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Susann Winkel
 Quelle: Unbekannt

Der Begriff Influencer ist zum "Anglizismus des Jahres 2017" gekürt worden. Von neuen Wörtern, die uns das Netz bescherte.

 
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Es gibt Wörter, die werden so selten gebraucht, dass sie allmählich vergessen werden. Und es gibt die Neuen, die plötzlich da und nicht mehr wegzudenken sind aus dem Alltag. Viele dieser neuen Wörter im Deutschen kommen aus dem Englischen – ganz oder zumindest Teile von ihnen. Sie schließen Lücken in unserer Sprache, indem sie Dinge benennen, die es zuvor nicht gab oder die mühsam umschrieben werden mussten. Manchmal differenzieren sie auch bereits vorhandene Bedeutungen aus. Dann lässt sich ein Sachverhalt noch präziser ausdrücken.

Unter diesen neuen englischen Wörtern im Deutschen, den Anglizismen, kürt eine Jury seit 2010 den "Anglizismus des Jahres". Um für den Titel infrage zu kommen, muss ein Wort nicht nur ein guter, sondern auch ein neuerdings gebräuchlicher "Lückenfüller" sein. Meint: Es sollte im laufenden Jahr erstmals von einer breiten Öffentlichkeit verwendet werden.

2017 in aller Munde war der Begriff Influencer. Das Wort sei im vergangenen Jahr massiv in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossen, sagte der Sprachwissenschaftler und Juryvorsitzende Anatol Stefanowitsch. Seine Gebrauchshäufigkeit unter anderen in Zeitungstexten stieg sprunghaft an. Influencer sind Menschen, die allein durch ihre große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage sind, die öffentliche Meinung mitzugestalten.

Digitalisierung und Internet haben uns aber noch eine Fülle weiterer interessanter Anglizismen beschert, wie ein Blick auf die Sieger und Nominierten der Vorjahre zeigt:

Binge Watching (Platz 4 | 2017)

Der hässliche deutsche Ausdruck dafür ist "Komaglotzen". Beim Binge Watching werden mehrere Folgen einer Serie nacheinander angesehen. Möglich machen dies Video-on-Demand-Angebote, bei denen Videos heruntergeladen oder per Streaming direkt angeschaut werden können. Mit Netflix und Co. lassen sich ganze Tage in Dauerberieselung auf dem Sofa verbringen.

Fake News (Platz 1 | 2016)

Hierbei handelt es sich um Falschmeldungen, die in manipulativer Absicht in den Medien und insbesondere in den sozialen Medien im Internet verbreitet werden. Die Redaktion des Dudens hat den Begriff 2017 in die 27. Auflage der Rechtschreibfibel aufgenommen. Der Umgang mit Fake News ist ein nach wie vor technisch und rechtlich problematisches Thema.

spoilern (Platz 3 | 2015)

Kennen Sie diese furchtbare Unart, anderen die Freude an einem Buch oder Film oder Theaterstück zu verderben, indem das Ende der Handlung verraten wird? Dafür gibt es ein eigenes Verb: spoilern. Während ein "Spoiler" die Zusammenfassung eines Inhaltes insbesondere von medialen Werken ist, bedeutet "to spoil" so viel wie "ruinieren".

Selfie (Platz 3 | 2014)

Das Selfie, das Selbstporträt mit dem Smartphone, klingt schon wie ein alter Bekannter in unserer Sprache, ist aber erst wenige Jahre gebräuchlich. Zwischenzeitlich ließen sich Touristen in Städten recht verlässlich an ihrem Selfie-Stick erkennen, einer Art Haltestange für das Smartphone. Der markante Gesichtsausdruck bei vielen Selfies heißt übrigens Duckface – Entenschnute.

Hashtag (Platz 5 | 2013)

Wir verwenden ihn hier auf den Netzwelt-Seiten im So! schon ganz selbstverständlich, den Hashtag. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen Substantiv "hash" für das Doppelkreuz – auch Raute genannt – und dem englischen Verb "tag", das "markieren" bedeutet. Mit einem Hashtag lassen sich Begriffe oder Themen in sozialen Netzwerken verschlagworten.

Crowdfunding (Platz 1 | 2012)

Aus "crowd" für "Masse" oder "Menge" und "to fund" für "finanzieren" entstand der Begriff Crowdfunding, der es 2012 auch verstärkt in den deutschen Sprachgebrauch geschafft hat. Beim Crowdfunding wird in aller Regel digital über eine Menge an Unterstützern Kapital generiert, um ein Projekt vollständig zu finanzieren oder eine Geschäftsidee umsetzen zu können.

Shitstorm (Platz 1 | 2011)

Die wörtliche Übersetzung wäre zwar anschaulich, aber auch etwas unappetitlich. Vielleicht hat sich deshalb das englische Shitstorm auch hierzulande durchgesetzt. Es bezeichnet eine Welle der Empörung, die durch soziale Netzwerke und Blogs schwappt. Unter ihr begraben werden Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, den Anlass geben Äußerungen oder Taten.

www.anglizismusdesjahres.de

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