Eigener Inhalt VW Crafter: Schwer im Kommen

Wolfgang Plank

Praktisch muss ein Nutzfahrzeug sein, robust und zuverlässig. Heißt ja nicht ohne Grund so, dachte man lange. Aber nur nützlich war gestern. Heute müssen Transporter mehr bieten als nur Bewegung von Paketen, Werkzeugen, Lasten oder Menschen. Vor allem müssen sie individuell sein: wendig für die einen, für die anderen lang und mit viel Zuladung. Weil die einen Gemüse in die City bringen, die anderen Zement auf die Baustelle.

 
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Und so sind beim Crafter außer zwei Radständen aller guten Dinge drei: Es gibt Kasten, Kombi und Pritsche; drei Längen (5,99, 6,84 und 7,40 Meter), drei Dachhöhen (2,35, 2,60 und 2,80 Meter) – und drei Konzepte. Nach den Modellen mit Kraft an der Vorderachse sind ab sofort auch Heck- und Allradantrieb verfügbar. Für schwere Lasten und schweres Geläuf. Damit lassen sich bis zu fünf Tonnen Gesamtgewicht verfrachten (eine 5,5-Tonnen-Version kommt 2018). Beim Allrad ist zwar bei vier Tonnen Ende, dafür hält den auf Matsch oder Schotter so schnell nichts auf.

Die Motoren, allesamt Zwei-Liter-Diesel mit SCR-Kat und 18 Liter fassendem AdBlue-Tank, erledigen ihren Job souverän und ohne störendes Gebrumm. Treibt der Crafter beide Achsen, stehen 140 und 177 PS zur Wahl, ist es nur die hintere, kommt eine Version mit 122 PS dazu. Bei Frontantrieb sind 102, 140 und 177 PS im Angebot. Für einige Modelle lässt sich ein sanft schaltender Acht-Stufen-Wandler ordern, serienmäßig sortiert sich die Kraft von Hand über sechs Gänge. Der Einstiegspreis für das Basismodell mit 102 PS, mittlerem Radstand und Hochdach liegt bei 35 475 Euro (knapp 30 000 Euro netto). Um die Jahreswende kommt zudem eine Akku-Version mit einem 136 PS starken E-Motor und 200 Kilometern Reichweite bei maximal Tempo 80.

Vorbei sind in jedem Fall die Zeiten, in denen ein Transporter unbequem war. Schließlich macht seinen Job am besten, wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt. Darum ist der Sitz zig-fach verstellbar, schwingt auf Wunsch mit oder massiert sogar den Rücken. Das Cockpit erinnert mit voller Absicht an den T6. Dazu gibt es des bequemeren Einstiegs wegen ein unten abgeflachtes Lenkrad – vor allem aber jede Menge Raum für Handy, Paketscanner, Wasserflaschen, Kaffeebecher, Zollstock, Taschenlampe, Handschuhe und all die anderen Dinge, die man den Arbeitstag über eben so braucht. Auch an USB- und 12-Volt-Buchsen herrscht kein Mangel. Eine optionale 230-Volt-Steckdose lädt Werkzeug-Akkus oder Laptop.

Die Federung ist zweckmäßig straff und erfreulich wankstabil. Damit alles im Lot bleibt, haben sie in Hannover – je nach Antrieb, Ladung und Einsatz – fünf verschiedene Hinterachsen konstruiert. Am Ende sorgen die Fahrwerke schon fast für Pkw-Gefühl. Da macht dann sogar ein leichter Laster Lust.

Möglich wird das auch, weil – erstmals in einem Transporter – die Servolenkung elektromechanisch arbeitet. Damit hält der Crafter auf Wunsch ein Gespann stabil, findet in und aus Parklücken, und falls es mal stürmisch wird, hilft bei Kasten und Kombi der serienmäßige Seitenwind-Assistent. Ebenfalls im Angebot: Abstands-Tempomat, Rückfahrkamera und Sensoren, die warnen, bevor man sich hässliche Dellen in die lange Flanke fährt.

Besonders stolz aber sind sie bei VW Nutzfahrzeuge auf den um zehn Zentimeter gegenüber dem Vorgänger abgesenkten Ladeboden. Klingt nicht nach Sensation – doch wer an 220 Arbeitstagen jeweils 200 Pakete in den Crafter lädt und wieder hinaus, spart sich pro Jahr den Weg zum Gipfel des Matterhorns und zurück. Und den zum Orthopäden womöglich auch.

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