Nachbar-Regionen Bayerns Umweltminister gibt Bau der Frankenwaldbrücke frei

Sören Göpel

Die umstrittene Frankenwaldbrücke durch das Höllental (Kreis Hof) nahe des Rennsteig-Endes in Blankenstein (Saale-Orla) darf gebaut werden. „Wir geben grünes Licht für die weiteren Planungen“, verkündete Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Dienstag in Lichtenberg.

 
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Lichtenberg -„Die Frankenwaldbrücke soll ein Vorzeigeprojekt für Oberfranken werden. Sie soll einen unverstellten Blick auf einen grünen Ozean aus Bäumen bieten.“ Naturschutz-Experten hatten sich gegen den Bau der mehr als 1000 Meter langen Hängebrücke für Fußgänger durchs Naturschutzgebiet an der bayerisch-thüringischen Grenze ausgesprochen. Durch das benachbarte Lohbachtal soll ebenfalls eine Brücke mit 387 Metern führen. Beide Teilbauwerke werden als Frankenwaldbrücke bezeichnet und als „längste Hängebrücke der Welt“ gepriesen. Das Projekt soll 22 Millionen Euro kosten.

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hält die Eingriffe in die Natur beim geplanten Bau der 1400 Meter langen Frankenwaldbrücke für unbedenklich. "Hier zeigt sich, wie gut man Tourismus und Natur in Einklang bringen kann", sagte Glauber am Dienstagvormittag an der Burgruine in Lichtenberg, wo einer der Einstiege zur Brücke entstehen soll. Dorthin hatte sein Ministerium eingeladen, um über den aktuellen Planungsstand des Projektes zu berichten.

Wie zu erwarten, gab Glauber bekannt, dass er nicht dem Naturschutzbeirat der Regierung von Oberfranken folgt. Die neun Experten hatten im Juni das Projekt abgelehnt und damit den Ball zum Umweltminister gespielt und eine alleinige Entscheidung der Regierung von Oberfranken zunächst unmöglich gemacht.

Maßgeblich für seine Entscheidung, sagte Glauber, sei die geplante filigrane Bauweise der Brücke und die intelligente Besucherlenkung gewesen. "Die Natur gewinnt sogar", ist der Minister überzeugt. Die geschätzt 100 000 Besucher pro Jahr würden nach der derzeitigen Planung das Höllen- und Lohbachtal aus sicherer Distanz erleben. "Viel schlimmer wäre, wenn bei immer mehr Inlandtouristen die Menschen am Boden in die zu schützenden Gebiete laufen würden." Die Genehmigung des Umweltministeriums sei mit weiteren Prüfaufträgen verbunden. Insbesondere sollen die Planer ein noch detaillierteres Besucherlenkungskonzept vorlegen. Sind die Hausaufgaben erledigt, könnten 2023 die ersten Besucher über die Brücken gehen, wie Landrat Bär sagte.

Unter den vielen Interessierten an diesem Tag waren auch einige Gegner des Projektes. Sie werfen dem Hofer Landrat Oliver Bär vor, den immer stärker aufkommenden Trend des sanften Tourismus auszublenden und eine Attraktion schaffen zu wollen, die mehr schadet als nützt. Einer der Kritiker ist Oliver Thaßler vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Oberfranken in Bayreuth. Er sagt: "Was Herr Glauber heute gesagt hat, ist falsch. Viele Analysen zeigen, dass sich die Menschen an solchen künstlich geschaffenen Attraktionen in die Fläche ausbreiten, also auch dorthin gehen, wo sie eigentlich nicht sollten." Thaßler sieht vor allem den Lebensraum des in den Tälern lebenden Wanderfalken in Gefahr. Auch der Uhu sei nun bedroht. "Der Flugkorridor der Vögel wird mit der Brücke durchschnitten."

Mit der Entscheidung Glaubers minimieren sich allerdings die rechtlichen Möglichkeiten für die Naturschützer, weil damit das besonders schutzwürdige Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, kurz FFH, eine rechtliche Sonderstellung einnimmt. Zumindest in Bayern. Der LBV erwägt jedoch weitere Schritte, erzählt Oliver Thaßler. "Das Gebiet gehört zur Natura 2000 der Europäischen Union, aus unserer Sicht wird deshalb gegen geltendes EU-Naturschutzrecht verstoßen. Wir schließen deshalb eine Verbandsklage nicht aus."

Landrat Oliver Bär und Umweltminister Thorsten Glauber sehen dem gelassen entgegen. "Der Eingriff in die Natur ist eigentlich nur, dass die Brücke über die Natur gespannt wird", sagt Glauber. "Wir haben hier noch einen Pfeiler, der auf dem Boden aufsetzt und die Natur berührt." Wie sehr sich die Menschen nach touristischer Entwicklung sehnen, hätten die beiden Bürgerentscheide in den angrenzten Orten Lichtenberg und Issigau gezeigt. Mehr als 70 Prozent der Einwohner sprachen sich im Jahr 2018 für den Bau der Brücke aus.

Mit Glauber war auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Freie Wähler, gekommen, der sich beim Rundgang über die Burg "wie ein Ritter" fühlte. Bei der Finanzierung der Brücken stehen dem Chef der Freien Wähler aber noch harte Gespräche bevor. Aiwanger bestätigte den Beschluss des Ministerartes, das Projekt zu fördern, bislang allerdings mit nur sieben bis acht Millionen Euro aus dem sogenannten Röfe-Topf, Förderung von öffentlichen touristischen Infrastruktureinrichtungen. Mittlerweile, nach drei Jahren Planung, ist der Bau allerdings mit 23 Millionen Euro veranschlagt und damit mehr als doppelt so teuer. Zunächst waren die Planer von zehn Millionen Euro ausgegangen. "Ich hoffe nicht, dass wir in drei Jahren wieder hier stehen und der Preis sich nochmal verdoppelt hat", sagte Aiwanger.

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