Nachbar-Regionen Petition gegen "Coburger Mohr"

Das Stadtwappen, der "Coburger Mohr". Foto: Stadt Coburg

Weil ein Mohr das Wappen Coburgs ziert, steht die Stadt plötzlich in der Kritik. In einer Petition fordern bereits mehr als 2000 Menschen, die Stadt solle ihrem Motto Taten folgen lassen und ihr Wappen ändern.

 
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Coburg - Eine Petition im Internet fordert Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) dazu auf, das Stadtwappen, den "Coburger Mohr", zu ändern. Das stößt in der Stadtspitze auf Ablehnung. Das berichtet der Bayerische Rundfunk (BR)

Die Initiatoren der Petition, Juliane Reuther und Alisha Archie, kritisieren die Darstellung eines dunkelhäutigen Menschen mit dicken Lippen und großem Ohrring als ein höchst rassistisches Überbleibsel der Kolonialzeit. In einem Brief fordern sie Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) deshalb auf, die Stadt solle sich von dem Wappen distanzieren und ihrem Motto "Werte und Wandel" gerecht werden.

Coburgs zweiter Bürgermeister Hans-Herbert Hartan (CSU) sagte dem BR, es sei ihm völlig schleierhaft, was man in das Wappen hineininterpretieren wolle. Er halte das Ansinnen für völlig sinnbefreit. Er vermute, dass die Diskussion von außen nach Coburg eingetragen werde und die Initiatoren keine Coburger seien. Ein Coburger würde eine solche Diskussion kaum führen, so Hartan weiter.

Auch der Kultur- und Museumswissenschaftler und ehemalige Stadtheimatpfleger Coburgs, Hubertus Habel sagte dem BR, die Übernahme des Kopfes des Heiligen Mauritius ins Stadtwappen sei Zeichen einer immensen Hochachtung und keine Abwertung. Ursprünglich sei der Heilige Mauritius, der auf dem Coburger Wappen abgebildet sein soll, Ende des Dritten Jahrhunderts der Führer einer römischen Legion aus Ägypten gewesen und christlichen Glaubens. Er sei nicht schwarz gewesen, allerdings habe man ihm schon im Spätmittelalter als stereotypen Afrikaner als Schwarzen dargestellt. Bei einem Kriegseinsatz in der Schweiz sei der Mann wegen seines Glaubens hingerichtet und als Märtyrer und später als Heiliger angerufen worden. Der Heilige Mauritius habe schon als Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen gedient.

Die Verbindung zwischen dem Heiligen Mauritius und der Stadt Coburg kam durch den Transport der Reliquien von der Schweiz nach Magdeburg zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert zustande, als die sterblichen Überreste in einer Kirche, der heutigen Morizkirche, zwischenlagerten und die Kirche damit die Schutzherrschaft erlangte. Somit wurde er auch Heiliger der Coburger Bürgerschaft, so Habel. 1354 tauchte der Kopf das erste Mal auf einer Münze in Coburg auf und wurde zum Symbol der bürgerlichen Gesellschaft. 1580 erschien der Kopf des Mauritius dann zum ersten Mal im Wappen der Stadt.

1934 schufen die Nazis ein neues Stadtwappen, ein SA-Abzeichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Kopf des Mauritius als Wappen zurück, in seiner jetzigen Form existiert das Wappen seit 1959.

Juliane Reuther, eine der beiden Initiatorinnen der Online-Petition für die Änderung des Wappens, sagte dem BR, die Idee dazu sei den beiden im Zuge der Black-Live-Matters Bewegung nach dem Tod des Schwarzen George Floyd gekommen. Die beiden Initiatorinnen stammen aus Oberfranken und kannten den Coburger Mohr schon lange. Doch spätestens jetzt sei aus ihrer Sicht die Zeit gekommen, etwas zu ändern.

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