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Milliarden Menschen nutzen WhatsApp. Doch ab diesem Wochenende werden viele Nachrichten ausbleiben. Die Newsletter-Funktion ist dann verboten.

 
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Um eine Nachricht schnell an den Kunden zu bringen, setzen viele Unternehmen, vor allem auch Medienhäuser, auf WhatsApp. Wer sich bei seinem favorisierten Nachrichtenportal dafür registriert, erhält Neuigkeiten direkt auf sein Smartphone. Die über WhatsApp verschickte Nachricht führt den Empfänger beim Anklicken dann meist direkt auf die Internetseite oder das Angebot des Medienhauses. Doch damit ist ab heute Schluss. Denn WhatsApp untersagt diese Newsletter und will bei Missachtung der neuen Nutzungsbedingungen gerichtlich gegen Unternehmen und Personen und Personen vorgehen.

Bereits im Sommer hatte der Messenger-Dienst angekündigt, den vor allem bei Firmen beliebten Newsletter abzuschaffen. Damit müssen Dienste wie Messenger People ihr komplettes Geschäftsmodell überdenken. Diese Plattform macht es zum Beispiel möglich, automatisierte Nachrichten an Tausende Nutzer gleichzeitig zu verschicken. Doch genau solche Angebote wertet WhatsApp ab dem heutigen 7. Dezember als Missbrauch und unterbindet sie.

Damit soll vor allem Spam und Fake News ein Riegel vorgeschoben werden, heißt es von Unternehmensseite. Die massenhafte Verbreitung von Falschnachrichten, die in Indien zu Lynchmorden führten und bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien unentschlossene Wähler beeinflussen sollten, hatte zuletzt heftige Kritik an WhatsApp ausgelöst. Der Massenversand von standardisierten Nachrichten bewegte sich schon immer in einer Grauzone der Nutzungsbedingungen des Messengers, der für private Kommunikation ausgelegt ist.

Wer also ab diesem Wochenende noch immer Newsletter von Firmen auf seinem WhatsApp-Account empfängt, der sollte definitiv zweimal hinsehen, wessen Informationen er da erhält. Denn die Mehrzahl der Anbieter hat in den letzten Wochen schon nach Alternativen gesucht und auch die Kunden darüber informiert, dass es einen Nachrichtenservice über den Messenger-Dienst nicht mehr geben wird.

Ob das Konsequenzen für das Portal haben wird, bleibt abzuwarten. Immerhin setzt WhatsApp was die Kommunikation betrifft schon seit Jahren Maßstäbe. Auch bei Mitteilungen von Firmen. Nachrichten, die man über den Messenger verschickt, werden im Durchschnitt bereits nach drei Minuten vom Empfänger gelesen. Die Öffnungsrate beträgt über 90 Prozent. Zum Vergleich: Eine E-Mail wird im Schnitt erst nach fünf bis sechs Stunden gelesen. Die Öffnungsrate liegt hier bei mickrigen 21 Prozent.

Außerdem weist kein anderer Messenger in Deutschland und Europa eine derartige Verbreitung auf wie WhatsApp. Ob Schüler, Student oder Rentner – auf fast jedem Smartphone hierzulande befindet sich die App. Selbst bei der Gruppe der 50- bis 69-Jährigen sollen 79 Prozent Nutzer sein.

Dabei war dieser Erfolg anfangs alles andere als absehbar. 2009 gründeten die Entwickler Brian Acton und Jan Koum den Dienst. Letzterer wollte ursprünglich nur eine Anwendung auf den Markt bringen, die Aufschluss darüber gibt, was die Freunde gerade so tun. Das Telefonbuch im eigenen Smartphone sollte hinter dem Namen des Kontaktes gleich dessen Status anzeigen – so war damals der Plan. Eine Idee, die dem erfolgreichsten Messenger der Welt letztendlich auch seinen Namen verlieh. Denn WhatsApp steht für "What’s up?" – also: Was geht ab?

Allerdings kam dieser Service überhaupt nicht an. Zwar wurde die App bereits 2009 tausendfach heruntergeladen, aber niemand nutzte sie. Erst als Apple noch im selben Jahr möglich machte, Push-Nachrichten auf Smartphones zu schicken, begannen die WhatsApp-User miteinander zu kommunizieren. Und zwar indem sie ihren Status veränderten (zum Beispiel: "Bin auf dem Weg in die Bar") und diesen dann an alle Nutzer in ihrem Telefonbuch sendeten. Die Entwickler rüsteten daraufhin eine Chatfunktion nach und der Rest ist Geschichte. 2014 verkauften Jan Koum und Brian Acton ihren Messenger für 22 Milliarden US-Dollar an Facebook und die Welt verschickt seither Nachrichten in Echtzeit.

Im Netz häufen sich derzeit die Meldungen, dass der Messenger schon bald eine Timer-Funktion bekommt. Das heißt, dass sich die Nachrichten nach einer vom Absender festgelegten Dauer dann einfach selbst löschen. Angeblich sollen Zeitspannen von einer Stunde bis zu einem Jahr möglich sein, heißt es. In Gruppen sollen die Admins bestimmen können, wann die Nachricht wieder verschwindet. Bestätigt ist die neue Funktion bisher aber noch nicht.

Richtig bitter wird es schon bald für Besitzer von Windows Phone. Auf Geräten mit diesen Betriebssystemen wird WhatsApp nach dem 31. Dezember 2019 nicht mehr verfügbar sein. Ebenfalls nicht mehr bedient werden Android Versionen 2.3.7 und älter sowie iOS 8 und älter. Auf solchen Geräten kann der Messenger ab dem
1. Februar 2020 nicht mehr genutzt werden.

Bezahlen mit WhatsApp, das ist eine Vision, die Facebook-Chef Mark Zuckerberg schon vor Monaten angekündigt hat. Das sogenannte Facebook Pay soll für die Dienste Facebook, Facebook Messenger, WhatsApp und Instagram gleichermaßen eingeführt werden. Dazu wird bei Facebook Pay ein Zahlungsmittel der Wahl festgelegt (Kreditkarte, Paypal, etc.) Der Dienst selbst kann dann innerhalb des Messengers oder der Plattform genutzt werden, um direkt ein Produkt zu kaufen und zu bezahlen oder einfach Freunden Geld zu senden. In den USA ist der Dienst bereits gestartet. Wann in Deutschland via WhatsApp und Co. gezahlt werden kann, ist noch nicht bekannt.

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