Eigener Inhalt Voll Gas – mit Panda und Co.

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Noch ist nicht heraus, ob das ladefähige Auto wirklich ein Segen ist. Ganz sicher nicht, wenn der Saft abseits von Sonne, Wasser oder Wind erzeugt wird. Und auch im Inneren bergen E-Mobile ein schmutziges Geheimnis. Die Rohstoffe für Batterien müssen der Erde brutal entrissen werden. Übrig bleiben gerodete Wälder, vergiftete Böden, verseuchte Flüsse. Von den Arbeits­bedingungen beim Rohstoff-Schürfen ganz zu schweigen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Dumme ist: Politik und Autobauer haben sich auf den Elektro-Antrieb verständigt. Alternativen? Nicht wirklich diskussionswürdig. Dabei kommt in der Euphorie um das E-Mobil eine Idee zu kurz. Energie, die billiger ist als Strom und sauberer als Sprit: Erdgas – oder auch Bio-Methan. Ein Kilo CNG (Compressed Natural Gas) liefert anderthalb mal so viel Energie wie ein Liter Super und das 1,3-Fache von Diesel. Obendrein verbrennt es sauberer. Der CO2-Ausstoß liegt ein Viertel niedriger, der an Stickoxiden gar um 80 Prozent.

Bei Fiat pflegen sie die Technologie seit langem. Mehr als 740 000 Erdgas-Fahrzeuge hat der Konzern seit 1997 abgesetzt. Spitzenreiter – und mit mehr als 300 000 Exemplaren meistverkauftes CNG-Auto überhaupt – ist der Fiat Panda (85 PS, ab 14 190 Euro). Aktuell gehen noch Punto (70 PS, ab 15 990 Euro) und 500L (80 PS, ab 19 690 Euro) aufs Gas, im eher gewerblichen Bereich stehen Qubo, Doblo, Fiorino und Ducato bereit.

Das Schöne: Im Alltagsbetrieb ist kaum ein Unterschied zu merken. Ein paar PS fehlen gegenüber dem Benziner, doch gäbe es im Cockpit kein Symbol, man würde einem Auto wie dem Gas-Panda nichts anmerken. Allenfalls die gut drei Zentner Mehrgewicht für die beiden Tanks. Einer, lang und schmal, sitzt längs am Unterboden, der andere, kurz und dick, quer unter dem Kofferraum. Generell gilt bei Fiat das Prinzip Unterflur. Weder Innen- noch Laderaum soll verlorengehen.

Ein schlagendes Argument ist der Unterhalt: Der Durchschnittsverbrauch des Panda beträgt im Gasbetrieb 3,1 Kilo pro 100 Kilometer. Das sind umgerechnet etwa 3,20 Euro. So billig fährt nicht mal ein Diesel. Trotzdem sind deutschlandweit nur homöopathisch geringe Stückzahlen an CNG-Fahrzeugen unterwegs. Auch von anderen Herstellern. Ein Grund ist diffuses Unbehagen. Gas explodiert ja schon mal, erinnert man sich. Unbegründet, heißt es bei Fiat dazu. Die Behälter sind mehrfach gegen Korrosion beschichtet, ein System von Ventilen sorgt für maximale Sicherheit. Und: Erdgas ist leichter als Luft, verflüchtigt sich also schnell.

Viel mehr schreckt das grobmaschige Tankstellen-Netz. Nur etwa 900 CNG-Zapfsäulen gibt es in Deutschland. Da geht es nicht immer ohne Umweg ab. Um das zu ändern, hat der VW-Konzern eine Initiative angestoßen, die man bei Fiat durchaus wohlwollend sieht. Aus den 900 sollen 2000 werden. Mindestens. Und zwar bis 2025.

Nur Vorteile hat auch CNG nicht. Die Wartungskosten sind höher und zur HU ist eine Gas-Prüfung fällig. Etwas teurer in der Anschaffung sind die Gas-Fiats auch. Dafür können Panda und Co. heute schon Methan tanken, das aus Bio-Abfällen stammt. Und auch solches, das aus Öko-Strom per Elektrolyse und Vermischung mit CO2 gewonnen wird.

Womöglich hat man das auch im politischen Berlin durchblickt. Weil der Diesel schmutzt und das E-Mobil lahmt, hat das Bundeskabinett beschlossen, die Steuervorteile für Erdgas bis 2026 zu verlängern. Und bei Fahrverboten können CNG-Fahrer komplett entspannt bleiben.

Bilder