Kulmbach/Kronach Corona-Fall: Sparkasse muss 15 Filialen schließen

Die Fahnen wehen vor der Sparkassen-Geschäftsstelle in Neudrossenfeld, die Filiale bietet derzeit aber nur den Service ihrer Automaten. Aufgrund eines Corona-Falls wurden am Dienstag sowohl die Geschäftsstelle in Neudrossenfeld als auch die am Galgenberg in Kulmbach vorsorglich geschlossen. Am Mittwoch entschloss sich die Sparkasse, insgesamt 15 Filialen bis 31. Juli zu schließen. Telefonisch oder per E-Mail seien die Mitarbeiter aber weiterhin erreichbar, heißt es aus der Sparkasse. Wer in Quarantäne ist, arbeite von zu Hause aus. Foto: Melitta Burger

Zwei neue Fälle gibt es im Kreis Kulmbach. Einer der Betroffenen arbeitet bei der Sparkasse. Die musste nun in Kulmbach und Kronach rund 30 Mitarbeiter in Quarantäne schicken.

 
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Kulmbach/Kronach - Nachdem das Virus den Landkreis Kulmbach wochenlang verschont hatte, ist es nun zurückgekehrt. Gleich zwei Fälle von bestätigten Covid 19-Infektionen musste das Landratsamt am Dienstagnachmittag melden. Die gute Nachricht: Beide Betroffene weisen praktisch kaum Symptome auf. In beiden Fällen seien die Infektionen aufgrund prophylaktischer Tests entdeckt worden. Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut, heißt es vonseiten der Behörden.

Doch einer der jetzt bekanntgewordenen Fälle zieht weite Kreise. Ein Mitarbeiter der Sparkasse Kulmbach-Kronach ist betroffen. Die hat deshalb noch am Dienstag ihre Geschäftsstellen am Galgenberg in Kulmbach und in Neudrossenfeld vorsorglich bis auf weiteres geschlossen. Am Mittwochmittag teilte das Geldinstitut dann mit, dass insgesamt 15 Geschäftsstellen in den Landkreisen Kulmbach und Kronach bis zum 31. August geschlossen bleiben.

Rund 30 Beschäftigte der Sparkasse wurden noch am Dienstag als Kontaktpersonen der Kategorie I in Quarantäne geschickt, heißt es aus dem Landratsamt. Auch Sparkassen-Mitarbeiter, die in Kronach leben oder arbeiten, wurden zum Abstrich nach Kulmbach gebeten. Das Kulmbacher Gesundheitsamt hat noch am Dienstag bis in den Abend hinein nahezu alle bekanntgewordenen Kontaktpersonen getestet. Nur einige wenige wurden erst am Mittwoch getestet. Jetzt muss abgewartet werden, was bei diesen Tests herauskommt, sagt Oliver Hempfling vom Landratsamt.

Hempfling geht davon aus, dass die Ergebnisse nicht allzu lange auf sich warten lassen. Regelmäßig werde kontrolliert, ob schon Resultate vorliegen. Das könne im Landratsamt digital geprüft werden. "Sollten unter diesen Kontaktpersonen der Kategorie I weitere positive Fälle entdeckt werden, gehen die Ermittlungen wieder von vorne los", erläutert Oliver Hempfling. Das heißt, auch deren Kontaktpersonen müssen gefunden und getestet werden. Auch sie müssen in Quarantäne. Rund 2400 Menschen im Landkreis Kulmbach mussten dieses Procedere bereits über sich ergehen lassen. Mit den zwei nun neuen Fällen ist die Zahl der Infizierten, nachdem wochenlang gar kein neuer Fall festgestellt worden war, im Landkreis auf 248 gestiegen. Elf Menschen haben mit einer Corona-Infektion ihr Leben verloren, 235 gelten inzwischen als gesundet. Bei den beiden Betroffenen, die in keinem Verhältnis zueinander stehen, handelt es sich nach Angaben der Behörde um Männer mittleren Alters. Keiner der beiden sei im Urlaub gewesen. Wo sie sich genau angesteckt haben, wisse man zumindest noch nicht, heißt es aus dem Landratsamt.

