Eigener Inhalt Operation Spürnase

Wolfgang Plank

Tupperdose statt eisenbeschlagener Truhe. Geocaching ist die moderne Form der Schatzsuche.

 
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Vergangene Woche war nur so etwas wie eine Fingerübung. Kleines Trainingslager in Sachen Fahndung. Ein Nestchen hier, ein paar Eierchen da. Und mal ehrlich: Wirklicher Scharfsinn oder gar detektivische Fähigkeiten waren im Duell mit dem Osterhasen eher nicht vonnöten. Da hätte der Anspruch an das Versteck in den meisten Fällen schon ein klein wenig größer sein dürfen.

Diese Woche wird’s deutlich schwieriger. Wir begnügen uns nicht mehr mit Süßkram und Spezereien, sondern suchen gleich mal die größte aller Herausforderungen: einen richtigen Schatz. Schoko-Hasen hinter Forsythienzweigen? Pah! Es wird Zeit für Operation Spürnase.

Haben wir nicht als Kinder schon davon geträumt, eines Tages irgendwo auf eine zerfledderte alte Karte mit einem geheimnisvollen X zu stoßen? Es muss ja nicht gleich der Schatz der Tempelritter sein oder die 144 Karren Nibelungengold, die um 430 der hinterlistige Hagen von Tronje in den Rhein gekippt haben soll – aber eine eisenbeschlagene Kiste voll mit Geschmeide dürfte es schon sein. Oder wenigstens eine Tupperdose mit einem Zettel drin.

Die nämlich taugt, wenn es vorrangig um Spaß gehen soll statt um Barren und Edelsteine. Wahre Schätze findet man ohnehin nur mit sehr viel Arbeit oder noch mehr Glück. Beim Geocaching indes reicht schon ein bisschen Scharfsinn – und der Wille, sich für den wahren Fund auch mal ins Unterholz zu schlagen.

Geocaching (von Geo, griechisch für Erde, und Cache, englisch für Geheimlager) ist eine moderne Form der Schnitzeljagd. Jemand versteckt eine Box samt Inhalt, stellt die Koordinaten, meist verschlüsselt, ins Internet – und schon kann die Jagd beginnen. Wer erfolgreich ist, darf sich etwas aus der Schatztruhe nehmen, muss dafür aber auch etwas hineinlegen. Dann trägt er sich im Logbuch ein, das ebenfalls in der Kiste liegt – und versteckt alles wieder an derselben Stelle. Andere Abenteurer wollen ja auch noch ihre Freude haben.

Wie langwierig oder anspruchsvoll sich die Suche gestaltet, ist höchst unterschiedlich. Manche Verstecke kann man nebenbei finden, für andere muss man Berge erklimmen, in Seen abtauchen oder erst einmal einen Rätsel-Marathon absolvieren.

Der erste Cache wurde übrigens am 3. Mai 2000 versteckt. Am Tag, nachdem die USA die Verzerrung der GPS-Signale aufgehoben hatten. Dave Ulmer vergrub bei Portland im US-Staat Oregon einen Eimer mit CDs, einer Videokassette, Geldscheinen, einem Buch, einer Steinschleuder und einer Dose Bohnen. Die Koordinaten:
45° 17‘ 28‘‘ N 122° 24‘ 48‘‘ W. Der erste Cache in Deutschland datiert vom 2. Oktober desselben Jahres. Er liegt südlich von Berlin und trägt den Namen "First Germany".

Lange Zeit galten Geocacher als schräge Vögel. Sie schlugen sich von Spaziergängern belächelt durchs Dickicht, kletterten auf Bäume oder fingerten in Mauerritzen herum. Mit der Verbreitung des Smartphones jedoch explodierte die Zahl der Mitspieler. Gerne versteckt wird in Wäldern, verlassenen Fabrikhallen oder alten Militäranlagen, was schon mal zu Ärger mit Förstern oder gar der Polizei führen kann.

Kleiner Tipp: Immer einen Stift dabeihaben. Wäre doch ärgerlich, wenn man sich trotz erfolgreicher Fahndung nicht ins Buch der Finder eintragen könnte. Zur Grundausrüstung gehören auch ein Blatt Papier (falls vor Ort Aufgaben zu lösen sind), Klappmesser, Taschenlampe und Handschuhe. Und weil die Verstecke mit der Zeit immer raffinierter werden, raten ausgefuchste Sucher zu Teleskopspiegel und Greifer.

So ein Schatz fällt einem halt nicht in den Schoß …


Fotos: AdobeStock

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