lernen», sagt er am Montag. Zu den Ermittlungen will er nichts sagen, das sei Aufgabe der Polizei. Für ihn stünden nun die Familien im Mittelpunkt. «Wir müssen schauen, dass wir auch unsere Stadt so gut es geht begleiten.»

Auf dem Treppengeländer im Rathaus hängt eine Deutschlandfahne mit Trauerflor. Am Montagabend sei für die Betroffenen eine nicht-öffentliche Trauerstunde in der Stadtkirche geplant, sagt Sauer. Am Mittag tage ein Krisenstab im Rathaus, nicht nur mit der Feuerwehr und den städtischen Verantwortlichen, sondern auch mit kirchlichen Seelsorgern. Man wolle den Familien den Raum geben, den sie brauchen. Und, wo gewünscht, auch Zuspruch. dpa