Daniela Krüger, die Pressesprecherin der Sparkasse, informiert von zu Hause aus über die Situation. Auch sie ist unter denen, die jetzt zwei Wochen in Quarantäne verbringen müssen. Die Sparkassen-Sprecherin zählt zu den Kontaktpersonen des betroffenen Kollegen. Am Dienstagnachmittag sei sie von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin des Gesundheitsamts in Kulmbach angerufen und über die Situation informiert worden. Natürlich sei sie sofort zum Testen gefahren. "Das hat alles reibungslos funktioniert. Wenn es hilft, die Verbreitung zu stoppen, macht man da natürlich mit." Sehr positiv sei der Kontakt zum Gesundheitsamt gewesen. Alle Fragen seien gut beantwortet worden. Nun arbeite sie halt von zu Hause aus, sagt Daniela Krüger und nimmt ihre Situation so gelassen wie möglich. In ihrer Arbeit sei sie keinesfalls eingeschränkt. Alls, was sie zu tun hat, kann sie dank der Technik, die ihr Arbeitgeber bereitstellt, auch von daheim aus erledigen. Dank eines bestimmten Skype-Programms seien sogar Videokonferenzen möglich.

"Mobiles Arbeiten", wie das bei der Sparkasse heißt, habe es bereits vor Corona in ihrem unternehmen gegeben, berichtet Daniela Krüger. Mit der nötigen Technik sei sie längst vertraut. "Das Umschalten auf Home-Office ist leicht."

Aus Vorsichtsgründen habe sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Infektionsfalls entschlossen, die Sparkasse entschlossen, die Filialen am Galgenberg und in Neudrossenfeld, die eine Geschäftseinheit bilden, zu schließen. Später habe man sich dann zur Schließung weiterer Geschäftsstellen entschlossen. Kunden, die ihre Bankberater erreichen wollen, können per Telefon oder E-Mail Kontakt aufnehmen. Auch die Mitarbeiter der betroffenen Filialen bleiben nicht einfach zu Hause. Sie sind erreichbar, vorübergehend halt nicht persönlich. Für Geldabhebungen oder Kontoauszüge stehen Automaten zur Verfügung. "Wir bitten um Verständnis, sollte es zwischenzeitlich zu Zeit- oder Qualitätseinbußen kommen. Wir arbeiten daran, dass unsere Kunden möglichst keine negativen Auswirkungen spüren", sagt Daniela Krüger Vorsorglich habe man sich für die Schließung der beiden Filialen entschlossen. "Das ist besser, als wenn man dann im Nachhinein den Stress hat", erklärt Daniela Krüger. Sie ist sicher: "Das Thema Corona wird uns noch einige Zeit begleiten. Damit müssen wir nun leben." Die Sparkasse habe sehr viel für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter getan. Alle tragen Masken, Spuckschutzwände wurden aufgestellt, es gibt ein Hygienekonzept und überall Stationen mit Desinfektionsmitteln. Trotzdem, das habe man nun gesehen, sei niemand völlig sicher vor einer Ansteckung. Jedem könne das passieren. Umso wichtiger sei es, sich an die Hygiene- und Abstandsregeln zu halten, damit Corona keine Chance bekommt, sich weitflächig auszubreiten.

Anfang der Woche bereits hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) auf besorgniserregende Anstiege der Infektionszahlen hingewiesen. In den vergangenen 14 Tagen sei das Infektionsgeschehen sehr dynamisch geworden, sagte RKI-Chef Lothar Wieler: "Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie." In ganz Deutschland gebe es neue lokale Ausbrüche. Das RKI hat vor einem flächendeckenden Corona-Ausbruch gewarnt: In den vergangenen zwei Wochen seien die Zahlen besorgniserregend gestiegen. Deutschlandweit würden Fälle auftreten, die Pandemie entwickle sich rasant. "Wir müssen jetzt verhindern, dass sich das Virus wieder rasant ausbreitet, dass es sich unkontrolliert ausbreitet." Wieler hält es nicht für ausgeschlossen

Oliver Hempfling vom Kulmbacher Landratsamt macht sich angesichts der deutschlandweiten Entwicklung und auch mit Blick auf die Lage in Nachbarkreisen keine Illusionen, dass es im Landkreis Kulmbach bei den nun bekanntgewordenen zwei Fällen bleiben wird. Die aktuelle Situation sei allerdings anders als während der Hochphase von Covid 19. Oliver Hempfling ist besorgt: "Man spürt die Auswirkungen der Lockerungen. Der Kreis derer, die als Kontaktpersonen in Betracht kommen, ist größer als zu zeiten, in denen Ausgangsbeschränkungen in Kraft gewesen sind. Das macht es nicht einfacher."

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