Eigener Inhalt Toyota Yaris: Prius in frech

Wolfgang Plank

Als einziger Kleinwagen bietet der Yaris einen Hybrid-Antrieb, der beim Bremsen Strom gewinnt und im Akku bunkert. Sieben von zehn Kunden entschieden sich bislang für die rollende Sparbüchse.

 
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Das Top-Modell der Baureihe ist bereits schnell und siegreich. 2019 wurde Ott Tänak mit dem Yaris Rallye-Weltmeister. Doch während Toyotas Quertreiber-Elite wegen Corona noch bis 2022 im alten Modell an den Start gehen muss, gibt es die zivile Version in vierter Generation gänzlich neu. Nicht so stark wie die WRC-Geschosse – aber mit ähnlich großem Erfolg. Ist der Yaris doch der meistverkaufte Toyota in Deutschland und Europa. Der neue steht ab 19. September im Schaufenster.

Athletisch ist er geworden. Und – gegen den Trend ständigen Wachstums – sogar fünf Millimeter kürzer. Die Backen dick, das Dach flach, der Bürzel frech. Vorbildlich: Assistenten für Spur, Abstand und Notbremsung sind Serie. Geblieben ist sein großes Plus: Als einziger Kleinwagen bietet der Yaris einen Hybrid-Antrieb, der beim Bremsen Strom gewinnt und im Akku bunkert. Sieben von zehn Kunden entschieden sich bislang für die rollende Sparbüchse. Mit dem neuen Modell wird die Zahl eher noch wachsen.

Den beiden Benzinern bleibt da nur mehr die Nische. Und das nicht ohne Grund: Der Ein-Liter-Dreizylinder mit 72 PS ist eher was für Vortriebs-Allergiker, der Technik-Bruder mit 1,5 Litern zeigt seine 125 PS mangels Turbo ein wenig verhalten. Und wie die Japaner über Diesel in der City denken, ist ohnehin klar: Für Deutschland war der Selbstzünder schon mit dem Facelift des Vorgängers komplett aus dem Motorraum gefallen.

So wie der Prius wird also auch der Yaris bald stellvertretend für den gekoppelten Antrieb stehen. Nur eben kleiner und frecher. Und was will man innerstädtisch auch mehr? Der Doppelpack aus Kolben und Wicklung stellt in Summe 116 leise werkelnde PS bereit. Und irgendwie erwacht damit neuer Ehrgeiz. Nicht schneller anzukommen, sondern sparsamer unterwegs zu sein. Sparfüchse aufgepasst: Bei etwas Gefühl im rechten Pedal kann der Verbrenner rund die Hälfte der Fahrzeit tatsächlich pausieren.

Echt sportlicher Beschleunigung steht traditionell die etwas zögerliche Stufenlos-Automatik im Wege, aber wenn’s sein muss, schafft es der Yaris Hybrid in unter zehn Sekunden auf Landstraßen-Limit und mit etwas Anlauf sogar bis 175 – mit vorbildlichen 64 bis 73 Gramm CO2 pro Kilometer wird’s dann allerdings nichts mehr. Das ausgewogene Fahrwerk kommt auch mit schnellen Kurven prima klar. Trotz weicherer Federn lenkt sich der Yaris präziser als der Vorgänger, weil sich das Chassis weniger verwindet. Eine der vielen Erfahrungen aus dem Rallyesport.

So wie der niedrige Schwerpunkt. Und deshalb sitzt man im knapp vier Meter kurzen Yaris deutlich tiefer als früher. Dank flacherer Motorhaube und kleinerem Lenkrad bleibt das Sichtfeld aber gleich. Alle Fahr-Informationen zeigen sich auf vernetzten Bildschirmen sowie einem optionalen Head-up-Display. Auch hinten bleibt der Kopf frei, mit den Knien kann’s allerdings knapp werden, wenn die Vorderleute allzu ausladend thronen.

Los geht’s bei 15 392 Euro, für das Hybrid-Modell ruft Toyota ab 19 486 Euro auf. Abzüglich staatlicher Förderung. Dass es auch sportlicher – und mit gut 33 000 Euro deutlich teurer – geht, zeigt Toyota parallel dazu mit dem GR Yaris: 1,6-Liter-Turbo, 260 PS, Allradantrieb. Das ist dann schon deutlich näher an den Dienstwagen der WRC-Piloten.

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